Montag 16.10.23

Montag 16.10.23

Kalenderblatt Sonntag, 16. Oktober 2022

Zitat des Tages: „Wer die Wahrheit sagt, wird früher oder später dabei ertappt.“ Oscar Wilde (1854-1900)


Armee von 123gif.de

16.10.1906: Vom einfachen Schuster zum „Hauptmann von Köpenick“
menschen-0105.gif von 123gif.de Download & GrußkartenversandEin dreistes Possenstück, über das bald ganz Europa lachen wird, leistet sich der arbeitslose Schuster Wilhelm Voigt heute in Köpenick bei Berlin. In einer Uniform vom Trödelmarkt marschiert er vom Bahnhof zum dortigen Rathaus, heuert unterwegs kraft seines Dienstgrades als Hauptmann des 1. Garderegiments eine Reihe Soldaten an und marschiert in die Amtsstube, um dort „eine dienstliche Angelegenheit zu regeln“. Bis die Betroffenen merken, dass sie hereingelegt worden sind, ist der Betrüger bereits über alle Berge.

Mehr Details:
Es gehört schon eine Portion Mut und Frechheit dazu, mit der preußischen Obrigkeit so umzuspringen, wie es der aus Tilsit/Pommern stammende Wilhelm Voigt alias „Hauptmann von Köpenick“ tut. Doch der 57-jährige Schuster ist arbeitslos, und viel zu verlieren hat er nicht. Und schließlich verfolgt er mit der dreisten Aktion einen ganz bestimmten Zweck. Weil ihm die dringend benötigten Papiere fehlen, um Arbeit zu finden, will er sich im Rathaus von Köpenick die erforderlichen Dokumente beschaffen. Bei einem Trödler besorgt er sich zunächst eine passende Uniform, die ihm für seinen Auftritt das entsprechende Aussehen verleiht; als „Hauptmann von Köpenick“ ist es auch nicht schwer, unterwegs eine Truppe Gefreiter „zwangszuverpflichten“, die ihn strammen Schrittes zur dienstlichen Mission ins Rathaus begleiten.
Die „dienstliche“ Aktion besteht darin, den verblüfften Bürgermeister Langerhans und weitere Staatsdiener festzunehmen und mit einer angeheuerten Droschke zur Neuen Wache nach Berlin bringen zu lassen. Auch das mit 4000 Mark gut gefüllte Säckel nimmt der falsche Hauptmann „im Namen seiner Majestät“ in Gewahrsam, nicht ohne sich die Summe vorher ordnungsgemäß quittieren zu lassen. Das, woran Voigt jedoch einzig und allein interessiert ist, die Pass-Stelle, sucht er im Rathaus von Köpenick vergebens. Nachdem er den Hilfstrupp mit zackigen Gebärden entlassen hat, streift der falsche Hauptmann noch ein wenig in Berlin herum und taucht dann unter.
Es dauert Stunden, bis allen Betroffenen klar wird, dass sie einem Schwindler auf den Leim gegangen sind. Noch länger dauert es, bis der falsche Hauptmann gefasst werden kann. Doch zehn Tage später macht sich in Berlin ein gewisser „Hauptmann von Mahlzahn“ verdächtig, der sich bei näherer Betrachtung als der Gesuchte und wegen diverser krimineller Delikte aktenkundige Schuster herausstellt. Der dreiste „Staatsstreich“ bringt ihm eine Gefängnisstrafe von vier Jahren ein, nur zwei davon sitzt er ab, der Rest wird ihm erlassen.
Die Geschichte macht nicht nur im In- und Ausland die Runde, sie inspiriert auch den deutschen Schriftsteller Carl Zuckmayer zu seiner Komödie „Der Hauptmann von Köpenick“ (1931), die in späteren Jahren (u.a. mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle) erfolgreich verfilmt wurde.
Gedenktage:
1985: Erstmals seit 22 Jahren wird der Nobelpreis für Physik wieder an einen deutschen Wissenschaftler vergeben: Träger ist der am Max-Planck-Institut in Stuttgart tätige Physiker Klaus von Klitzing. Mit der renommierten Auszeichnung werden seine Verdienste um die Entwicklung und Beschreibung des Quanten-Hall-Effektes gewürdigt.
