Mittwoch 18.10.23

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Kalenderblatt Mittwoch, 18. Oktober 2023



planeten-0109.gif von 123gif.deZitat des Tages: „Wer seinen Horizont erweitert, verkleinert den Himmel.“ Klaus Kinski (1926-1991)

18.10.1977: Kollektiver Selbstmord der RAF-Führungsriege
Das Jahr 1977 markiert den Höhepunkt des Terrorismus in Deutschland. Im „Heißen Herbst“ wird durch die Entführung von Arbeitgeberpräsident Schleyer sowie der Lufthansa-Maschine „Landshut“ versucht, die inhaftierten RAF-Mitglieder freizupressen. Wenige Stunden nach dem Bekanntwerden der erfolgreichen Geiselbefreiung in Mogadischu/Somalia werden am 18. Oktober die Top-Terroristen Andreas Baader, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin im Gefängnis Stuttgart-Stammheim tot aufgefunden.

Mehr Details:
Die bereits im Juni 1972 verhafteten RAF-Kader Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe waren im April 1977 nach langen Prozessen zu lebenslänglicher Haft im eigens für diesen Zweck erbauten Hochsicherheitstrakt in Stuttgart-Stammheim verurteilt worden. Am 5. September entführte ein RAF-Kommando in Köln den Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer. Im Austausch gegen diesen wurde die Freilassung von Baader, Raspe und Ensslin sowie von acht weiteren RAF-Inhaftierten gefordert. Doch die sozialliberale Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Schmidt gab den Forderungen nicht nach. Am 13. Oktober kidnappten vier arabische Terroristen die Lufthansa-Maschine „Landshut“ mit 86 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern an Bord. Diese zweite Entführung sollte die Forderungen der RAF unterstreichen und den Druck auf die Bundesregierung verstärken. Nach mehrtägigen Irrflügen und der Ermordung des Flugkapitäns in Aden landete die Maschine in der somalischen Hauptstadt Mogadischu. Dort befreite in den frühen Morgenstunden des 18. Oktober ein Kommando der Antiterroreinheit GSG-9 alle Geiseln lebend.
Wenige Stunden später, am Morgen des 18.10. werden Andreas Baader und Raspe in ihren Zellen erschossen, Gudrun Ensslin erhängt aufgefunden. Irmgard Möller weist Verletzungen durch Messerstiche auf. Trotz der Kontaktsperre verfügten Baader und Raspe über Pistolen, Raspe auch über ein Kontaktradio. Zudem konnten sich die Häftlinge mittels einer Drahtverbindung untereinander verständigen. Einen Tag später, am 19. Oktober, wird der verschleppte Arbeitgeberpräsident nach wochenlanger vergeblicher Fahndung im französischen Mülhausen im Kofferraum eines Autos ermordet aufgefunden.
Einige Ungereimtheiten bei der Aufklärung der offiziellen Selbstmord-Version nährten in linken Kreisen die Spekulationen, nach denen sich der Staat seiner ärgsten Feinde einfach per Liquidation entledigt habe; diese Gerüchte konnten aber durch eine internationale Untersuchungskommission entkräftet werden.
Gedenktage:
1989: Staats- und Parteichef der DDR Erich Honecker tritt „aus gesundheitlichen Gründen“ als SED-Generalsekretär zurück. Die wahren Gründe sind eher in der anhaltenden Massenflucht und den Protestkundgebungen der DDR-Bürger zu sehen. Seine Nachfolge tritt das Politbüro-Mitglied Egon Krenz an.
1921: In seinem ungarischen Exil in Sárvár stirbt 76-jährig Ludwig III., der letzte König von Bayern (1913-18). Ludwig war Nachfolger seines 1912 verstorbenen Vaters, des Prinzregenten Luitpold, der wegen der geistigen Umnachtung König Ludwigs II. 1886 die Regentschaft übernommen hatte. 1913 ließ er sich zum König proklamieren.
