noch bis 20.5.2012 John Pawson

noch bis 20.5.2012 John Pawson


1.3.-20.5.2012 JOHN PAWSON Architekturmuseum
Das Architekturmuseum der TU München widmet dem britischen Architekten und „Superminimalisten“ John Pawson die erste große Ausstellung in Deutschland. Pawson, 1949 in Halifax/Yorkshire geboren, zählt zu den herausragenden Architekten der Gegenwart. Schon seine frühen Entwürfe, wie die Inneneinrichtungen der 1980er Jahre, erregten weltweit Aufmerksamkeit. Seine weiteren Projekte, beispielsweise die Brücke Sackler Crossing in Kew Gardens, das neue Zisterzienserkloster von Nový Dvůr in Böhmen, die Neugestaltung der St. Moritzkirche in Augsburg oder jüngst der Umbau des Londoner Commonwealth Institute zum weltweit größten Designmuseum, fanden international höchste Anerkennung. Bild: John Pawson, Baron House Skåne, Schweden, 2005 © Jens Weber
Seit der Antike wird das „Prinzip der Einfachheit“ als das Wesen der Natur bezeichnet, die alles auf bestimmte, geordnete, kürzeste und am besten mögliche Weise gestaltet. Diesem Prinzip folgten viele kulturelle Leistungen vom Zen-Buddhismus über die Zisterzienser bis zu den Shakern. John Pawson steht in dieser Tradition, er ist der große Meister der Gestaltung eines Minimums, das eine maximale Fülle an Klarheit und Reinheit liefert. Seine Bauten und Designobjekte zeichnen sich durch eine Kunst des Weglassens aus, sie faszinieren durch die reine Wirkung von Raum, Proportion, Licht und Material. Beeinflusst von japanischer Kultur und minimalistischer Kunst definiert Pawson seine Vorstellung vom Minimum als Perfektion und Qualität, die entstehen, wenn jedes Detail und jede Verbindung auf das Wesentliche reduziert werden. Diese Reduktion als Verdichtung auf das Wesentliche definierte Donald Judd, den Pawson gerne zitiert, treffend: „Am Anfang steht die schwierige Suche nach dem Anfang“, denn „Minimalismus ist der einfache Ausdruck eines komplexen Gedankens“.
Die Ausstellung im Architekturmuseum der TU München zeigt die Arbeitsweise und Gedankenwelt John Pawsons sowie seine Architektur und Designobjekte. Der erste Raum, „Plain Space“ (Klarer Raum), präsentiert anhand von großformatigen Fotografien Jens Webers vier in den Kontext eingebundene Projekte: eine Fußgängerbrücke über einen See, ein Kloster und zwei Wohnhäuser. Dazu werden Modelle und Materialstudien ausgestellt. Fotografien und Modelle spielen in Pawsons Entwurfsprozess eine entscheidende Rolle. Er arbeitet kaum mit Skizzen, entwickelt aber klare mentale Bilder. Daher sind Fotografie und Modelle essentielle Werkzeuge, um die Eigenschaften eines Raums zu untersuchen, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie die Verbindungen und Proportionen wirken werden und welche Qualität das Licht haben wird. Damit der Besucher die Intensität eines minimierten Raumes unmittelbar erfahren kann, folgt im zweiten Ausstellungsraum eine speziell für das Architekturmuseum entwickelte, auf Form und Licht reduzierte Installation im Maßstab 1:1. Erst der einfache klare Raum kann die reine Geometrie und deren Schönheit enthüllen. Erst im leeren Raum kann das Auge die Fülle und Intensität von Licht und Schatten, von Farbe, Material und Proportion ungehindert erfassen. Diese Einfachheit entsteht nicht durch Weglassen oder Vereinheitlichung, nicht durch das Entfernen von Teilen oder einen weißen Anstrich, sondern durch das intensive, oft mühsame Herausarbeiten eines ganzheitlichen und reinen Ausdrucks. Im Anschluss bietet Pawson einen Einblick in sein umfangreiches Bildarchiv. Paarweise projiziert und mit persönlichen Kommentaren versehen, ergibt die Auswahl der Aufnahmen ein gewaltiges Bildtagebuch. Die Anthologie zeigt nicht nur Pawsons unerschöpflichen Fundus an Referenzmaterial, sondern vermittelt auch einen Eindruck von seiner spezifischen Form des Sehens und Denkens. Am Schluss der Ausstellung zeigen zahlreiche Architekturmodelle und Designobjekte die Bandbreite an Entwürfen für Wohnhäuser, Kirchen, Kapellen und Gebrauchsgegenstände. Für Pawson ist alles Architektur, in seiner Philosophie gibt es keinen Unterschied zwischen dem Bau eines Hauses, dem Entwurf einer Gabel oder eines Bühnenbilds für ein Ballett, alles lässt sich auf eine Beschäftigung mit Masse, Volumen, Oberfläche, Proportionen, Verbindungen, Geometrie, Wiederholung, Licht und Ritual zurückführen. Die Perfektion ist in jedem Falle immer gleich.
Die Ausstellung wird von drei Publikationen begleitet: „John Pawson. Katalog“ (Walther König), „John Pawson. Plain Space“ (Phaidon Press) und „A Visual Inventory. John Pawson“ (Phaidon Press). Pressekontakt Hilde Strobl

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