1963: In Bonn wird Wirtschaftsminister Ludwig Erhard zum Kanzler gewählt. Der CDU-Politiker, Wirtschaftsexperte und „Wahllokomotive“ seiner Partei bei den vergangenen Bundestagswahlen tritt damit die Nachfolge des zurückgetretenen 87-jährigen Konrad Adenauer an. Erhard gilt als der geistige Vater des deutschen „Wirtschaftswunders“ in den Nachkriegsjahren.
1944: Der Einmarsch der Roten Armee in Ostpreußen und Nachrichten von Gräueltaten russischer Soldaten lösen eine Massenflucht aus. Zehntausende Bewohner fliehen, teils zu Fuß und in Pferdewagen, aus Furcht vor Misshandlung und Vergewaltigung durch Rotarmisten Richtung Westen. Bis Kriegsende haben mehrere Millionen Menschen ihre Heimat verlassen, unzählige sterben auf der Flucht an Kälte, Hunger und Erschöpfung.
1846: Im Bostoner Massachusetts General Hospital erfolgt die erste Operation unter Narkose, bei der der Patient mit Äther aus einem Glaskolben betäubt wird. Diese medizinische Revolution verdankt die Welt einem jungen amerikanischen Zahnmediziner namens William Morton.
1793: Marie Antoinette, Ehefrau von Frankreichs König Ludwig XVI. und Tochter des österreichischen Kaiserpaares Franz I. und Maria Theresia, wird in Paris als ein weiteres Opfer der französischen Revolution zur Guillotine geführt und hingerichtet.
Geburtstage:
1954: Corinna Harfouch; mehrfach mit Preisen ausgezeichnete deutsche Schauspielerin. In der Erich-Kästner-Neuverfilmung des doppelten Lottchen („Charlie und Louise“) wirkte sie ebenso mit wie in der Beziehungskomödie „Irren ist männlich“ oder im TV Movie „Vera Brühne“. Eine besonders brillante Performance gab die Schauspielerin mit den unergründlichen Augen in der Rolle der Magda Goebbels im Kinofilm „Der Untergang“.
1927: Günter Grass; deutscher Schriftsteller, der zu den populärsten und couragiertesten Vertretern der deutschen Nachkriegsliteratur zählt. Werke des leidenschaftlichen Autors, dem 1999 die Ehre des Literaturnobelpreises zuteil wurde: „Hundejahre“ und der gelungen verfilmte Roman „Die Blechtrommel“. Eines seiner aktuelleren Werke, das sogar vor Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki bestehen konnte, heißt „Im Krebsgang“. Auch mit seinem Bekenntnis zur Mitgliedschaft in der Waffen-SS sorgte der Autor für Schlagzeilen.
1923: Bert Kaempfert († 21.6.1980); deutscher Musiker und Komponist. Auch über die Grenzen Deutschlands hinaus wurde der Künstler bekannt: Welterfolge gelangen ihm mit den Kompositionen „Spanish Eyes“ (Interpret: Al Martino) und dem von Frank Sinatra gesungenen Titel „Strangers In The Night“.
1886: David Ben Gurion, eigentlich David Grün († 1.12.1973); israelischer Politiker und Vater des unabhängigen Staates Israel, den er im Jahr 1948 ausrief und dessen Ministerpräsident er bis 1953 und von 1955-63 wurde. Auch zur deutsch-israelischen Aussöhnung trug der Politiker – gegen den Widerstand im eigenen Land – beträchtlich bei.
1854: Oscar Wilde († 30.11.1900); irischer Schriftsteller, der vom verwöhnten Liebling zum „schwarzen Schaf“ der Londoner Gesellschaft mutierte, was nicht zuletzt an den widersprüchlichen Vorstellungen damaliger Moral lag. Sprachlicher Schliff und geistreiche Dialoge sind all seinen Werken zu Eigen, dem berühmten Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ ebenso wie den vielen Komödien und Erzählungen („Das Gespenst von Canterville“).
Copyright: Rosemarie Elsner

Tags: