Sonntag 20.8.23

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lebensmittel-0172.gif von 123gif.deKalenderblatt Sonntag, 20. August 2023


Zitat des Tages: „Die Angst ist die andere Hälfte von Mut.“ Reinhold Messner (1944)

20.8.1968: „Prager Frühling“: Böses Erwachen
Der „Prager Frühling“, ein ohnehin recht vorsichtiger Versuch von KP-Chef Alexander Dubcek, dem Sozialismus in der Tschechoslowakei menschlichere Züge zu verleihen, endet heute mit dem Anrollen sowjetischer Panzer in der Hauptstadt Prag. Beim Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts, von den moskautreuen Genossen im Lande angeblich um Hilfe gebeten, ruft Dubcek das Volk zum passiven Widerstand auf.

Mehr Details:
Alle Hoffnungen der tschechoslowakischen Bevölkerung auf einen Sozialismus mit demokratischen Zügen wurden mit dem Eintreffen bewaffneter Sowjeteinheiten am Abend des 20. August 1968 restlos zunichte gemacht. Wie schon bei den Volksaufständen 1953 in der DDR und 1956 in Ungarn demonstrierte die Sowjetunion in aller Härte, wer am längeren Hebel sitzt. Nachdem die am späten Abend aus Moskau gelandeten Elitetruppen die Flughäfen in Prag und Bratislava eingenommen hatten, rückten am kommenden Tag Panzerverbände des Warschauer Pakts – aus Ungarn, Polen, Rumänien, Bulgarien und der DDR – an, um den neuen freiheitlichen Kurs im Keim zu ersticken.
Das Weiße Haus in Washington war vom Kreml über die militärische Intervention im Vorfeld ebenso informiert worden wie die wenigen regimetreuen tschechoslowakischen Funktionäre, auf deren Hilfeersuchen der Einmarsch laut einer Meldung der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS erfolgt sei. Nahezu ohnmächtig musste das Volk, von der Reformregierung unter Dubcek am Mittag des 21. August aufgerufen, keinen Widerstand zu leisten, die Invasion in den Augusttagen miterleben. Dennoch eskalierte die Situation vereinzelt, dort wo aufgebrachte Bürger sich den Okkupanten mit der Nationalfahne in den Weg stellten oder beim hilflosen Versuch, den sowjetischen Panzern Einhalt zu gebieten: Es gab etwa 70 Tote, Hunderte Verletzte, und die obligatorischen Massenverhaftungen.
Der sowjetischen Besetzung folgte ein neuer Gewaltakt in Form von Verhandlungen mit der abtrünnigen Parteispitze in Moskau. Bei der Rückkehr nach Prag hatten Dubcek und seine Parteigenossen mit der Unterzeichnung des „Moskauer Protokolls“ vom 26. August kapituliert – der Traum von bescheidenen Freiheiten und Demokratisierung war ausgeträumt.
Der Reformkommunist Alexander Dubcek, als Erster Sekretär der KP für kurze Zeit Hoffnungsträger einer ganzen Nation, wurde nach der Wiederherstellung der „Ordnung“ im Land aller Ämter enthoben und aus der Partei ausgeschlossen. Nahezu 20 Jahre, bis zur Beendigung der kommunistischen Vorherrschaft 1989, lebte die Symbolfigur des „Prager Frühlings“ als einfacher Landarbeiter. Danach rehabilitiert, übte er bis zu seinem Tod im November 1992 das Amt des Parlamentspräsidenten aus. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte die Vereidigung von Staatspräsident Václav Havel.

Gedenktage:
1988: Im seit acht Jahren andauernden Krieg zwischen dem Irak des Diktators Saddam Hussein und dem Iran der Mullahs, der von beiden Ländern mit unerbittlicher Härte bis an den Rand des wirtschaftlichen Ruins geführt wurde, schweigen mit dem heutigen Inkrafttreten des Waffenstillstandsabkommens endlich die Waffen.
1983: Für eine Sensation bei den Schwimm-Europameisterschaften in der „Ewigen Stadt“ Rom sorgt der als „Albatros“ betitelte Schwimmer Michael Groß aus Offenbach/Main, der sich eine Goldmedaille nach der anderen (insgesamt vier) holt. Sein weibliches Pendant, Birgit Meineke, Schwimm-Ass aus der DDR, setzt noch eins drauf und glänzt mit insgesamt fünf Goldmedaillen.
1980: Der Südtiroler Bergsteiger Reinhold Messner bezwingt den 8.848 m hohen Mount Everest (Nordseite) im Alleingang und ohne Sauerstoffflaschen. Ziel des Extrembergsteigers ist es, sämtliche Achttausender im Himalajagebirge, insgesamt 14 an der Zahl, zu erklimmen. 1986 wird dieses Ziel erreicht sein.
1977: Die erste der US-amerikanischen Voyager-Sonden, „Voyager I“, startet heute zu ihrem Flug ins All, der sie bis zu den äußeren Planeten Jupiter, Saturn und Uranus führen wird, über die sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse erhoffen. In den neunziger Jahren wird sich die Sonde der Grenze des Sonnensystems nähern.
1953: Ein halbes Jahr nach Stalins Tod und seiner Ernennung zu dessen Nachfolger kündigt der sowjetische Ministerpräsident Georgij M. Malenkow in Moskau die Erprobung eines neuen Massenvernichtungsmittels, der Wasserstoffbombe, an.

Geburtstage:
1944: Rajiv Ghandi († 21.5.1991); indischer Politiker, der wie seine Mutter Indira G. Staatsoberhaupt Indiens (1984) war, sich wie sie für die Aussöhnung zwischen den Religionsgemeinschaften Hindus und Sikhs einsetzte und schließlich wie sie von einem Attentäter ermordet wurde.
1942: Hannelore Hoger; deutsche Schauspielerin. Cineasten kennen die Hamburgerin aus Alexander Kluges Film „Die Artisten in der Zirkuskuppel: Ratlos“ und aus Helmut Dietls Satire „Rossini“, dem Fernsehpublikum hingegen ist die Künstlerin aus dem TV Movie „Die Bertinis“ nach dem gleichnamigen Roman von Ralph Giordano und natürlich als Kommissarin aus der TV-Krimiserie „Bella Block“ ein Begriff.
1916: Richard Stücklen († 2.5.2002); deutscher Politiker. Verdienste schuf sich der Mitbegründer der CSU u.a. als Postminister (1957-66) mit der Einführung der neuen Postleitzahlen (1962). Nach Ämtern als Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag und stv. Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion folgte er Karl Carstens als Bundestagspräsident nach (1979-83), und wurde nach der Ablösung durch Rainer Barzel wieder Vizepräsident.
1901: Salvatore Quasimodo († 14.6.1968); italienischer moderner Lyriker. Mit seinem Namensvetter aus Victor Hugos weltbekanntem Roman „Der Glöckner von Notre-Dame“ hat der Sizilianer, dessen Werke sich auch durch die Schlichtheit der Sprache auszeichnen, natürlich nichts zu tun. Seiner Gedichte wegen, „poesia sociale“ genannt, wurde er 1959 mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt. (Werke: „Geben und Haben“, 1966).
1779: Jöns Jakob Freiherr von Berzelius († 20.6.1779); schwedischer Chemiker, der das sechsbändige Standardwerk „Lehrbuch der Chemie“ (1803-30) verfasste und damit die Grundlagen der heutigen Formel- und Zeichensprache der Chemie formulierte. Außerdem entdeckte er diverse chemische Gesetze sowie die Elemente Cer, Selen und Thorium.
Copyright Rosmarie Elsner

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