Donnerstag 16.11.23

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Kalenderblatt Donnerstag, 16. November 2023


baelle-0001.gif von 123gif.deZitat des Tages: „Wir haben in der deutschen Gesellschaft zu viele Schiedsrichter und zu wenige Spieler.“ Lothar Späth (1937)

16.11.1976: Wolf Biermann: Ausbürgerung eines Unbequemen
Während der ostdeutsche Lyriker und Liedermacher Wolf Biermann durch die Bundesrepublik tourt, wird dem ungeliebten Dissidenten auf Anordnung Erich Honeckers heute die Staatsbürgerschaft der DDR entzogen. Er selbst erfährt übers Autoradio von seiner „Abschiebung“ in den Westen. Zahlreiche prominente DDR-Bürger, Künstler und Schriftsteller erklären sich daraufhin mit Biermann solidarisch und fordern die Regierung auf, die Ausbürgerung zurückzunehmen.



Mehr Details:

Es war nicht das erste Mal, dass die DDR-Behörden dem gebürtigen Hamburger, der als überzeugter Kommunist 1953 in den Osten übersiedelte, zu verstehen gaben, dass seine Anwesenheit in der DDR nicht erwünscht sei. Schon 1974 bot man ihm an, zu einer Preisverleihung nach Köln reisen zu dürfen – unter der Voraussetzung, dass er auf die Staatsbürgerschaft der DDR verzichte und im Westen bleibe. Dieses Angebot wies Biermann empört zurück.
Wurde in den Anfangsjahren der Honecker-Ära (ab 1971) die Zensur in der DDR noch recht großzügig gehandhabt und kurzzeitig auch manches Werk geduldet, das den Zustand in der DDR kritisch betrachtete (z.B. Ulrich Plenzdorfs „Die neuen Leiden des jungen W.“), läutete das Jahr 1976 bereits wieder das Ende der „literarischen Tauwetterjahre“ ein. Auch hatte man sich nach den repressiven 50ern und 60ern um Aussöhnung mit den meisten prominenten Regimekritikern bemüht, mit einer Ausnahme: Wolf Biermann. Einer der Gründe hierfür war sein 1965 im Westen erschienener Gedichtband „Die Drahtharfe“; die Veröffentlichung führte dazu, dass Biermann in der DDR mit dem Vorwurf des Klassenverrats und der Obszönität Auftritts- und Publikationsverbot erhielt.
Paradoxerweise wurde dieses Verbot im September 1976 aufgehoben. Elf Jahre nach Inkrafttreten seines Berufsverbotes hörte das DDR-Publikum den verfemten Protestsänger am 11.9. erstmals wieder in der Prenzlauer Nikolaikirche. Im Folgemonat erhielt der 39-Jährige sogar ein Visum für eine Tournee durch die Bundesrepublik – mit Hintergedanken, wie sich bald herausstellen sollte.
Drei Tage nach dem ersten Konzert in Köln erfuhr ein verblüffter Biermann aus den Nachrichten, dass ihn die Staatsführung der DDR ausgebürgert hatte. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass sich sein Programm in der BRD gegen die DDR und den Sozialismus richte.
Bereits am Tag darauf unterzeichneten dreizehn führende Intellektuelle der DDR, darunter Christa Wolf, Jurek Becker, Sarah Kirsch, Stefan Heym und Heiner Müller, eine Protesterklärung, der sich binnen kurzem Hunderte von Kulturschaffenden anschlossen. Die Parteiführung reagierte darauf mit Strafmaßnahmen, die jedoch nur die Solidarität unter den Betroffenen stärkte und einen Großteil der DDR-Kulturelite in die Arme des „Klassenfeindes“ trieb. Unter ihnen waren auch Biermanns Lebensgefährtin, die Schauspielerin Eva-Maria Hagen und deren Tochter Nina Hagen, die im Westen eine Karriere als schrille Punkröhre machte.
Gedenktage:
1995: Abgewählt! Auf dem Bundesparteitag in Mannheim wird der SPD-Parteivorsitzende Rudolf Scharping in einer Kampfabstimmung gestürzt; mit 321 von insgesamt 513 abgegebenen Stimmen gelangt der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine und bisherige Stellvertreter Scharpings an die Parteispitze.
