12.7.17-14.1.18 Charakterköpfe

12.7.17-14.1.18 Charakterköpfe

Glyptothek, Charakterköpfe12.7.17-14.1.18 Charakterköpfe. Griechen und Römer im Porträt
Sonderausstellung in der Glyptothek München

Homer und Sokrates, Alexander der Große und Augustus, Cicero und Marc Aurel – jede dieser berühmten historischen Gestalten ist uns aus der antiken Geschichte wohl vertraut. Wir bewundern noch heute ihre Taten, wir lesen ihre dichterischen Werke, wir beschäftigen uns mit ihren philoso­phischen Schriften. Aus all dem können wir auch ein Charakterbild ihrer Persönlichkeit zeichnen. Doch steht uns noch ein weiteres Mittel zur Verfügung, sie näher kennenzulernen: ihr Porträt, das teils noch zu ihren Lebzeiten, teils aber auch erst später geschaffen wurde. Es gibt uns in vielen Fällen zweifellos einen Eindruck, wie der Dargestellte wirklich ausgesehen hat. Außerdem aber vermittelt es eine Vorstellung davon, welches Bild sich die antiken Menschen – Zeitgenossen oder auch Nachgeborene – von ihm machten; und, sofern er selbst der Auftraggeber war, welches Image er anstrebte. Antike Porträts können dem Betrachter also beispielhaft wichtige Fragestellungen vor Augen führen, die vielleicht heute aktueller denn je sind. Denn es geht hier schließlich um die Darstellung von Personen des öffentlichen Lebens im Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung.
Die wirklichkeitsnahe Darstellung menschlicher Gesichter zählt zu den großen Leistungen der antiken Bildhauerkunst. Erstmals wagten griechische Künstler in der frühklassischen Zeit des 5. Jahrhunderts v. Chr. den Schritt zum individualisierten Abbild historischer Persönlichkeiten. Staatsmänner und Feldherrn, Dichter und Denker, Lebende und Verstorbene wurden fortan in Porträts gezeigt, die freilich nie nur getreue Wiedergaben der Realität waren. Vielmehr boten sie durch Typisierung und Verwendung idealer Gestaltungselemente ein künstlerisch geformtes Bild der jeweiligen Person, das das Selbstverständnis des Auftraggebers vermitteln und den Geschmack des Publikums treffen sollte.
In römischer Zeit erreichte die Porträtkunst eine besondere Blüte. Ehrenstatuen verdienter Staatsmänner oder ambitionierter Politiker der Republik standen seit dem späten 4. Jahrhundert v. Chr. auf den öffentlichen Plätzen und hatten als Exempel der vergangenen oder gegenwärtigen Größe Roms, aber auch als Sinnbilder der Bedeutung einzelner senatorischer Familien einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf tagespolitische Entwicklungen und Entscheidungen. Ab der Zeitenwende übernahm das Kaiserbildnis diese Funktionen fast ausnahmslos. Ferner diente es dazu, die stets mitgedachte Anwesenheit des Herrschers bei Gerichtsverhandlungen, bei öffentlichen Veranstaltungen und bei religiösen Zeremonien stellvertretend zu sichern und damit die Handlungen der jeweiligen Amtsträger zu legitimieren. Der Monarch und seine Familie wurden durch ihre Porträts nahezu omnipräsent. Aristokraten, Militärs und Beamte glichen sich in ihrer Selbstdarstellung nun dem Kaiserbildnis an. Sie versuchten durch diese auch physiognomische Ähnlichkeit ihr gesellschaftliches Prestige, ihren sozialen Rang und ihre politische Geltung gebührend zum Ausdruck zu bringen.
Die Porträtkunst erfuhr bei Griechen und Römern ihre erste große Blüte und fand zugleich bereits eine vollendete Form. In der Sonderausstellung der Münchner Glyptothek wird ihre Entstehung und gut 1000 Jahre währende Geschichte vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. beleuchtet. Das Rückgrat der Ausstellung bildet der reiche Schatz des Museums an qualitativ heraus­ragenden antiken Marmorbildnissen. Hochkarätige Leihgaben aus großen archäologischen Sammlungen der Welt ebenso wie aus Privatbesitz ergänzen das durch die Meisterwerke der Glyptothek gezeichnete Panorama.
Neuerwerbung
Erstmals zu sehen ist in der Sonderausstellung auch eine sensationelle Neuerwerbung für die Kaisergalerie in der Glyptothek: Aus dem spanischen Kunsthandel kommt ein zu Lebzeiten Kaiser Caligulas entstandenes Marmorporträt desselben nach München. In den 1930er Jahren holten Bautätigkeiten bei der „Bank of Spain“ das kostbare, seltene Werk zurück ans Tageslicht. Mehrere Erbgänge hindurch blieb der Marmorkopf  in spanischem Privatbesitz und konnte nun mit einer Exportlizenz des spanischen Staats und mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kulturstiftung der Länder und des Vereins der Freunde und Förderer der Glyptothek und der Antikensammlungen München e.V. ausreisen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, und es gibt ein vielfältiges Begleitprogramm.
Pressekontakt: Dr. Astrid Fendt
Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek

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