Donnerstag 10.8.23

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Kalenderblatt Donnerstag, 10. August 2023


Zitat des Tages: „Weisheit ist nicht so sehr das Wissen darum, was schließlich zu tun ist, sondern darum, was zunächst getan werden soll.“ Herbert C. Hoover (1874-1964)


liebe-0227.gif von 123gif.de10.8.1995: „Kruzifix-Urteil“ erregt die bayerischen Gemüter
Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe erlässt heute das sogenannte Kruzifix-Urteil, das im überwiegend katholischen Bayern für Aufregung sorgt. Mit dem Urteil stellen die obersten Verfassungswächter fest, dass das in der bayerischen Schulordnung vorgeschriebene Anbringen eines Kruzifixes in jedem Klassenzimmer verfassungswidrig ist und gegen die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit verstößt.

Mehr Details:
Ein Elternpaar von schulpflichtigen Kindern, Anhänger der anthroposophischen Weltanschauung nach der Lehre Rudolf Steiners, hatte geklagt, dass mit dem Kruzifix im Sinne des Christentums auf ihre Kinder eingewirkt werde. Ihr Antrag auf Entfernung der Kreuze in den Klassenzimmern wurde von den Verwaltungsgerichten jedoch abgelehnt.
Das Bundesverfassungsgericht sieht den „Tatbestand“ jedoch anders: Es stützt seine Entscheidung im Wesentlichen auf die Erwägung, dass das Grundgesetz in Art. 4 jedem Bürger die Freiheit garantiere, „nach eigenen Glaubensüberzeugungen zu leben und zu handeln“. Ebenso überlasse es der Artikel dem Einzelnen zu entscheiden, welche religiösen Symbole er anerkenne und welche er ablehne. Die Bevorzugung bestimmter Religionen sei dem Staat untersagt – auch dort, wo er mit ihnen zusammenarbeite oder sie fördere. Entgegen der Auffassung der Verwaltungsgerichte könne man das Kreuz nicht auf ein bloßes Zeichen abendländischer Kulturtradition reduzieren; eine solche Profanisierung des Kreuzes laufe auch dem Selbstverständnis des Christentums zuwider.
Das Urteil ruft in Bayern eine Welle der Empörung hervor, einige CSU-Politiker rufen sogar dazu auf, es zu ignorieren. Die katholischen Kirchen verspüren in der Folgezeit einen enormen Zulauf. CSU und Staatsregierung greifen die Empörung im Volk gerne auf und sehen sich nach langen Jahrzehnten wachsender kirchlicher Distanz zu den christlichen Parteien wieder in ihrer alten Rolle als Verteidiger des christlichen Abendlandes bestätigt. Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber sagt dazu, zwar seien die Empfindungen Andersdenkender zu respektieren, es gehe aber nicht an, „dass in unserem Land kleine Minderheiten das religiöse Gefühl der überwältigenden Mehrheit verletzen“.
Im Norden Deutschlands, wo der Anteil der katholischen Glaubensgemeinschaft kleiner ist, hat man mehr Verständnis für das Urteil: Der Bischof der evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Wolfgang Huber, nennt das Urteil „sehr gut vertretbar“. Die Bischöfin der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Maria Jepsen, zeigt Verständnis für die Kläger, Eltern von drei Kindern. Den „dauernden Anblick eines gefolterten Menschen in Grundschulräumen“ halte sie zumindest für fragwürdig.

