Kalenderblatt Dienstag, 19. Dezember 2023
Zitat des Tages: „Nachrichtensprecher fangen stets mit ‚Guten Abend‘ an und brauchen dann 15 Minuten, um zu erklären, dass es kein guter Abend ist.“ Rudi Carrell (1934-2006)
19.12.1969: „Easy Rider“: Traum von Freiheit und Abenteuer
Mit unerwartetem Erfolg läuft heute in den amerikanischen Kinos der Außenseiter-Film „Easy Rider“ an. Die Low-Budget-Produktion mit den bisher unbekannten Darstellern Peter Fonda und Dennis Hopper avanciert bald darauf in der westlichen Welt zum Kultfilm der 68er-Generation. Sie zeigt zwei Motorradfreaks auf ihrer Reise quer durch die USA auf der berühmten „Route 66“. Doch der Traum von Freiheit und Ungebundenheit endet für die Helden auf den Feuerstühlen tödlich.
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Nachdem Wyatt (Peter Fonda) und Billy (Dennis Hopper) in L.A. eine Ladung Rauschgift veräußert haben, machen sie sich daran, sich vom Erlös einen lang gehegten Traum zu erfüllen: Mit ihren Harley-Davidson-Motorrädern düsen sie quer durchs Land nach New Orleans zum „Mardi-Gras“-Karneval. Unterwegs schließt sich ihnen der Anwalt George Hanson, ein notorischer Säufer (dargestellt von Jack Nicholson), an. Je tiefer der Trip die drei in den Süden führt, desto aggressiver reagieren die Bürger auf die langhaarigen Hippies. Als sie eines Nachts auf freiem Feld kampieren, werden sie von biederen Farmern attackiert; Hanson kommt dabei ums Leben. Schließlich begeben sich Billy und Wyatt mit zwei Bordell-Damen auf einen LSD-Trip, der auch dank des furiosen Soundtracks (u.a. Musik von Jimi Hendrix, Steppenwolf und The Byrds) zum rauschhaften Höhepunkt des Films gerät. Ein Happyend gibt’s für die beiden Freaks nicht: Während Billy aus einem überholenden Auto erschossen wird, rast Wyatt mit der schweren Maschine frontal gegen den Wagen des Schützen. Der „American Dream“ von Freiheit und Abenteuer ist ausgeträumt.
Hoppers Roadmovie (er war zugleich Regisseur und Hauptdarsteller und schrieb gemeinsam mit Fonda das Drehbuch) entstand billig und unabhängig. „Easy Rider“, neben dem Woodstock-Film das einschlägige Zelluloid-Vermächtnis der Hippies, gewann beim Festival in Cannes den Preis als bester Debütfilm und galt bald als Meilenstein der Popkultur, wozu nicht zuletzt auch die Filmmusik beitrug. Auch die Motorradwelt wurde nachhaltig vom „Easy-Rider“-Kult beeinflusst; er verhalf sowohl der Marke Harley Davidson als auch dem sog. Chopper-Fahren in Europa zum Durchbruch.
Und was ist aus den langmähnigen Rebellen von einst geworden? Fonda (63) und Hopper (66), beide nahezu im Rentenalter, sind nach wie vor aktiv. Aus der ganz großen Hollywood-Karriere, wie sie sich 1969 andeutete, ist zwar nichts geworden, dennoch können beide auf eine bemerkenswerte künstlerische Laufbahn zurückblicken. Fonda, der immer ein wenig im Schatten seines berühmten Vaters Henry und seiner nicht minder erfolgreichen Schwester Jane stand, gelang mit dem sensiblen Film „Ulee’s Gold“ (1997) ein sensationelles Comeback. Tochter Bridget setzt inzwischen die Schauspieltradition der Fonda-Family erfolgreich fort. Hopper übernahm in den 1990er-Jahren interessante Aufgaben als Schauspieler und Regisseur und schuf sich darüber hinaus weltweit einen Ruf als Fotograf und Maler.Gedenktage:
1998: Mit dem Vorwurf an US-Präsident Bill Clinton, sich des Meineids und der Justizbehinderung in der Affäre um die Praktikantin Monica Lewinsky schuldig gemacht zu haben, beauftragt das Repräsentantenhaus den US-Senat, über ein Amtsenthebungsverfahren abzustimmen. Das eingeleitete „Impeachment“ scheitert letztlich an der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit.
