Donnerstag 9.11.23

Donnerstag 9.11.23

Kalenderblatt Donnerstag, 9. November 2023

Zitat des Tages: „Man müsste das Leben so einrichten, dass jeder Moment bedeutungsvoll ist.“ Iwan S. Turgenjew (1818-1883)


flag-dtl-anim9. November: Schicksalstag der Deutschen
Kein Tag in der deutschen Geschichte verlief so ereignisreich wie der 9. November. Warum ausgerechnet dieser eine Novembertag eine solche Anziehungskraft auf Ereignisse von ungewöhnlicher Tragweite hatte, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. An diesem Tag löste 1918 die Republik das deutsche Kaiserreich ab, fünf Jahre später wurde ein Hitlerputsch vereitelt, 1938 stand er im Zeichen der „Reichskristallnacht“. Und 1989 schrieb der 9. November mit dem Mauerfall Geschichte.


Mehr Details:
Den Anfang machte das Jahr 1918, als der 9. November erstmals seine Zeichen setzte. Ganz Deutschland steckte zu dieser Zeit in Revolutionswirren. Von Kiel über Berlin bis München tobte der Aufstand, wurde gestreikt, Arbeiter- und Soldatenräte gebildet. Die Zeit der Monarchie ging ihrem Ende entgegen, auch wenn Kaiser Wilhelm II. das nicht wahrhaben wollte. In nur wenigen Tagen wurden er und die wilhelminische Staatsordnung hinweggefegt. Um den Monarchen vor dem unvermeidbaren „Sturz“ zu bewahren, entschloss sich Reichskanzler Max von Baden zu einem eigenmächtigen Schritt. Er verkündete die Abdankung Wilhelms II. und übergab die Regierungsgeschäfte an den Sozialdemokraten Friedrich Ebert. Kurz danach, um 14.00 Uhr, rief der Politiker Philip Scheidemann vom Balkon des Berliner Reichstags die Republik aus. Wilhelm II. tobte und wollte wenigstens sein Amt als Preußenkönig beibehalten, statt dessen musste er zusehen, dass er im vergitterten Sonderzug heil über die Grenze nach Holland kam.
Fünf Jahre später brach am 8./9. November 1923 vor der Münchner Feldherrnhalle ein vom NSDAP-Führer Adolf Hitler organisierter Putsch zusammen. Zwar scheiterte seine „Nationale Revolution“; er selbst wurde zu fünfjähriger Festungshaft in Landsberg am Lech verurteilt. Leider tauchte er bald darauf wieder auf und hielt die Welt noch bis Frühjahr 1945 in Atem. Vorzeitig aus der Haft entlassen, gründete Hitler am 9.11.1925 die Schutzstaffel „SS“. Besonders tragisch waren die Geschehnisse an diesem Tag des Jahres 1938, der so genannten „Reichskristallnacht“, in der die Judenverfolgung einen ihrer traurigen Höhepunkte erreichte. Überall wurden Schaufenster von jüdischen Geschäften eingeschlagen, Synagogen angezündet und jüdische Mitbürger ermordet, schwer misshandelt und in Konzentrationslager deportiert. Dies war die grausame Rache der Nationalsozialisten für den Mordanschlag eines jungen Juden auf einen deutschen Funktionär zwei Tage zuvor in Paris.
Nur 1989 gab der 9.11. endlich einmal Anlass zur „ungeteilten“ Freude. In Deutschland fiel die Mauer, die Menschen aus Ost und West 28 Jahre lang voneinander trennte. Doch auch die Freude darüber währte nur kurz, da die Wiedervereinigung nach den langen Trennungsjahren ein schmerzhafter Prozess ist, der beiden Seiten Zeit, Geduld und Verständnis abverlangte und obendrein viel Geld kostete.
Gedenktage:
1998: In Palm Springs/Kalifornien stirbt 98-jährig Roman Cycowski, der letzte noch lebende Sänger des legendären Ensembles „Comedian Harmonists“. Der Bariton des erfolgreichen Sextetts der 20er und 30er Jahre („Veronika, der Lenz ist da“) verließ nach Auflösung der Truppe durch die Nazis 1935 Deutschland und ging später in die USA, wo er Kantor wurde.
1985: Der sowjetische Schachspieler Garri Kasparow entscheidet in Moskau die letzte Partie im Kampf um die Weltmeisterschaft für sich und „entthront“ den seit zehn Jahren amtierenden Schachweltmeister und Landsmann Anatoli Karpow.
