Montag 10.7.23

Montag 10.7.23

Kalenderblatt Montag, 10. Juli 2022


Zitat des Tages: „Gemeinsame Erinnerungen sind manchmal die besten Friedensstifter.“ Marcel Proust (1871-1922)


waffen-0345.gif von 123gif.de10.7.1976: Dioxin-Katastrophe von Seveso
Unweit der norditalienischen Ortschaft Seveso entweicht heute aus einer Fabrik eine Giftgaswolke, die sich durch den Wind rasch weiterverbreiten kann. Vier Tage später werden die ersten Krankheitsfälle registriert, Vögel fallen tot von den Bäumen, Katzen und Hunde verenden qualvoll. Analysen ergeben wenig später, dass es sich bei der Substanz um das hochgiftige Dioxin TCDD handelt.



Mehr Details:
Am 10. Juli 1976 entwich aus dem zum Schweizer Pharmakonzern Hoffmann-La Roche gehörenden Unternehmen ICMESA, einer Insektengift-Fabrik, eine Dioxinwolke aus feinstem Staub. Die Giftgaswolke verteilte sich über größere Gebiete der zwischen Mailand und Como gelegenen Gemeinden Seveso, Meda, Cesano Maderno und Desio und erregte zunächst kein größeres Aufsehen. Doch als einige Tage später Vögel tot von den Bäumen fielen, Haustiere starben, Pflanzen verdorrten und Menschen unter Hautverätzungen und Chlorakne litten, alarmierten diese Vorfälle Bewohner und Behörden.
Erst mit tagelanger Verspätung klärte die Leitung der Chemiefabrik die Geschehnisse auf. Insgesamt wurden 736 Menschen zum Schutz vor dem Gift TCDD (Tetrachlordibenzo-p-dioxin) aus einer 115 Hektar großen Gefahrenzone evakuiert. Nach dem Verenden von 3.300 Tieren wurden im verseuchten Gebiet bis 1978 insgesamt 77.000 Tiere notgeschlachtet, um das Eindringen von TCDD in die Nahrungskette zu verhindern. Bereits ein Milligramm davon (= ein Tausendstel Gramm) kann für den Menschen tödlich sein. Aber auch geringe Konzentrationen können das Immunsystem schädigen und Krebs verursachen. Da Dioxine nicht wasserlöslich und chemisch sehr träge sind, lagern sie sich in der Umwelt ab und werden nur langsam abgebaut. Ärzte rieten den Frauen zur Einnahme empfängnisverhütender Mittel, da Dioxine Missbildungen von Föten verursachen können.
Die Katastrophe von Seveso beschäftigte den Pharmariesen Hoffmann-La Roche lange Zeit. Der Konzern wendete nach eigenen Angaben mehr als 300 Millionen Franken, unter anderem für Entschädigungszahlungen, Prozesskosten und die Abtragung verseuchter Erde auf. Zwei Manager wurden von einem italienischen Gericht zu anderthalb und zwei Jahren Haft verurteilt. Über 7.000 zivilrechtliche Klagen konnten außergerichtlich beigelegt werden. Rund 200.000 Kubikmeter dioxinverseuchter Erde wurden auf einer 46 Hektar großen Fläche abgeräumt und in einem Sonderlager deponiert. Das 84 Hektar große Areal um die ehemalige Chemiefabrik ist bis heute noch hermetisch abgeriegelt.
Gedenktage:
1996: Heute bekommt die Weltöffentlichkeit erstmals die Aufnahmen vom Jupiter-Mond Ganymed zu sehen, die von der US-Raumsonde „Galileo“ bei ihrem Vorbeiflug aus – kosmisch gesehen – „allernächster Nähe“ von 1.000 Kilometern geschossen wurden.
1985: Das Schiff „Rainbow Warrior“ der Umweltorganisation Green Peace wird im Hafen von Auckland/Neuseeland versenkt. Der Anschlag, in den der französische Geheimdienst verwickelt ist und bei dem ein Mitarbeiter der Umweltschutzorganisation ums Leben kommt, sollte ein Auslaufen des Schiffs zum Mururoa-Atoll verhindern, wo Greenpeace-Aktivisten gegen die dort geplanten französischen Atomtests protestieren wollten.
1958: Unter der Devise „Der Sozialismus siegt“ beginnt in Ost-Berlin der 5. Parteitag der SED. Eine zehnprozentige Steigerung der industriellen Bruttoproduktion im ersten Halbjahr 1958 gegenüber dem Vorjahreszeitraum veranlasst Staatsoberhaupt Walter Ulbricht zu der vermessenen These, binnen der nächsten drei Jahre die BRD überflügelt zu haben.
1943: Mit der Operation „Husky“ landen amerikanische und britische Truppen auf Sizilien. Die Invasion der Westalliierten im Zweiten Weltkrieg ist, wie US-Präsident Roosevelt verkündet, der „Anfang vom Ende“ und führt im selben Monat zunächst in Italien zum Zusammenbruch des Faschismus.
1559: In Paris verunglückt der erst 40-jährige französische König Heinrich II. bei einem Ritterturnier tödlich. Der Unfall führt dazu, dass in Frankreich ab sofort ein Turnierverbot erlassen wird.
Geburtstage:
1954: Neil Tennant; britischer Sänger. Bereits seit 1981 ist er mit seinem Partner Chris Lowe im Erfolgsduo „Pet Shop Boys“ aktiv. Der große Erfolg stellte sich zwar erst Jahre später ein, dann aber ging es mit der Karriere steil bergauf. Hits wurden u.a. die Titel „West End Girls“, „It’s A Sin“ und „Always On My Mind.“
1934: Alfred Biolek; deutscher TV-Entertainer mit ausgeprägter Schwäche für Kulinarisches. Wie kaum ein anderer TV-Talkmaster versteht es Biolek, seinen prominenten Gästen auf subtile Weise kleine Geheimnisse zu entlocken. Darüber hinaus verrät der Gourmetkoch in seinem Buch „Meine Rezepte“ seine Lieblingsgerichte. Seit November 2000 agiert der Fernsehmoderator als erster deutscher UN-Botschafter für Weltbevölkerung.
1895: Carl Orff († 29.3.1982); deutscher Komponist und Begründer einer Schule für Musik und Tanz. Sein gewaltiges Hauptwerk, die auf einer mittelalterlichen Liedersammlung basierende Kantate „Carmina Burana“ (1937), wurde in den vergangenen Jahren – nicht zuletzt durch einen Werbespot für Schokolade – einem breiten Publikum bekannt.
1871: Marcel Proust († 18.11.1922); französischer Schriftsteller, der als einer der Begründer des Modernen Romans gilt, der die lineare Abfolge von Handlung und Person auflöst sowie die Wirklichkeit als Bewusstseinsinhalt reflektiert. Sein Hauptwerk ist der siebenteilige Romanzyklus „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ (1913-27).
1834: James Abbott McNeill Whistler († 17.7.1903); US-amerikanischer Maler. Sein künstlerisches Selbstverständnis beruhte auf der Hervorhebung der Ästhetik und des Umrisses. So prägen harmonische Farbkompositionen seine Bilder, darunter seine „Symphonie in Weiß“ (1864).
Copyright Rosmarie Elsner

Tags: