Paul Klee. Konstruktion des Geheimnisses. Erstmals widmet die Pinakothek der Moderne. Sammlung Moderne Kunst (01.03.-17.06.18) dem Werk Paul Klees mit „Konstruktion des Geheimnisses“ eine große Sonderausstellung.
Paul Klee (1879–1940) ist einer der bedeutendsten und wandlungsfähigsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Seine Gemälde und Papierarbeiten bestechen durch Erfindungsreichtum, subtilen Humor, virtuose Farbgebung und Experimentierfreude. Der umfangreiche Münchner Bestand, zu dem Meisterwerke wie „Der Vollmond“ (1919), „Wachstum der Nachtpflanzen“ (1922), „Abenteurer-Schiff“ (1927) und „Das Licht und Etliches“ (1931) gehören, wird zusammen mit rund 130 hochkarätigen Leihgaben aus bedeutenden öffentlichen und privaten Klee-Sammlungen in Europa, den Vereinigten Staaten und Japan präsentiert. (Foto: Paul Klee, nach der Zeichnung 19/75 [Versunkenheit], 1919 Lithografie, 1. Zustand, aquarelliert, 22,2 x 16 cm, Zentrum Paul Klee, Bern, Schenkung Livia Klee © Zentrum Paul Klee, Bern, Bildarchiv)
Die Ausstellung zeigt Klee als „denkenden Künstler“, der in seinen Bildern systematisch die Grenzen des Rationalen auslotet und hin zum Geheimnisvollen und Rätselhaften überschreitet.
Im Zentrum der Ausstellung stehen die 1920er-Jahre, in denen Klee einer der prägenden Meister am Staatlichen Bauhaus ist. „Konstruktion des Geheimnisses“ zeichnet nach, wie Klee sich in Weimar und Dessau produktiv mit den neuen Herausforderungen einer technisierten, rationalisierten Welt und deren Auswirkungen auf das künstlerische Schaffen auseinandersetzt. Die Besucherinnen und Besucher erwartet eine besondere, an die Architektur des Dessauer Meisterhauses angelehnte Ausstellungsszenographie.
Dabei wirft die Ausstellung einen neuen, von den Konflikten der 1920er-Jahre gelenkten Blick auf Klees abstraktes Werk der Bauhauszeit: Statt der von den Direktoren Walter Gropius und Hannes Meyer geforderten engen Verbindung zwischen Kunst und Technik betont Klee die Bedeutung von Spiel, Intuition und Genie, und fordert in einem Text mit dem Titel „exakte versuche im bereich der kunst“ sogar zur „konstruktion des geheimnisses“ auf. Die Ausstellung führt vor Augen, wie Klee sich in seinem eigenen Werk dieser paradoxen Verknüpfung von Verstand und Mysterium widmet.
Auch am Bauhaus greift Klee dazu immer wieder auf Motive wie Berge, Gestirne, Leitern und Architekturelemente oder Konzepte wie den Aufstieg und das Schweben zurück. Ausgehend von Klees Selbstbildnissen verfolgt die Ausstellung diese Leitmotive und -ideen durch das gesamte Œuvre hinweg. Die stetigen Variationen und Entwicklungen von Klees Bildwelt zeigen die formale Konsequenz und Kontinuität seines künstlerischen Schaffens auf.
Neben Leihgaben aus international renommierten Sammlungen wie dem Museum of Modern Art, New York, dem Centre Pompidou, Paris, dem National Museum of Modern Art, Tokyo, dem Norton Simon Museum, Pasadena (Kalifornien), dem Zentrum Paul Klee und der Klee-Nachlassverwaltung, Bern, dem Kunstmuseum Basel, dem Museum Berggruen, Berlin, sowie der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, werden auch teilweise seit Jahrzehnten nicht mehr in Deutschland gezeigte Werke Klees zu sehen sein.
In Klees Bildern spiegelt sich der Konflikt zwischen Neoromantik und Rationalismus der 1920er-Jahre. Klees Suche nach einer Position der Balance ist heute aktueller denn je.
Kurator: Dr. Oliver Kase
Begleitend zur Ausstellung erscheint ein umfangreich bebilderter Katalog, der in einer deutschen und einer englischen Ausgabe erhältlich ist. Darin werfen Essays von Régine Bonnefoit, Christine Hopfengart, Wolfgang Kersten, Oliver Kase, Cathrin Klingsöhr-Leroy, Christoph Wagner, Stephen Watson und Gregor Wedekind einen neuen Blick auf Klees Schaffen. Hirmer Verlag, 39,90 €, ca. 440 Seiten und 350 Abbildungen in Farbe, hrsg. von Oliver Kase für die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.