Montag 17.7.23

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Kalenderblatt Montag, 17. Juli 2023


Zitat des Tages: „Kunst ist nicht Luxus, sondern Notwendigkeit.“ Lyonel Feininger (1871-1956)


ostern-0156.gif von 123gif.de17.7.1998: Das Wunder von Lassing
Im steirischen Lassing stürzt heute nach tagelangen Regenfällen ein Talkumbergwerk ein und verschüttet den Bergmann Georg Hainzl. Ein zehnköpfiger Hilfstrupp, der zu seiner Rettung in den Stollen steigt, wird dabei von den nachrutschenden Erdmassen für immer begraben. Nach neun Tagen, als fast niemand mehr Hoffnung hegt, geschieht das Wunder: Der 24-jährige Hainzl, der in einem Pausenraum in 60 m Tiefe überlebt hat, wird unverletzt geborgen.


Mehr Details:
Der junge Bergmann hatte sich in einen aufgelassenen Stollen retten können, der sich in etwa hundert Meter Entfernung vom Einsturzkrater befindet. Dort fing ein am Sonntagabend, neun Tage nach dem Unglück, abgeseiltes Mikrofon die ersten Lebenszeichen von dem Verschütteten auf. Kurz vor Mitternacht wurde Hainzl, der die neun Tage in der Finsternis erstaunlich gut überstanden hatte, an einem Seil hochgezogen und ins Landeskrankenhaus nach Graz gebracht. Dort erwarten ihn schon überglücklich sein Vater und die schwangere Verlobte.
Das Grubenunglück von Lassing, das zehn Todesopfer forderte, beschäftigte die Öffentlichkeit, Politiker und die verantwortlichen Behörden noch lange danach. Zahlreiche Vorwürfe von Seiten der Spezialisten-Teams wurden laut, u.a. an der Einsatzleitung der Bergbaubehörden, die die Rettungsarbeiten bereits zwei Tage nach dem Einsturz einstellen lassen wollte, aber auch an der mangelnden Erfahrung der Helfer, dem teilweise wenig professionellen Vorgehen und den vermeidbaren Pannen der Einsatzleitung. So habe sich beispielsweise eine so genannte Geophonmessung um kostbare Tage verzögert, weil das benötigte Gerät, das man in der benachbarten Stadt Leoben genauso gut hätte beschaffen können, von weit her angeliefert worden war. Auch der Informationsfluss zwischen Bergungsfirmen und den verantwortlichen Behörden geriet ins Kreuzfeuer der Kritik: Nach Expertenmeinung hätte der verschüttete Bergmann in dem aufgelassenen Stollen schon viel eher geborgen werden können. „Nur ein Nebensatz, dass dort unten Schiefer liegt“, so ein Mitarbeiter der Kasseler Bergungsfirma Angers & Söhne, „und wir hätten einen anderen Bohrer verwendet“.
Zwei Monate nach dem Unglück sickerte eine weitere Nachricht durch, die die Gemüter verständlicherweise erneut erhitzte: So flog die Existenz eines illegalen Stollens auf, der sich oberhalb der Grube befand, die zur Gruft von zehn Bergleuten wurde. Den Bergungsmannschaften lagen hingegen nur Pläne vor, in denen dieser eine Stollen nicht eingezeichnet war. Die Möglichkeit, dass die Rettungsarbeiten bei Kenntnis dieses Sachverhalts ganz anders verlaufen wären, ist groß.
Gedenktage:
1998: 80 Jahre nach der Ermordung durch bolschewistische Revolutionäre werden die Gebeine des letzten russischen Zaren Nikolaus II. und seiner Familie in einem feierlichen Staatsakt in St. Petersburg beigesetzt. Die sterblichen Überreste der Zarenfamilie waren von Jekaterinburg, wo sie nach der Bluttat einfach im Wald verscharrt worden waren, zur Bestattung in der Zarengruft in der Peter-und-Pauls-Kathedrale überführt worden.