1984: Großbritannien und China unterzeichnen in Peking ein Abkommen, das die Rückkehr Hongkongs unter die Herrschaft der Volksrepublik China für Juli 1997 vorsieht. Durch einen Pachtvertrag im Jahr 1842 war Hongkong britische Kronkolonie geworden und hatte sich unter den westlichen Einflüssen zu einem dynamischen Wirtschaftszentrum entwickelt.
1973: Eine Lockerung im Devisengesetz der DDR führt dazu, dass es Bürgern in Ostdeutschland nicht nur gestattet ist, Westgeld als Geschenk anzunehmen, sondern mit diesem auch erstmals in den Verkaufsstellen „Intershop“ einzukaufen: ein Shopping-Privileg, das bisher ausschließlich zahlungskräftigen Besuchern aus dem Westen vorbehalten war.
1946: Angriffe der Vietminh unter ihrem Führer Ho Chi Minh auf französische Einrichtungen in der Hauptstadt Hanoi bilden den Auftakt zum Indochina-Krieg, nachdem kurz zuvor die Verhandlungen zwischen der Demokratischen Republik Vietnam und der Kolonialmacht Frankreich gescheitert waren.
1812: Nach der verheerenden Niederlage im Russland-Feldzug trifft Napoleon I. überhastet und ohne seine Truppen in der französischen Hauptstadt Paris ein. Damit will er den sich anbahnenden Umsturzversuchen zuvorkommen, da von seiner ehemals mächtigen, aus 600.000 Soldaten bestehenden Grande Armée nur ein kläglicher Rest von rund 1.000 Mann aus der Schlacht zurückkehrt. Die Zweifel am großen Feldherren mehren sich.
Geburtstage:
1963: Til Schweiger, eigentlich Tilman Valentin S.; deutscher Schauspieler und Produzent, dem der Stempel „Deutschlands erotischster Mann“ aufgedrückt wurde. Der Vater dreier Kinder verdiente sich seine ersten Sporen im TV-Dauerbrenner „Lindenstraße“; die große Karriere aber kam mit seiner Rolle in der Filmkomödie „Der bewegte Mann“. Daran knüpften Erfolge in „Das Superweib“ (1996), „Knockin‘ On Heaven’s Door“ (1997) und in „Agnes und seine Brüder“ (2004) an.
1934: Rudi Carrell, eigentlich Rudolf Wybrand Kesselaar († 7.7.2006); niederländischer Showmaster. In Deutschland wurde er mit den Fernsehshows „Am laufenden Band“, „Rudi-Carrell-Show“ und „Herzblatt“ populär. Spritziges gab „Deutschlands berühmtester Holländer“ auch als Mitglied der TV-Talkrunde „7 Tage 7 Köpfe“ auf RTL von sich.
1915: Edith Piaf († 11.10.1963); französische Sängerin. Klein von Statur, dafür mit umso größerer Stimme, so ist die „Königin des Chansons“ dem Publikum in Erinnerung geblieben. Ihre ausdrucksstarken Lieder „Non Je Ne Regrette Rien“ oder „Milord“ gehören ebenso zu ihren künstlerischen Hinterlassenschaften wie einige von ihr geförderte Weltstars (u.a. Yves Montand, Charles Aznavour und Gilbert Bécaud), denen „die Piaf“ den Weg zum späteren Ruhm ebnete.
1906: Leonid Iljitsch Breschnew († 10.11.1982); sowjetischer kommunistischer Politiker. Als Parteichef und Staatsoberhaupt seines Landes (1977-82) war er 1964 maßgeblich an der Demontage und am Sturz Nikita Chruschtschows beteiligt, dessen Nachfolge als Erster Sekretär er 1966 antrat. Auf das Konto des KP-Politikers geht auch der Einmarsch der Truppen des „Warschauer Pakts“ im Frühjahr 1968 in die Tschechoslowakei.
1875: Mileva Maric-Einstein († 4.8.1948); serbische Mathematikerin und Physikerin. Die Studienkollegin und erste Frau Albert Einsteins trug zu seinem Weltruhm mehr bei, als der Öffentlichkeit bekannt ist. Viele wissenschaftliche Publikationen und Patente basieren auf der zunächst fruchtbaren Zusammenarbeit des Paars. Doch bald nach der Heirat (1903) und der Geburt der beiden Söhne verschwand ihr Name von den Schriften; mit der Scheidung 1918 verschwand sie endgültig aus seinem Leben und endete in Armut und Verbitterung.
Copyright Rosmarie Elsner