Kalenderblatt Dienstag, 15. Oktober 2024
Zitat des Tages: „Wahnsinn bei Individuen ist selten, aber in Gruppen, Nationen und Epochen die Regel.“ Friedrich Nietzsche (1844-1900)
15.10.1917: Mata Hari: Ende der schönen Spionin Wegen des Verdachts, als Spionin für den deutschen Nachrichtendienst tätig gewesen zu sein, wird die unter dem Künstlernamen „Mata Hari“ auftretende Tänzerin, die Niederländerin Margaretha Geertruida Zelle, heute in Vincennes bei Paris erschossen. Die Schöne, die mit erotischen Tempeltänzen die Männerwelt in ihren Bann gezogen hatte, war im Sommer von französischen Agenten entlarvt worden.
Mehr Details:
41 Jahre alt ist die Tänzerin Mata Hari, als vor den Toren von Paris das Todesurteil an ihr vollstreckt wird. Seit ihrer Enttarnung als vermutliche Doppelagentin im Sommer 1917 wartet sie im Pariser Gefängnis St. Lazare auf ihre Hinrichtung, die im Morgengrauen des 15. Oktober in einem Waldstück bei Vincennes von einem französischen Erschießungskommando durchgeführt wird. „Mata Hari“ nennt sich die Tochter eines Hutmachers, die jahrelang mit ihrem Ex-Ehemann Campbell MacLeod, einem holländischen Kolonialoffizier, auf Java und Sumatra lebte, nach einem malaysischen Begriff, der „Auge des Morgens“ bedeutet. In Malaysia wurde Margaretha Geertruida Zelle alias „Lady MacLeod“, wie sie sich zunächst als Tänzerin nannte, auch in die Künste des asiatischen Tanzes eingeweiht. Nach der Scheidung und ihrer Rückkehr nach Europa trat sie mit großem Erfolg auf allen Bühnen Europas auf. Als eine der Ersten wagte sie es, sich vor Publikum nackt zu präsentieren. Besonders die Männerwelt war natürlich von der hüllenlosen Schönen angetan. Sie selbst befand von sich, dass sie nie besonders gut getanzt habe und führte ihren großen Erfolg vor allem auf ihre Rolle als Nackttänzerin zurück. Ihre Tätigkeit als Kurier für den deutschen Nachrichtendienst, die sie angeblich ab Ausbruch des Ersten Weltkriegs – um ihr luxuriöses Leben nach der Scheidung weiterführen zu können – ausübte, ist heute noch ebenso geheimnisumwittert wie damals. Angeblich hatte sie sich 1914 in Den Haag von einem deutschen Offizier gegen die Summe von 20.000 Mark anheuern lassen. Am Stadtrand von Paris führte sie ein Haus, in dem Offiziere der Entente-Mächte verkehrten, denen sie bei den diversen Tête-à-Têtes militärische Geheimnisse entlockte. Auch der nichtsahnende französische Geheimdienst, der in dem Etablissement ebenfalls rege ein und aus ging, wollte sich ihre Kontakte zunutze machen und unterbreitete der Niederländerin ein lukratives Angebot, für diesen in den von den Deutschen besetzten Gebieten zu spionieren. Über englische Quellen erfuhr der französische Geheimdienst Anfang 1917 von ihrer Doppelagenten-Tätigkeit und ließ sie daraufhin observieren. Im Sommer 1917, als sie sich in Köln mit deutschen Offizieren zur Übergabe von Informationen traf, wurde die schöne Spionin überführt und wegen Hochverrats am 24.7. vor den französischen Militärgerichtshof gestellt und zum Tode verurteilt.
