Samstag 11.11.23

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Kalenderblatt Samstag, 11. November 2023

 

Zitat des Tages: „Geiz ist das einzige Laster, das sich in den Augen der Nachkommen in eine Tugend verwandelt.“ Martin Held (1908-1992)


totenkopf-0054.gif von 123gif.de11.11.1918: Waffenstillstand: Der bittere Gang nach Compiègne
In einem Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne bei Paris unterzeichnet heute der deutsche Reichstagsabgeordnete Matthias Erzberger den vom französischen Oberbefehlshaber Ferdinand Foch ultimativ vorgelegten Waffenstillstand mit den Alliierten, der die bedingungslose Kapitulation Deutschlands vorsieht. Der Versuch, die erbarmungslosen Konditionen abzumildern, scheitert. Deutschland – seit vorgestern 14.00 Uhr zur Republik ausgerufen – ist den Siegermächten völlig ausgeliefert.


Mehr Details:
Nach dem Zusammenbruch der deutschen Westfront im August 1918 können sich die Kriegsgegner in Deutschland und Österreich immer mehr Gehör verschaffen. Seit über vier Jahren beherrschen nun Krieg und Chaos das Geschehen auf der Welt – ein Krieg, der mit einer Verkettung unglückseliger Bündnisse und einem Wettrennen der Mobilmachungen begann, in den halb Europa im August 1914 voller Elan zog und leutselig glaubte, „mann“ würde bis Weihnachten wieder daheim sein. Ein Krieg, bei dem erstmals unbeschränkt U-Boote und Giftgas eingesetzt wurden, der sich ausweitete und in den die USA im April 1917 eintraten; der den Untergang des Kaiserreichs bewirkte und erstmals die Zivilbevölkerung in Mitleidenschaft zog. So stieg etwa die Sterberate bei Kindern aufgrund von Hunger im Frühjahr 1917 um 55 Prozent an. Nun ist das Volk kriegsmüde und wünscht sich nur noch Brot und Frieden.
Am 1. August proklamierte US-Präsident Wilson sein 14 Punkte umfassendes Friedensprogramm. Danach sollten die besetzten Gebiete geräumt werden, die europäischen Völker das Selbstbestimmungsrecht und neue Grenzen erhalten. Schließlich unterbreitete die deutsche Oberste Heeresleitung im Oktober ein Waffenstillstandsangebot und veranlasste die Umwandlung des Reiches. Unter Druck dankte Kaiser Wilhelm II. nach einer Flottenmeuterei in Kiel ab und verließ eilends das Land im Sonderzug nach Holland; Reichskanzler Max von Baden übergab die Regierungsgeschäfte am 9. November an den SPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert. Vom Balkon des Berliner Reichstages wurde die Republik ausgerufen, und zwei Tage später stand im Wald von Compiègne die Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrags an, dessen Inhalt man getrost „erbarmungslos“ nennen kann und der nach dem Sieg der Alliierten von französischer Seite unter der Devise steht „Le boche payera tout“ (der Deutsche wird alles bezahlen).
Doch wer sollte die „weiße Fahne“ überbringen? Die Wahl des Kriegskabinetts fiel auf den Staatssekretär Matthias Erzberger, der bei dieser Nachricht kreidebleich wurde, den Gang nach Compiègne aber pflichtbewusst antrat. Nach Rücksprache mit der Obersten Heeresleitung unterzeichnete Erzberger den Vertrag, in dem „Deutschland sich allen Forderungen unterwirft, die ihm jetzt oder später auferlegt werden“. Seine Unterschrift unter dieses Dokument wird Erzberger drei Jahre später mit dem Tod büßen müssen.
Gedenktage:
1997: Der Stuttgarter Automobilhersteller Mercedes stoppt heute die Auslieferung seines im Monat zuvor auf den Markt gekommenen Kleinwagens der A-Klasse: Das neue Modell war beim so genannten „Elch-Test“, einem Ausweichtest für Pkw beim plötzlichen Auftauchen z.B. eines Tiers, gescheitert und glattweg umgekippt.