1970: Auf seinem Landsitz in Colombey-les-deux-Eglises stirbt kurz vor seinem 80zigsten Geburtstag der General und Politiker Charles de Gaulle, der sich ein Jahr zuvor von den Regierungsgeschäften zurückgezogen hatte. Der französische Staatsmann schloss 1963 gemeinsam mit Konrad Adenauer den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag.
1965: Ein Stromausfall, verursacht durch einen Fehler im Kraftwerkscomputer, lässt in New York und in mehreren Bundesstaaten an der Ostküste der USA alle Lichter verlöschen. Tausende bleiben in Zügen und Liften stecken, nichts geht mehr. Nichts? Hartnäckig hält sich das Gerücht, neun Monate später habe es einen Babyboom gegeben … .
1960: Bei den heutigen Präsidentschaftswahlen in den USA gewinnt der demokratische Senator von Massachusetts, der 43-jährige John F. Kennedy, gegen den Kandidaten der Republikaner Richard M. Nixon. Damit wird im Januar das bisher jüngste Staatsoberhaupt in der Geschichte Amerikas ins Weiße Haus in Washington einziehen.
1936: Die zweimotorige „He 111“, ein von den Berliner Heinkel-Werken konstruierter Flugzeugtyp, erreicht als „schnellstes Flugzeug der Welt“ eine Rekordgeschwindigkeit von 400 Stundenkilometern.
Geburtstage:
1974: Sven Hannawald; deutscher Sportler. 2002 war das Glanzjahr des Skispringers aus Hinterzarten im Allgäu. Mit Spitzenleistungen schrieb er Sportgeschichte und schaffte am 6. Januar, was noch keinem vor ihm gelang: nämlich alle vier Einzelspringen einer Vierschanzentournee zu gewinnen. Damit sicherte er sich beim Abschluss-Springen in Bischofshofen den Rekord von 1077,6 Punkten und damit den ersten Grand Slam im Skispringen. 2004 beendete der Sportler seine aktive Karriere.
1960: Andreas Brehme; deutscher Fußball- und Nationalspieler. Unvergesslich wird sein Tor in der 85. Minute beim WM-Finale in Rom 1990 gegen Argentinien sein, das den Elfmeterschützen und die deutsche Elf zum Weltmeister machte. Die aktive Karriere als Kicker hat er längst an den Nagel gehängt, dafür gab „Andy“ im Oktober 2000 als Team-Manager des FC Kaiserslautern seinen Einstand als Team-Manager – ein Amt, das er bis Sommer 2002 inne hatte.
1939: Björn Engholm; deutscher Politiker. Seine Laufbahn als Hoffnungsträger der SPD begann 1977 als Parlamentarischer Staatssekretär; 1988 trat er als Ministerpräsident von Schleswig-Holstein an, es folgten der Parteivorsitz der SPD (1991) und um ein Haar die Kanzlerkandidatur …, wären da nicht einige Ungereimtheiten im Zusammenhang mit der Barschelaffäre gewesen, die Engholm 1993 zum Rückzug aus allen politischen Ämtern veranlassten.
1873: Fritz Thyssen († 8.2.1951); deutscher Großindustrieller. Der Unternehmer, der zunächst als einer der ersten die NSDAP unterstützte, wurde wegen der Judenverfolgung zum erbitterten Regimegegner und verließ mit seiner Ehefrau 1939 Deutschland. 1941 in Frankreich verhaftet, musste er seinen Widerstand mit der Inhaftierung im Konzentrationslager (bis 1945) büßen. In Frankreich verfasste er das Buch „I Paid Hitler“.
1818: Iwan Sergejewitsch Turgenjew († 3.9.1883); russischer Dichter, der jedoch die meiste Zeit seines Schaffens in Deutschland und Frankreich zubrachte. Der Autor zahlreicher Novellen und Romane (u.a. „Väter und Söhne“, 1862, „Neuland“, 1876 ), die häufig die zeitgenössische russische Gesellschaft reflektieren, räumte aber auch der Liebe einen Platz in seinen Versen ein, z.B. in „Erste Liebe“ (1860) und „Frühlingsströme“ (1871).
Copyright: Rosemarie Elsner

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