Gedenktage:
1986: Tritt ins Fettnäpfchen: Der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl vergleicht in einem Interview den sowjetischen Parteichef Michail S. Gorbatschow mit Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels – sicher nicht ahnend, welche Rolle gerade dieser Staatsmann wenige Jahre später bei Deutschlands Wiedervereinigung spielen wird. 1963: Der 87-jährige Konrad Adenauer, erster Bundeskanzler Deutschlands und in diesem Amt seit der Gründung der Bundesrepublik, zieht sich aus der Politik zurück. Bei einer feierlichen Sitzung hat „der Alte“, wie er von Parteifreunden liebevoll genannt wird, heute seinen letzten Auftritt im Bundestag. 1940: In New York wird Charlie Chaplins Meisterwerk „Der große Diktator“ uraufgeführt. Die bissige Satire auf Adolf Hitler und den Nationalsozialismus, in der der Regisseur auch in den Hauptrollen des größenwahnsinnigen, mit dem Globus Ball spielenden Diktators Hynkel und seines Doppelgängers in Gestalt eines jüdischen Friseurs zu sehen ist, schreibt Filmgeschichte. 1880: In Köln wird im Beisein des Kaisers und der Landesfürsten die Fertigstellung der Türme des Kölner Doms mit einem Umzug gefeiert. Das gotische Bauwerk, dessen Grundsteinlegung bereits im Jahr 1248 erfolgte und dessen Bau wegen Geldmangel lange Zeit unterbrochen worden war, ist bei seiner Fertigstellung mit 157 m das höchste Gebäude der Welt. 1783: Als erster Mensch wagt es der französische Physiker Jean-François Pilâtre de Rozier in einem Ballon in die Lüfte zu steigen, nachdem vor drei Monaten bereits ein Hahn, ein Schaf und eine Ente ein derartiges Unternehmen unbeschadet überstanden hatten. Vier Minuten lang schwebt der Pionier in 26 m Höhe, dann hat ihn die Erde wieder.
Geburtstage:
1921: Hoimar von Ditfurth († 1.11.1989); deutscher, vielfach mit Preisen ausgezeichneter Schriftsteller. Der Professor für Psychiatrie und Neurologie machte sich zudem als Wissenschaftspublizist und TV-Moderator einen Namen. Erfolg war auch seinen Sachbüchern, „Kinder des Weltalls“ und „Am Anfang war der Wasserstoff“, beschieden. 1920: Mario Puzo († 2.7.1999); US-amerikanischer Schriftsteller. Der Sohn italienischer Einwanderer wurde weltweit bekannt als Autor des Bestsellers „Der Pate“, eine Familiensaga, nur dass sich diese im New Yorker Mafia-Milieu abspielt. Starregisseur Francis Ford Coppola griff den Stoff auf und brachte Clan-Oberhaupt „Don Corleone“ und die Seinen in einer dreiteiligen Filmreihe auf die Kinoleinwand. 1844: Friedrich Nietzsche († 25.8.1900); deutscher Philosoph und einer der bedeutendsten, wenngleich umstrittensten (Quer)Denker des 19. Jahrhunderts. Seine Thesen, in denen er auch das Bild des Übermenschen schuf, stellten alle damals gängigen Wert- und Moralvorstellungen in Frage. Seine letzten Lebensjahre verbrachte der in der Schweiz und in Italien lehrende Philosoph in geistiger Umnachtung. 1808: Daniel Gottlob Moritz Schreber († 10.11.1861); deutscher Arzt, der in Kreisen der Alternativmedizin als einer der Väter der modernen Naturheilkunde gilt. Seine Tätigkeit als Orthopäde stellte er auch in den Dienst der Leibeserziehung von Jugendlichen. Begründer der Kleingartenanlagen, der sog. Schrebergärten, war er nicht, wie oft fälschlich behauptet wird – dieser Verdienst gebührt seinem Schwiegersohn –, sondern nur der Namensgeber. 1805: Wilhelm von Kaulbach († 7.4.1874); deutscher Maler. Der 1837 zum Münchner Hofmaler ernannte Künstler schuf imposante Decken- und Wandgemälde mit historischen und mythologischen Motiven (u.a. Neue Pinakothek München und Museum Wiesbaden); ferner illustrierte er Bücher, darunter Johann Wolfgang von Goethes 1794 erschienene Originalausgabe des „Reineke Fuchs“.
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