Gedenktage:
1994: Auf dem Flughafen in München werden drei Männer festgenommen, die in einem handelsüblichen Koffer über 300 g hochgiftiges Plutonium transportieren. Die Schmuggel-Affäre, in die auch V-Leute des Bundeskriminalamts und des Verfassungsschutzes verwickelt sein sollen, führt im darauf folgenden Jahr zu Anklage und Haftstrafen.
1933: Der deutsch-amerikanische Architekt Ludwig Mies van der Rohe, seit 1930 Leiter der Kunstakademie Bauhaus, gibt unter Druck des NS-Regimes die Auflösung der renommierten Institution bekannt. Der 1919 auf Initiative des Architekten Walter Gropius in Weimar gegründeten Hochschule für künstlerisches Gestalten war das Leben und Schaffen in den letzten Jahren von staatlicher Seite zunehmend erschwert worden.
1920: Im kleinen Ort Sèvres bei Paris unterzeichnen die alliierten Siegermächte des Ersten Weltkriegs und die osmanische Regierung unter Sultan Muhammad VI. einen Friedensvertrag, den „Frieden von Sèvres“, der dem Osmanischen Reich hohe Gebietsverluste bringt. Mit der Abschaffung des Sultanats (1922) ist das Ende des stolzen Reichs endgültig besiegelt.
1902: Bei Schwimmwettbewerben setzt sich immer mehr das Kraulen durch. Einer, der diesen Stil bis zur Perfektion beherrscht und seine Konkurrenten damit um Längen schlägt, ist der Brite John Arthur Davies. Nach dem Berliner „Kaiserpokal“ gewinnt er heute auch die Internationalen Meisterschaften von Wien und den von Monarch Franz Joseph gestifteten Pokal.
1793: In Paris öffnen sich die Tore des Louvre erstmals den gewöhnlichen Bürgern, die im früheren Schloss der französischen Könige, das ab jetzt Museum ist, die ehemals königlichen Kunstschätze bewundern können. Der Kunstbesitz war in der Zeit der Französischen Revolution zum Nationaleigentum erklärt worden.

Geburtstage:
1960: Antonio Banderas; spanischer Filmschauspieler, entdeckt von Regisseur Pedro Almodóvar. Der glutäugige Künstler, der zunächst Profi-Fußballer werden wollte und in Hollywood und anderswo als Inbegriff des „Latin Lover“ gilt, ist seit 1996 mit Kollegin Melanie Griffith verheiratet, mit der er inzwischen ein Töchterchen (Stella del Carmen) hat. Zu sehen war er auch in der Romanverfilmung „Das Geisterhaus“, im Filmmusical „Evita“ und in der „Maske des Zorro“.
1947: Ian Anderson; britischer Rockmusiker und Kopf der Gruppe „Jethro Tull“. Als moderner „Rattenfänger“ wird Anderson bezeichnet, weil er es wie kein anderer versteht, mit seiner Flöte die Fans in seinen Bann zu ziehen. Einer der ersten Jethro-Tull-Songs „Locomotive Breath“ wie überhaupt das gesamte Album „Aqualung“ gelangten zu Kultstatus. 1989 wurde die britische Band mit einem Grammy ausgezeichnet.
1874: Herbert Clark Hoover († 20.10.1964); amerikanischer Politiker. Als 31. US-Präsident (1929-33) musste er sich eine ungeschickte Wirtschaftspolitik vorwerfen lassen: Trotz „Schwarzem Freitag“ und anschließender Wirtschaftskrise verweigerte er jegliche staatliche Unterstützung und erhöhte sogar die Einfuhrzölle für Weizen und Baumwolle. Gegenüber Deutschland verkündete er 1931 die Aussetzung der Reparationszahlungen, was die deutsche Wirtschaft überleben ließ.
1868: Hugo Eckener († 14.8.1954); deutscher Ingenieur, der seit 1908 zum Mitarbeiterkreis des Friedrichshafener Luftfahrtpioniers Zeppelin gehörte. Zu seinen Verdiensten zählt der für die Nordamerika-Route konstruierte „LZ 126“, den er selbst in die USA brachte. Als Nachfolger des 1917 verstorbenen Ferdinand Graf von Zeppelin leitete er alle Aktivitäten des legendären Luftschiffs, dessen Ära mit der Explosion der „Hindenburg“ in Lakehurst 1937 ein tragisches Ende nahm.
1810: Camillo Benso Graf von Cavour († 6.6.1861); italienischer Politiker. Seine Bemühungen um die nationale Einigung Italiens wurden belohnt: Der Turiner Adelige und vormalige Ministerpräsident des Königreichs Sardinien nahm als erster Staatsmann diese Position auch im seit 1861 vereinten Königreich Italien ein.
Copyright Rosmarie Elsner

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