1987: Gemäß der heutigen Bekanntmachung wird anlässlich des 38. Jahrestags der Gründung der DDR am 7. Oktober eine generelle Amnestie durch den Staatsrat erlassen. Gleichzeitig und mit sofortiger Wirkung wird die Abschaffung der Todesstrafe bekannt gegeben.
1978: Nach einem 151-tägigen Marsch über Tausende von Kilometern versammeln sich rund 1.000 Navajo-Indianer vor dem Kapitol in der US-Hauptstadt Washington. Die Ureinwohner Amerikas wollen mit ihrem Aufsehen erregenden Anmarsch aus Reservaten in Arizona, New Mexico und Utah auf ihre Lage aufmerksam machen und für ihre Rechte demonstrieren.
1945: Im Schloss Cecilienhof in Potsdam wird heute die „Potsdamer Konferenz“ eröffnet, zu der die Vertreter der Siegermächte eintreffen: US-Präsident Harry Truman, der britische Premierminister Winston Churchill und der sowjetische Staatschef Josef Stalin legen die Nachkriegspolitik der Alliierten und die Teilung Deutschlands in Besatzungszonen fest.
1917: Das britische Königshaus tauft sich um: Anstatt von Sachsen-Coburg-Gotha wird die Dynastie künftig den Namen „Windsor“ (nach dem nahe gelegenen Schloss) tragen. Mit dieser Namensänderung wollen sich die „Royals“, die sich schließlich mit dem Deutschen Reich im Kriegszustand befinden, deutlich von ihrer deutschen Verwandtschaft distanzieren.
Geburtstage:
1954: Angela Dorothea Merkel; deutsche Spitzenpolitikerin, die nach dem Rücktritt Wolfgang Schäubles im Frühjahr 2000 als bisher erste Frau den CDU-Vorsitz übernahm. Die Physikerin war an der Ost-Berliner Akademie der Wissenschaften tätig, bevor es sie in die Politik zog. Nach einem erfolglosen Anlauf auf die Kanzlerkandidatur im September 2002 hat „Angie“ es im November 2005 geschafft, die erste Bundeskanzlerin Deutschlands – in einer Großen Koalition – zu werden, und machte seither auf der Politbühne eine recht gute Figur.
1935: Donald Sutherland; US-amerikanischer Schauspieler. Der gebürtige Kanadier, dessen Sohn Kiefer ebenfalls im Filmgeschäft erfolgreich ist, kann in viele Rollen schlüpfen und wirkt dabei stets authentisch: z.B. in der Militärgroteske „M.A.S.H.“, als Bulle an der Seite Jane Fondas in „Klute“ oder – eine seiner brillantesten Rollen – in Fellinis „Casanova“.
1920: Juan Antonio Samaranch; spanischer Sportfunktionär und von 1980-2001 Präsident des IOC (Internationales Olympisches Komitee). Der Nachfolger Lord Killanins gilt als einer der wichtigsten Erneuerer der Olympischen Spiele seit Pierre de Coubertin. Er war Vorsitzender des spanischen NOK, bevor er als Protokollchef und stv. Vorsitzender des IOC in die vorderste Riege aufstieg. Seine Position übernahm im Sommer 2002 der Belgier Jacques Rogge.
1894: Abbé Georges Lemaître († 20.6.1966); belgischer katholischer Theologe und Astrophysiker. Seine Theorie von 1927, dass das Universum in einem Urknall entstand, wird heute weitgehend von der Wissenschaft akzeptiert. Denn auch die Kritiker müssen zugeben: Das Weltall dehnt sich kontinuierlich aus.
1871: Lyonel Feininger († 13.1.1956); US-amerikanischer Maler und Grafiker. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er in Europa, wo er 1924 mit Wassily Kandinsky, Paul Klee und Alexej von Jawlensky die „Gruppe der Blauen Vier“ gründete. Vor seiner Rückkehr in die USA gehörte der Liebhaber durchscheinender Farben und kubistischer Formen dem Lehrkörper des Bauhauses an (1919-33).
Copyright Rosmarie Elsner

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