Kalenderblatt Freitag, 22. Dezember 2023
Zitat des Tages: „Die deutsche Frage bleibt so lange offen, wie das Brandenburger Tor geschlossen ist.“ Richard von Weizsäcker (1920)+
22.12.1989: Nach 28 Jahren: Das Brandenburger Tor öffnet sich
Zwei Tage vor dem Weihnachtsfest 1989 wird das Brandenburger Tor in der ehemals geteilten Stadt Berlin zum ersten Mal seit 28 Jahren wieder für Fußgänger aus Ost und West passierbar. In Gegenwart der beiden Berliner Bürgermeister Momper und Krack setzen Ministerpräsident Hans Modrow und Bundeskanzler Helmut Kohl mit der Eröffnung von zwei neuen Fußgängerübergängen ein weiteres Zeichen für die sich anbahnende neue Freiheit.
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Schon seit dem Mauerfall vom 9. November waren Rufe laut geworden, die eine Öffnung des Brandenburger Tors forderten, das seit August 1961 nur noch eine Funktion als Mahnmal der geteilten Stadt und militärisches Objekt „zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung an der Staatsgrenze der DDR“ erfüllte.
Dabei kann das vom Architekten Carl Gotthard Langhans in den Jahren 1788-91 erbaute Monument auch ohne die 28 Jahre währende „Einkerkerung“ auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Zwar konnte es Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. seinerzeit gar nicht rasch genug gehen, bis das einstige Stadttor durch ein zeitgenössisches Säulenbauwerk ersetzt wurde, doch die Eröffnung im Sommer 1791 fand in einem eher schlichten Rahmen statt. Uneinigkeit herrschte auch bei der Beurteilung des Denkmals, so sollen es Kritiker aus dem Nachbarland Frankreich als „schlechte Nachahmung griechischer Architektur“ bezeichnet haben. Dennoch zögerte der französische Imperator und „Kunsträuber“ Napoleon nach dem Sieg über das preußische Heer bei seinem Einzug in Berlin im Oktober 1806 nicht, sich die „Quadriga“ auf dem Tor anzueignen. Erst nach Napoleons Niederlage in der Völkerschlacht von Leipzig wurde die zentnerschwere Statue von Paris an ihren angestammten Platz zurückgebracht.
In wilhelminischen Zeiten ritt der deutsche Kaiser durch das Tor, und Adolf Hitler nutzte das symbolträchtige Nationaldenkmal bei seiner Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 zur Demonstration seiner Macht und stundenlangen Aufmärschen der S.A. im Fackelschein. Im Mai 1945 ließ die Rote Armee als Zeichen ihres Sieges die sowjetische Flagge vom Brandenburger Tor wehen. Am 17. Juni 1953 schließlich wurde das Wahrzeichen Zeuge des Volksaufstandes in der DDR, der von sowjetischen Panzern gnadenlos niedergewalzt wurde.
„Nie mehr dürfe hier der Brandgeruch des Krieges wehen“, betonte daher SED/PDS-Politiker Hans Modrow vor der Presse und den unzähligen Bürgern, die sich am 22. Dezember 1989 rund um Pariser Platz und Brandenburger Tor eingefunden hatten, um diesem historischen Ereignis beizuwohnen. Altkanzler Helmut Kohl erinnert sich: „Es war kalt und goss in Strömen. Dennoch waren Abertausende gekommen, als ich zusammen mit Hans Modrow und den beiden Bürgermeistern Walter Momper und Erhard Krack um 15 Uhr das Tor von West nach Ost durchschritt.“
Danach reichten sich die Politiker die Hände und ließen zum Zeichen des Friedens zwei weiße Tauben fliegen.
Gedenktage:
1999: Nach bereits neun Jahren abgebüßter Haft muss die 41-jährige Monika Böttcher, geschiedene Weimar, die im Sommer 1986 ihre beiden Töchter getötet haben soll, ihre lebenslange Gefängnisstrafe erneut antreten. Ein 1997 erfolgter Freispruch war ein Jahr später vom Bundesgerichtshof wegen Rechtsfehler aufgehoben worden.