1905: Auf der traditionellen Herbstausstellung im Pariser „Salon d’Automne“ macht eine Gruppe junger Maler Furore, die wegen ihrer grell-leuchtenden Farben und flächigen Kompositionen bald als „les fauves“ (die Wilden) bezeichnet werden. Begründer und wichtigster Vertreter des „Fauvismus“ ist neben Künstlern wie Georges Braque der frühere Impressionist Henri Matisse.
1867: Für 7,2 Mio. Dollar veräußert Russland das für seine Interessen bedeutungslose Alaska an die USA. Der für den Kauf verantwortliche US-Staatssekretär William H. Seward muss sich lange Zeit harsche Kritik für den Kauf des „nutzlosen“ Landes gefallen lassen. Erst Jahrzehnte später beginnt man durch die Entdeckung von Bodenschätzen den Wert des Landes zu erkennen.
1818: In Jena wird die Allgemeine Deutsche Burschenschaft ins Leben gerufen. In dieser Organisation, die sich aus den Landsmannschaften der Universität Jena formierte, etabliert sich auch ein radikaler Flügel, der zur Erreichung seines Ziels – die Einheit Deutschlands –auch vor Gewalt- und Terrorakten nicht zurückschreckt.
Geburtstage:
1968: Michael Stich; deutscher Tennisspieler (bis 1997) und Davis-Cup-Teamchef. Interne Rangeleien mit dem Deutschen Tennisbund führten im September 2002 zu seinem Rücktritt. Zu den Erfolgen als aktiver Tennisspieler gehören neben dem Sieg in Wimbledon über Boris Becker (1991) 17 Teilnahmen am Davis Cup und die olympische Goldmedaille im Doppel (1992) in Barcelona. Gemeinsam mit Ex-Ehefrau Jessica hat Stich die nach ihm benannte Stiftung für aidskranke Kinder ins Leben gerufen.
1926: Klaus Kinski, eigentlich Klaus-Günther Naksyznyski († 22.11.1991); deutscher Schauspieler. Insbesondere Regisseur Werner Herzog holte sich den exaltierten und mitunter unberechenbaren Künstler (und Vater von Filmstar Nastassja K.) gerne vor die Kamera, vorzugsweise als „Bösewicht“ in Filmen wie „Nosferatu“ und „Fitzcarraldo“.
1925: Melina Mercouri, eigentlich Maria Amalia Mercouris († 6.3.1994); griechische Schauspielerin, Sängerin und Politikerin. Wegen ihrer öffentlichen Proteste wurde die couragierte Künstlerin 1967 des Landes verwiesen; nach dem Ende der Junta (1977) kehrte sie zurück und verfolgte seitdem eine Karriere als Politikerin, u.a. als Kultusministerin in der Papandreou-Ära. Filmerfolge: „Sonntags nie“ (1960) und „Topkapi“ (1964).
1898: Lotte Lenya († 27.11.1981); österreichisch-amerikanische Schauspielerin und Sängerin. Berühmt wurde die gebürtige Wienerin, die mit ihrem Ehemann, dem Komponisten Kurt Weill, 1933 in die USA emigrierte, vor allem in der Rolle der „Seeräuber-Jenny“ in Bert Brechts „Dreigroschenoper“. Auch als Interpretin der Lieder ihres Mannes machte sie sich einen exzellenten Namen.
1777: Heinrich von Kleist († 21.11.1811); deutscher Dramatiker und Dichter, der gemeinsam mit seiner schwer kranken Freundin Henriette Vogel Selbstmord verübte. Die innere Zerrissenheit des Menschen ist auch das Thema vieler seiner Werke, darunter „Michael Kohlhaas“ und „Friedrich von Homburg“. Seine heitere Gesinnung reflektieren hingegen Werke wie „Amphitryon“ (1807) und „Der zerbrochene Krug“ (1811).
Copyright: Rosemarie Elsner

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