1982: Der Polizei gelingt heute die Festnahme des RAF-Mitglieds Christian Klar. Auf das Konto des Terroristen sollen mehrere Mordanschläge und ein Sprengstoffattentat gehen. Auch an der Ermordung des Frankfurter Bankiers Jürgen Ponto, des Generalbundesanwalts Siegfried Buback und an der Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer im Jahr 1977 soll Klar beteiligt gewesen sein.
1953: In der Hansestadt Hamburg wird der Deutsche Kinderschutzbund ins Leben gerufen. Präsident der bundesweit tätigen Organisation, die sich vorrangig misshandelten und von ihren Angehörigen vernachlässigten Kindern und Jugendlichen widmen will, wird der Arzt und Initiator Fritz Lejeune.
1909: In Frankfurt am Main wird die weltweit erste Fluggesellschaft, die Deutsche Luftschifffahrt-Aktiengesellschaft (Delag), aus der Taufe gehoben. Das Stammkapital der Fluglinie, das die Weiterentwicklung der Zeppeline sichern will, beträgt drei Millionen Mark. Ein halbes Jahr später geht das erste Luftschiff der Delag, die „LZ 7“ auf Jungfernfahrt.
1632: Dreißigjähriger Krieg: In der Schlacht bei Lützen treffen die schwedischen Truppen unter ihrem Feldherrn, König Gustav II. Adolf, auf die Armee des kaiserlichen Feldherrn Albrecht von Wallenstein. Schwedens Monarch muss bei dem Kampf, der keine Entscheidung bringt, sein Leben lassen.
Geburtstage:
1937: Lothar Späth; deutscher Politiker (CDU) und Unternehmer. Nach Jahren als Führungsmitglied des Gewerkschaftskonzerns „Neue Heimat“, Innenminister und Ministerpräsident von Baden-Württemberg (1978-91) war er von 1996-2003 als Vorstandsvorsitzender des Technologiekonzerns Jenoptik AG in Thüringen aktiv. 2005, im Alter von 67 Jahren, übernahm Späth den Vorsitz der Geschäftsführung bei der Investmentbank Merrill Lynch in Deutschland und Österreich, seit 2007 ist er auch Aufsichtsratsvorsitzender der Herrenknecht AG.
1936: Antonio Gades († 20. Juli 2004); spanischer Tänzer und Choreograph. Mit seinen virtuosen Flamenco-Darbietungen begeisterte der zartgliedrige Künstler nicht nur die Menschen in seiner Heimat Spanien, seit seiner Hauptrolle in Carlos Sauros brillantem Musikdrama „Carmen“ an der Seite von Laura del Sol ist sein Name auch hierzulande dem Kinopublikum ein Begriff.
1895: Paul Hindemith († 28.12.1963); deutscher Musiker. Der Hesse, der 1938 in die Schweiz und später in die USA übersiedelte, schuf sich sowohl als Bratschist, Dirigent und Komponist eines avantgardistischen Musikstils einen Namen. Er lehrte unter anderem an der Musikhochschule Berlin, an der Universität Zürich und an der Yale University. Seine Werk umfassen Opern, Sinfonien und Chorwerke, u.a. die Sinfonie „Mathis der Maler“ (1934).
1891: Julius Leber († 5.1.1945); deutscher Journalist, sozialdemokratischer Politiker und Reichstagsmitglied. Wegen seiner Zugehörigkeit zur Widerstandsgruppe „Kreisauer Kreis“, die für das Attentat auf Hitler vom 20. Juli verantwortlich ist, wurde er 1944 zum Tod verurteilt und im Januar 1945 in Berlin hingerichtet.
42 v. Chr.: Tiberius, eigentlich T. Claudius Nero († 16.3.37 n.Chr.); römischer Kaiser und Feldherr. Die Heirat seiner Mutter Livia 38 v. Chr. machte ihn zum Stiefsohn des Kaisers Augustus. Adoptiert, und damit rechtmäßiger Thronerbe wurde er erst als Erwachsener. Doch war der Thronanspruch mit der Auflage verbunden, dass Tiberius sich von seiner Frau Vipsania Agrippina scheiden ließ und des Kaisers Tochter Julia heiratete. Erst dann stand seiner Regentschaft (von 14-37 n.Chr.) nichts mehr im Wege.
Copyright: Rosemarie Elsner

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