Sonntag 9.6.24

Sonntag 9.6.24

Kalenderblatt Sonntag, 9. Juni 2024


Zitat des Tages: „Es ist mir vollständig gleichgültig, ob in dem Reichstagskäfig rote, schwarze oder gelbe Affen herumspringen.“ Kaiser Wilhelm II. (1859-1941)

9.6.1884: Grundsteinlegung zum Berliner Reichstag
In einer feierlichen Zeremonie legt Kaiser Wilhelm I. am 9. Juni 1884 den Grundstein zum Berliner Reichstagsgebäude. Nach Fertigstellung soll es das Domizil des Deutschen Reichstags werden, der bisher in einem Provisorium untergebracht war. Mit diesem Festakt beginnt die mehr als 100-jährige Epoche dieses Bauwerks, das wie kein anderes die wechselvollen Stationen deutscher Geschichte – vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik – aufzeigt.



Mehr Details:
Zehn Jahre nach der Grundsteinlegung durch seinen Großvater weihte Kaiser Wilhelm II. den nach Plänen des Frankfurter Architekten Paul Wallot errichteten Prachtbau ein. Am Tag danach, am 6. Dezember 1894, trat bereits das Parlament zu seiner ersten Sitzung in den repräsentativen neuen Räumlichkeiten zusammen. Der holzgetäfelte Plenarsaal, der Platz für 397 Abgeordnete bot, verfügte über eine Kuppel aus Glas und Metall, aus der natürliches Licht in den Sitzungssaal fiel. Eine Besonderheit stellten auch die beiden reich mit Intarsienarbeiten verzierten Türen dar: eine Ja- und eine Nein-Türe, wenn sich die Abgeordneten bei einem Abstimmungsverfahren nicht einig waren.
Im November 1918 verkündete der sozialdemokratische Politiker Philipp Scheidemann vom Balkon des Reichstagsgebäudes den Rücktritt des letzten deutschen Kaisers und rief die Republik aus. Laut einer Broschüre des Bundestags soll er dies mit den Worten getan haben: „Das Alte und Morsche, die Monarchie ist zusammengebrochen. Es lebe das Neue! Es lebe die Deutsche Republik!“ Düstere Zeiten erlebten der Reichstag und das deutsche Volk wenige Wochen nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler. In der Nacht auf den 28. Februar 1933 wurden Teile des Bauwerks durch unbekannte Brandstifter zerstört. Das Parlament musste daraufhin seinen Sitz in die Kroll-Oper auf der gegenüberliegenden Seite verlegen. Den Nationalsozialisten war der Brand ein willkommener Anlass, gegen die verdächtigten Kommunisten vorzugehen und ein schon lange geplantes Gesetz zum so genannten „Schutz von Volk und Staat“ durchzusetzen, das u.a. für „Hochverrat“ die Todesstrafe vorsah. Bei der „Schlacht um Berlin“, am 30. April 1945, besetzten Truppen der sowjetischen Roten Armee das schwer beschädigte Gebäude, um auf dem Dach ihre rote Flagge zu hissen.
Da war die Verhüllung des Reichstags im Juni/Juli 1995 durch Verpackungskünstler Christo und seiner Frau Jeanne-Claude schon ein weit erfreulicheres Ereignis, das Heerscharen von Besuchern anzog. Seit April 1999 – nach vierjährigen Umbauarbeiten durch den britischen Architekten Sir Norman Foster – erstrahlt das Gebäude in neuem Glanz und wurde nach 66 Jahren erstmals wieder Sitz eines demokratisch gewählten Parlaments.
Gedenktage:
1991: Auf den Philippinen bricht nach 600-jähriger Untätigkeit der Vulkan Pinatubo aus. Zahlreiche Dörfer werden unter glühender Asche und Schlammlawinen begraben; Zigtausende von Menschen müssen evakuiert werden.
1979: Die Freude darüber, dass sich der HSV im Hamburger Volksparkstadion den Titel „Deutscher Fußballmeister“ holt, müssen zahlreiche Fans mit einem Krankenhausaufenthalt büßen. Beim Ansturm der Begeisterten auf das Spielfeld kommt es zu Schlägereien, bei denen es zahlreiche Schwerverletzte gibt.
1974: Zum dritten Mal in Folge gewinnt der belgische Radsportler Eddy Mercks den Giro d’Italia. Die Glücksträhne des 29-Jährigen will in diesem Jahr nicht abreißen: Auch bei der Tour de Suisse und der Tour de France lässt er die Konkurrenz weit hinter sich.
1962: Der US-amerikanische Langstreckenschwimmer Fred Baldasare durchschwimmt als erster Mensch die „Straße von Messina“, die gefürchtete Meerenge zwischen Sizilien und dem italienischen Festland.
1886: Ohne seinen berühmten Patienten, König Ludwig II. von Bayern, ein einziges Mal untersucht zu haben, trifft Bernhard von Gudden, Leiter der Kreisirrenanstalt von Oberbayern, eine folgenschwere Entscheidung: Er stellt ein Gutachten aus, das dem Monarchen Geistesgestörtheit (Paranoia) bescheinigt und in der Folge zu dessen Entmündigung führt.
Geburtstage:
1963: Johnny Depp; US-amerikanischer Filmschauspieler. Der Schwarm zahlreicher Girls rund um den Globus ist für seine anspruchsvollen Rollen bekannt: beispielsweise als hoffnungsloser Romantiker in „Don Juan DeMarco“ (1995), als bizarrer Ed Wood (1994), als geheimnisvoller Flussvagabund im französischen Kinomärchen „Chocolat“ (2000) oder als Pirat in den drei Abenteuer-Filmen „Fluch der Karibik“ (2003, 2006 und 2007).
1891: Cole Albert Porter († 15.10.1964); US-amerikanischer Komponist und Schöpfer zahlreicher am New Yorker Broadway erfolgreicher Musicals und Filmmelodien. Zu seinen bekanntesten Werken gehören das Musical „Kiss Me Kate“ (1948) und die Musik zum Film „Die Oberen Zehntausend“ (1956, mit Grace Kelly und Bing Crosby).
1851: Charles Joseph Bonaparte († 28.6.1921); US-amerikanischer Jurist und Politiker, der als Justizminister der Vereinigten Staaten 1908 eine weitreichende Entscheidung traf: Der Enkel des jüngsten Bruder Napoleons I. gründete das Federal Bureau of Investigation, besser bekannt unter der Abkürzung FBI.
1843: Bertha Freifrau von Suttner († 21.6.1914); österreichische Schriftstellerin, die 1889 unter dem Pseudonym „Bertha Oulot“ den Anti-Kriegsroman „Die Waffen nieder!“ veröffentlichte. Die Gründerin der Österreichischen Gesellschaft der Friedensfreunde (1891) bewog zudem Alfred Nobel zur Stiftung des Friedensnobelpreises, mit dem sie selbst 1905 als weltweit erste Frau ausgezeichnet wurde.
1672: Peter I., der Große († 8.2.1725); russischer Zar ab 1682, der in seiner 43-jährigen Herrschaft Russland zur europäischen Großmacht machte. Innenpolitisch reformierte er die Verwaltung und förderte nach westlichem Vorbild Industrie und Handwerk. Im Alter von nur 53 Jahren starb er in der von ihm gegründeten Hauptstadt St. Petersburg.
Copyright Rosmarie Elsner

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