16.6.-11.09.16 AIRLINES

16.6.-11.09.16 AIRLINES

16.6.-11.09.16 AIRLINES – Vogelspuren in der Luft. Iskiographien von Lothar Schiffler
Sonderausstellung im Museum Mensch und Natur
linie-0365.gif von 123gif.deÜberall begegnen uns die unterschiedlichsten Spuren: Fußspuren im Sand, Tierspuren im Schnee, Reifenspuren auf der Straße… Doch nicht alle Spuren sind für uns sichtbar – so wie die Duftspuren, denen Hunde folgen oder Datenspuren, die wir im Internet hinterlassen. Andere Spuren vergehen sofort mit der Zeit und entstehen nur in unserer Wahrnehmung und Erinnerung: so wie der Klang einer Melodie oder eben die Kreise, die ein Adler am Himmel zieht.
Solchen unsichtbaren Spuren widmet sich der Münchner Photokünstler Lothar Schiffler mit seinem Projekt „AIRLINES – Vogelspuren in der Luft“. Mit Hilfe komplexer photo- und videotechnischer Verfahren zeichnet er die Flugbahnen von Mauerseglern, Bussarden, Kranichen und anderen Vögeln nach und erzeugt Bilder, die wir trotz ihrer Alltäglichkeit so noch nie gesehen haben. Spiralen am Himmel, sich vielfach überkreuzende oder fast perfekt parallele Flugbahnen entführen uns in eine Welt, die so nah und doch so fremd ist – den dreidimensionalen Lebensraum der Vögel über unseren Köpfen. 
Um diese faszinierenden Bilder zu erzeugen, musste aber zunächst ein grundsätzliches Problem gelöst werden. Denn das Aufzeichnen von Bewegungen dunkler Objekte vor hellem Grund ist mit den Mitteln der Photographie – dem Schreiben mit Licht – prinzipiell nicht möglich. Dazu bedarf es des Gegenteils der Photographie, der Iskiographie – dem Schreiben mit Schatten (griechisch iskios = Schatten) – ein Begriff aus der Pionierzeit der Photographie, den Lothar Schiffler mit einer neuen Bedeutung besetzt. Zahlreiche Versuche mit analogen Verfahren ergaben hierzu keine brauchbaren Ergebnisse, und erst modernste Digitaltechnik stellte geeignete Werkzeuge bereit, um aus Tausenden von Einzelbildern die gezeigten Bewegungsspuren zu erzeugen. Auf diese Weise entwickelte er eine völlig neue Art der Tierphotographie. In der Ausstellung im Museum Mensch und Natur zeigt Lothar Schiffler seine faszinierenden Iskiographien erstmals in München in einer Einzelausstellung.
Die Rekonstruktion unsichtbarer Bewegungsspuren, insbesondere von Vögeln, hat aber auch handfeste wissenschaftliche Aspekte. So versuchen Biologen seit mehr als zwei Jahrhunderten mit immer neuen Methoden Bewegungsmuster sichtbar zu machen und so zum Beispiel der Frage des Vogelzugs auf den Grund zu gehen. Noch im 18. Jahrhundert vermutete man, dass Schwalben in Sümpfen und am Boden von Seen überwintern. Und in früheren Zeiten wurde gar eine Verwandlung in andere Tiere oder eine Wanderung zum Mond für möglich gehalten.
Mit Hilfe gezielter Beobachtung, Beringung, Radarverfolgung, Telemetrie sowie aktuell mit GPS und Satellitentelemetrie konnten Zugrouten und Zugverhalten vieler Vogelarten aufgeklärt werden. Da es auch hier darum geht, Spuren sichtbar zu machen, kam der Gedanke auf, die photokünstlerisch visualisierte Ästhetik von lokal aufgezeichneten „Vogelspuren in der Luft“ den wissenschaftlich registrierten globalen Bewegungsmustern von Vögeln gegenüberzustellen.
Die Ausstellung wird daher ergänzt durch Leihgaben und mediale Darstellungen des Max-Planck-Instituts für Ornithologie zu dessen Projekten Movebank, Animal Tracker und Icarus.

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