1987: Das hätte sich der vor rund 100 Jahren verstorbene niederländische Maler Vincent van Gogh nicht träumen lassen. Ein Gemälde („Schwertlilien“) des verarmten Künstlers, der zu Lebzeiten nur ein einziges Bild verkauft hat, erzielt heute auf einer Auktion in New York einen Preis von umgerechnet 90 Mio. Mark. Bereits sechs Monate zuvor hatten in London van Goghs „Sonnenblumen“ für rund 72 Mio. Mark den Besitzer gewechselt.
1982: Das Bundeskriminalamt verhaftet heute drei Top-Terroristen der Rote Armee Fraktion (RAF). Pilzesucher hatten in einem Wald bei Frankfurt ein Depot mit gefälschten Ausweisen und Waffen, darunter die zur Ermordung von Hanns Martin Schleyer und Jürgen Ponto verwendeten Schusswaffen, entdeckt. Beim Aufsuchen des Depots werden die RAF-Mitglieder Brigitte Mohnhaupt, Adelheid Schulz und Christian Klar festgenommen.
1942: Die Demarkationslinie zwischen dem besetzten und unbesetzten Teil Frankreichs wird heute von Einheiten der deutschen Wehrmacht überschritten und damit der Waffenstillstand von 1940 gebrochen. Das bislang kooperative französische Vichy-Regime wechselt daraufhin auf die Seite der Alliierten.
1918: Während im Wald von Compiègne der Reichstagsabgeordnete Matthias Erzberger in einem Eisenbahnwaggon für Deutschland den vom Oberbefehlshaber der Alliierten, Ferdinand Foch, ultimativ vorgelegten Waffenstillstand unterzeichnet, verzichtet zur gleichen Zeit in Österreich der letzte österreichische Kaiser, Karl I., auf den Thron. Damit geht die 600-jährige Herrschaft der Habsburger-Dynastie zu Ende.
Geburtstage:
1974: Leonardo DiCaprio; US-amerikanischer Filmstar. Inwieweit die Parts des ehemaligen Teenie-Idols in „Romeo und Julia“, im Schiffsuntergangsdrama „Titanic“ und in „Der Strand“ von schauspielerischer Brillanz zeugen, mag jeder für sich selbst entscheiden. Dass er zweifellos Talent hat, bewies er jedoch bereits mit seinem Debüt in „Gilbert Grape – Irgendwo in Idaho“ in der Rolle eines geistig-behinderten Jugendlichen.
1959: Katja Flint; deutsche Schauspielerin. Als erotischste Frau des deutschen Films wird die Ex-Ehefrau von Heiner Lauterbach und Ex-Lebensgefährtin des Schriftstellers Peter Handke gerne bezeichnet. Sinnlich zeigte sie sich im Kinofilm „Marlene“ über das Leben und Schaffen der Filmdiva Marlene Dietrich. In Sherry Hormans Komödie „Widows“ stand sie ebenfalls vor der Kamera wie im Kinofilm „Die weiße Massai“ oder in zahlreichen TV-Krimis.
1929: Hans Magnus Enzensberger; deutscher Schriftsteller. Seine publizistische Laufbahn begann der Allgäuer als Rundfunkredakteur und Lektor. 1965 gab er die Zeitschrift „Kursbuch“ heraus, gefolgt von der anspruchsvollen Buchreihe „Die Andere Bibliothek“ (ab 1985). 1998 wurde dem zeitkritischen Lyriker („Die große Wanderung“) der Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf verliehen.
1908: Martin Held († 31.1.1992); deutscher Schauspieler. Vielfältige Charakterrollen bestimmten die Laufbahn des Berliners, in denen er sich als typisch deutsches Urgestein profilieren konnte: Unter anderem verkörperte er 1954 Admiral Canaris im gleichnamigen Film, 1956 den „Hauptmann von Köpenick“. Besonders gelungen: seine Darstellung im Nachkriegsfilm „Rosen für den Staatsanwalt“ (1959).
1821: Fjodor Michailowitsch Dostojewski († 9.2.1881); russischer Schriftsteller, der zu den ganz Großen der Weltliteratur zählt. Wegen seiner Kontakte zu revolutionären Kreisen wurde er als 28-Jähriger zum Tode verurteilt, eine Strafe, die in eine mehrjährige Zwangsarbeit in Sibirien umgewandelt wurde. Erst danach schrieb er seine großen Werke, die den Zwiespalt der menschlichen Seele aufzeigen: „Schuld und Sühne“, „Der Idiot“ und „Die Brüder Karamasow“.
Copyright: Rosemarie Elsner

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