1968: Zwischen Innsbruck und dem an der Grenze zu Italien gelegenen Brenner-See wird die 36 km lange Brenner-Autobahn dem Verkehr übergeben. Für Urlauber wird die Anreise in den sonnigen Süden nun weitaus bequemer und weniger kurvenreich vonstatten gehen.
1967: Im Prozess gegen den wegen Landfriedensbruchs angeklagten Studenten Fritz Teufel ergeht heute ein Freispruch. Der 24-jährige Kommunarde war beschuldigt worden, als Anführer einer Anti-Schah-Demonstration im Juni des gleichen Jahres in Berlin Polizisten mit Steinen beworfen zu haben.
1942: In Berlin-Plötzensee werden über 100 Mitglieder der im Sommer ausgehobenen geheimen Widerstands- und Spionagebewegung „Rote Kapelle“ gehenkt. Bei der Zerschlagung des international tätigen Geheimbunds in Brüssel waren der Gestapo die Namen deutscher Widerstandskämpfer in die Hände gefallen. Unter den Hingerichteten befinden sich auch die führenden Köpfe der Organisation, darunter Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack.
1938: Kernspaltung! Bei wissenschaftlichen Versuchen am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin spalten der Leiter des Instituts Otto Hahn und sein Mitarbeiter, der Chemiker Friedrich Wilhelm Straßmann, einen Urankern und setzen damit zum ersten Mal Kernenergie frei.
1550: Der Rechenlehrer Adam Riese, Leiter einer Schule in Annaberg/Erzgebirge, veröffentlicht sein zweites Lehrbuch „Rechenung nach der lenge auf den Linihen und Federn“. Der Urvater der modernen Algebra ersetzte darin erstmals römische durch arabische Zahlen und stellte auch das Dezimalsystem und das Rechnen mit Stellen vor.
Geburtstage:
1962: Ralph Fiennes; britischer Schauspieler. Dem internationalen Filmpublikum wurde er mit seiner Rolle im Steven-Spielberg-Film „Schindlers Liste“ (1993) sowie als Graf Almásy in „Der englische Patient“ (1996), der oscargekrönten Verfilmung des gleichnamigen Romans von Michael Ondaatje, bekannt. Weitere Rollen in Istvan Szabos „Sunshine“ und im Melodram „Ende einer Affäre“.
1949: Maurice († 12.1.2003) und Robin Gibb; englische Musiker, deren Familie 1958 nach Australien auswanderte. Das Zwillingspärchen bildete wie die Brüder Andy und Barry die Popgruppe „Bee Gees“ Streitigkeiten unter den berühmten Brüdern führten dazu, dass Robin ausstieg und sich zeitweise einer Solistenkarriere zuwandte. Aus dieser Zeit stammen die Titel „Saved By The Bells“ und „Juliet“ (1997). Anfang 2001 erschien Robin’s neues Album „Magnet“; die Freude darüber wird überschattet vom Herztod des Zwillingsbruders Maurice.
1908: Giacomo Manzù († 17.1.1991); italienischer Bildhauer. Neben zahlreichen modernen Plastiken und Skulpturen schuf der von impressionistischen Künstlern wie Rodin, Degas und Maillol beeinflusste Norditaliener auch Bronzestatuen und Portale, unter anderem für den Petersdom in Rom und den Dom zu Salzburg.
1899: Gustaf Gründgens († 7.10.1963); deutscher Schauspieler, Regisseur und Theaterintendant und einer der erfolgreichsten seiner Zunft. Seine Auftritte an renommierten deutschen Bühnenhäusern und seine Darstellungen dämonischer Charaktere (z.B. den „Mephisto“ in Goethes „Faust“) machen ihn ebenso unvergesslich wie seine meisterhaft in Szene gesetzten Theaterstücke und seine filmischen Werke („Ein Glas Wasser“).
1858: Giacomo Puccini († 29.11.1924); italienischer Komponist. In Europa zählt der aus der Toscana stammende Musikdramatiker neben Mozart, Wagner und seinem Landsmann Verdi zu den populärsten Komponisten. Seine Opern „La Bohème“ (1896), „Tosca“ (1900), „Madame Butterfly“ (1904) und sein unvollendetes Werk „Turandot“ (1924) stehen heute noch auf dem Spielplan renommierter Opernhäuser auf der ganzen Welt.
Copyright Rosmarie Elsner