Mittwoch 10.5.23

Mittwoch 10.5.23

Kalenderblatt Mittwoch, 10. Mai 2023
Zitat des Tages: „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“ Heinrich Heine (1797-1856)
10.5.1933: Der Tag, an dem die Bücher brannten
buch-0142.gif von 123gif.deIn Berlin und anderen deutschen Universitätsstädten beginnt am 10. Mai 1933 der „Feldzug wider den undeutschen Geist“, bei dem Soldaten und Studenten das Kulturgut der deutschen Dichter und Denker unwiderruflich auslöschen. Allein in der Reichshauptstadt Berlin haben sich 40.000 Menschen versammelt, um kurz vor Mitternacht auf dem Opernplatz dem bizarren Schauspiel der Bücherverbrennung beizuwohnen.
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Zu der Aktion, bei der alles Schriftgut zu Asche verfällt, das in irgendeiner Form der nationalsozialistischen Ideologie widerspricht, hatte der jüngst zum Propagandaminister ernannte Joseph Goebbels aufgerufen. Die gesamte Deutsche Studentenschaft wurde von ihm zu Säuberungsaktionen in Bibliotheken, Buch- und Zeitschriftenverlagen und Hörsälen aufgefordert, um germanisch-deutsches Kulturgut frei von schädlichen Einflüssen zu machen. Der „oberste Kunstrichter“ verbreitete via Rundfunk Parolen gegen jüdische Intellektuelle und teilte der Nation nach der öffentlichen Bücherverbrennung mit, „dass sich die deutsche Seele nun wieder frei äußern könne…“.
Das nationalsozialistische „Kulturverständnis“ umfasste nicht nur Werke von jüdischen Autoren, auch aufklärende Schriften wie die des Psychoanalytikers Sigmund Freud oder namhafter Pazifisten und Marxisten wurden zusammengetragen, auf Scheiterhaufen verbrannt oder an so genannte „Schandpfähle“ genagelt. Zu den „undeutschen“ Publizisten zählten vormals angesehene Schriftsteller, Philosophen und Wissenschaftler wie Erich Kästner, Carl von Ossietzky, Heinrich Mann, Kurt Tucholsky, Erich Maria Remarque, Karl Marx und Karl Kautsky. Sogar im Berliner Institut für Sexualwissenschaft fand eine SA-Razzia statt, der unzählige Bücher und wissenschaftliche Schriften zum Opfer fielen.
Einer der wenigen deutschen Autoren, dem das „Privileg“ nicht vergönnt ist, seine Bücher in den Flammen auflodern zu sehen, war der bayerische Schriftsteller Oskar Maria Graf. Es wurmte ihn gewaltig, dass sich die Nationalsozialisten ausgerechnet mit ihm als deutschen Heimatdichter schmücken wollten. In einem offenen Brief forderte der mutige Bayer: „Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände der braunen Mordbanden gelangen!“.
Wie viele andere Autoren verließ Graf aus Protest seine Heimat und emigrierte nach New York. Weniger stabile Naturen begingen aus Verzweiflung über die Aktionen des NS-Regimes im Exil Selbstmord, darunter Kurt Tucholsky, Walter Benjamin und Stefan Zweig.
Gedenktage:
1981: Machtwechsel in Paris. François Mitterand, Führer der Sozialistischen Partei, ist neues Staatsoberhaupt von Frankreich. Bei den Präsidentschaftswahlen bezwingt er mit 51,75 Prozent der Stimmen seinen Widersacher, den bisherigen Amtsinhaber Valéry Giscard d’Estaing.
1953: Zu Ehren von Karl Marx, der vor fünf Tagen seinen 135. Geburtstag begangen hätte, wird die sächsische Arbeiterstadt Chemnitz in Karl-Marx-Stadt umbenannt. Erst nach der Wende, im Jahr 1989, wird sie ihren ursprünglichen Namen wieder zurückerhalten.
1949: Der Parlamentarische Rat wählt Bonn zur neuen Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Mit im Gespräch war auch die Mainmetropole Frankfurt, für die sich jedoch nur 29 Delegierte (Bonn: 33) aussprachen.
1941: Vermutlich ohne Wissen des „Führers“ Adolf Hitler fliegt sein Stellvertreter Rudolf Heß nach Großbritannien, um mit der dortigen Regierung in Friedensverhandlungen zu treten. Seine Mission wird bei der Fallschirmlandung nahe Glasgow gründlich missverstanden. Heß wird festgenommen und wandert bis Kriegsende hinter Gitter.
1774: Ludwig XVI. tritt in Paris die Nachfolge seines Großvaters an. 19 Jahre nach seiner Inthronisation wird der Herrscher, der die Französische Revolution nicht vereiteln konnte, abgesetzt, zum Tod verurteilt und durch die Guillotine hingerichtet.
1534: Neuer Fund? Bei seiner Suche nach dem nordwestlichen Seeweg nach Asien stößt der französische Seefahrer Cartier zufällig auf die Insel Neufundland und nimmt sie für Frankreich in Besitz – ohne zu ahnen, dass das Eiland bereits in Händen der britischen Krone ist.
Geburtstage:
1973: Jenny Elvers-Elbertzhagen; deutsches Filmsternchen („Männerpension“), Model und TV-Moderatorin. Ihren Bekanntheitsgrad verdankt das ehemalige „Partyluder“ weniger ihrer TV-Tätigkeit als turbulenten Beziehungen zu ihren Ex-Lovern, Schauspieler Heiner Lauterbach und „Big-Brother“-Container-Insasse Alex, von dem die Blondine einen Sohn hat.
1972: Katja Seizinger; deutsche Skirennläuferin. Die legitime „Erbin“ von Rosi Mittermeier gewann 1996 und 1998 den Gesamt-Weltcup und holte sich sowohl bei den Olympischen Spielen in Nagano als auch in Lillehammer Gold in den Disziplinen Abfahrt und Kombination. Nach einer schweren Knieverletzung beendete sie im April 1999 ihre Karriere.
1899: Fred Astaire, eigentlich Frederick Austerlitz († 22.6.1987); US-amerikanischer Tänzer, der das Prädikat „begnadet“ wie kein anderer verdiente. Keiner steppte mit solch einer traumwandlerischen Leichtigkeit, ob im Alleingang oder mit seiner Partnerin Ginger Rogers, mit der er durch insgesamt zehn Musikfilme tanzte.
1878: Gustav Stresemann († 3.10.1929); deutscher Politiker. Der Gründer der Deutschen Volkspartei war nur fünf Monate Reichskanzler (August bis November 1923) und danach bis 1929 Außenminister. In die Amtszeit des Staatsmannes, nach dem auch ein Herrenanzug benannt ist, fielen der Dawes-Plan (1924), der Locarnopakt (1925), die Aufnahme des Deutschen Reiches in den Völkerbund (1926) und der Berliner Vertrag im gleichen Jahr.
1841: James Gordon Bennett († 14.5.1918); US-amerikanischer Verleger, der den „New York Herald“ auch in Paris und London herausbrachte. Sein Name allerdings ist untrennbar verbunden mit dem verschollenen Forscher David Livingstone, denn er finanzierte 1871 die erfolgreiche Afrika-Suchaktion des Journalisten Henry M. Stanley nach dem Briten.
Copyright Rosmarie Elsner

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