Pfingst-Montag 20.5.24

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Kalenderblatt Pfingst-Montag, 20. Mai 2024

 

Zitat des Tages: „Ich kann allem widerstehen, nur nicht der Versuchung.“ Oscar Wilde (1854-1900)
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20.5.1895: Oscar Wilde: Tiefer Sturz eines Dandys
Vor dem Londoner Kriminalgericht „Old Bailey“ beginnt heute der Prozess gegen den irischen Schriftsteller Oscar Wilde, an dessen Ende der begnadete Dichter und vormalige Liebling der Londoner Gesellschaft zu zwei Jahren Zuchthaus und Zwangsarbeit verurteilt wird. Zum Verhängnis wird ihm im prüden viktorianischen Zeitalter die Beziehung zu einem jungen Adligen und dessen Fehden mit dem Vater, die den Künstler in einen vernichtenden Strudel ziehen.



Mehr Details:
Oscar Fingal O’Flahertie Wills Wilde, Sohn eines angesehenen Arztes und einer Dichterin aus Dublin, kam nach der Studienzeit in Oxford nach London, wo er sich in Künstlerkreisen bald als geistreich-witziger Ästhet einen Namen macht, ein Konversationsgenie im Salon, das Bonmots statt Biskuits zum Tee serviert. Zunächst ein exzentrischer Dandy, der sich mit Vorliebe in Samtjacketts und Seidenstrümpfen zeigt, strebt er der idealen Schönheit nach. „L’art pour l’art“ ist seine Devise.
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere – Werke wie „Lady Windermeres Fächer“ oder „Eine Frau ohne Bedeutung“ feiern rauschende Erfolge auf Londoner Bühnen – gerät Wilde in den Bann des jungen Lord Alfred Douglas. Die latente homosexuelle Neigung des verheirateten Autors und Vaters zweier Söhne, zuvor eher künstlerisch inspiriert, macht ihn jetzt mit der Welt der verbotenen „Liebe, die ihren Namen nicht zu nennen wagt“ bekannt. „Bosie“, der Ruhm (und Geld) des 16 Jahre älteren Gönners in vollen Zügen genießt, steht mit seinem despotischen Vater, dem Marquess of Queensberry, auf Kriegsfuß. Dieser verfolgt zunächst den widerspenstigen Sohn und dann Wilde mit blindwütigem Hass. Die Situation eskaliert, als der Marquess Wilde öffentlich als „posierenden Sodomiten“ beleidigt und sein Sprössling, der den Vater zu gern auf der Anklagebank sähe, Wilde zu einer Verleumdungsklage drängt. Gegen den Rat wohlmeinender Freunde und in Verkennung der Macht seiner Gegner im bigotten England des ausgehenden 19. Jahrhunderts verklagt dieser den Marquess, der jedoch als Sieger hervorgeht und nun seinerseits die Strafverfolgung des Dichters betreibt. Am 20. Mai 1895 beginnt der Prozess, an dessen Ende Justice Wills das vernichtende Urteil verkündet: zwei Jahre Zuchthaus und Zwangsarbeit.
Der 1997 gedrehte Film „Oscar Wilde“ des britischen Regisseurs Brian Gilbert erinnert ein Jahrhundert nach der Haftentlassung an die Tragödie (brillant in den Hauptrollen Stephen Fry und Jude Law): Verurteilung, Konkurs, Zuchthaus und völliges soziales Absinken. Zum Schreiben nicht mehr fähig, ist Wildes einziges Werk danach die erschütternde „Ballade vom Zuchthaus zu Reading“. Späte Genugtuung: Während die pompösen Akteure von damals allenfalls noch in Verbindung mit Oscar Wilde Erwähnung finden, ist der Autor berühmter denn je und seine Bonmots (wieder) in aller Munde.
Gedenktage:
1960: In Cannes wird der Film „La dolce vita“ des italienischen Regisseurs Federico Fellini, der das süße Leben der Highsociety Roms – und Anita Ekberg mit Marcello Mastroianni beim berühmt gewordenen Bad im Brunnen „Fontana di Trevi“ – zeigt, bei den diesjährigen Filmfestspielen mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.
1900: Die II. Olympischen Spiele der Neuzeit, die heute in Paris eröffnet werden, erfahren eher stiefmütterliche Behandlung: Das Ereignis findet im Rahmen und als Beigabe der Pariser Weltausstellung statt und erhält zur Enttäuschung von Pierre Baron de Coubertin nicht die Beachtung wie vier Jahre zuvor bei der Premiere in Athen.
1862: Die heutige Unterzeichnung des „Homestead Act“ (Heimstättengesetz) durch US-Präsident Abraham Lincoln legt den Grundstein für die Besiedlung des amerikanischen Westens. Jeder Bürger, der über 21 Jahre oder Familienvater ist, kann kostenlos 160 Acre Land erwerben und sich als Farmer niederlassen. Nicht gefragt wird allerdings die indianische Bevölkerung.
1795: 17 Nationen einigen sich bei der Nationalversammlung in Paris auf ein gemeinsames Längenmaß, den Meter – eine Bezeichnung, die aus dem Griechischen kommt, wo „metron“ Maß bedeutet.
1631: Die Truppen des Kaisers Ferdinand II. unter Führung des Feldherrn Johann Tserclaes Graf von Tilly marschieren nach mehreren Monaten der Belagerung in Magdeburg ein. Bei der anschließenden Plünderung der Stadt, die sich während dieses Dreißigjährigen Krieges mit Schweden verbündet hatte, kommen rund 25.000 Menschen ums Leben.
1498: Der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama landet mit seiner Flotte in Calicut an Indiens Westküste. Nach jahrzehntelangen vergeblichen Anstrengungen Portugals und anderer Seefahrernationen ist es ihm damit gelungen, den Seeweg nach Indien zu entdecken und erstmals zu befahren.
Geburtstage:
1944: (Sir) Joe (John Robert) Cocker; britischer Rockmusiker mit markanter Stimme. Seit seinem Auftritt beim Woodstock-Festival im August 1969 durchlebte der ehemals trinkfreudige Megastar aus Sheffield sämtliche Höhen und Tiefen. Nach Skandalen und Alkoholexzessen geläutert, ist Cocker brillant wie eh und je, wie Hits der Neuzeit (u.a. „N’oubliez Jamais“) beweisen. Im Juni 2007 wurde der Rock- und Bluesbarde von Queen Elizabeth zum Ritter geschlagen.
1921: Wolfgang Borchert († 20.11.1947); deutscher Schriftsteller. Sein beklemmendes Buch/Hörspiel „Draußen vor der Tür“ (1947) schildert das tragische Schicksal eines Kriegsheimkehrers und zählt auch heute noch zur Pflichtlektüre in deutschen Schulen. Borcherts Werk umfasst auch Gedichten und Kurzgeschichten wie „Die Hundeblume“ aus dem Jahr 1947.
1915: Moshe Dayan († 16.10.1981); israelischer General und Politiker. Der Mann mit der Augenklappe war der gefeierte Held seines Landes, das er als Verteidigungsminister sowohl im Sechstage-Krieg (1967) als auch im Jom-Kippur-Krieg (1973) gegen die arabischen Nachbarstaaten zum Sieg führte.
1851: Emil Berliner († 3.8.1929); US-amerikanischer Elektroingenieur. Der gebürtige Berliner erfand 1887 das Grammophon, auf das er runde Zinkplatten mit dünner Wachsschicht legte. Diese Tonträger, fortan Schallplatten genannt, konnten bereits ab 1892 in großer Anzahl produziert werden.
1799: Honoré de Balzac († 18.8.1850); französischer Schriftsteller. Sein Schreibstil gleicht dem Schnitt eines Seziermessers, in über hundert Romanen (u.a. „Comédy Humaine“) richtet der Mitbegründer des literarischen Realismus seinen schonungslosen Blick auf Politik und Gesellschaft seiner Zeit.
Copyright Rosmarie Elsner

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