Dienstag 9.5.23

Dienstag 9.5.23

Kalenderblatt Dienstag, 9. Mai 2023


Zitat des Tages: „Der Spezialist ist in seinem winzigen Weltwinkel vortrefflich zu Hause, aber er hat keine Ahnung vom Rest.“ José Ortega y Gasset (1883-1955)


waffen-0107.gif von 123gif.de9.5.1978: Aldo Moro: Todesurteil der „Roten Brigaden“
Die Welle der Gewalt, wie sie die Bundesrepublik Deutschland in den 1980er-Jahren durch RAF-Terroristen erlebt, macht auch vor Italien nicht Halt: In Rom ermorden heute Mitglieder der links gerichteten Organisation „Rote Brigaden“ Aldo Moro, den vor sieben Wochen entführten früheren Ministerpräsidenten und Parteivorsitzenden der Democrazia Cristiana.


Mehr Details:
Die Entführung des christdemokratischen Politikers weist erschreckende Parallelen zu den Terrorakten der Rote Armee Fraktion in Deutschland auf. Vier unbekannte Täter hatten den 61-jährigen Parteichef, der mit seiner Wagenkolonne unterwegs zu einer Parlamentssitzung war, am 16. März in den Hinterhalt gelockt und verschleppt. Seine fünf Leibwächter wurden bei dem Überfall an Ort und Stelle erschossen. Anschließend hielt man den populären Politiker in einer kleinen Wohnung in der Via Montalcini 55 Tage lang gefangen. Ähnlich wie im Fall des ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Schleyer erscheint am Tag nach dem Kidnapping ein Foto, das den erschöpften Gefangenen mit einer Fahne der Roten Brigaden und einer Ausgabe der Zeitung „La Repubblica“ zeigt, die in dicken Lettern verkündet „Moro ermordet“.
Die Forderung der Terroristen, die Freilassung von 13 inhaftierten Genossen, stieß jedoch bei Italiens Regierung auf taube Ohren. Auf eine Verhandlung mit den militanten Rotbrigadisten wollte sich die aus lauter Parteifreunden Moros zusammengesetzte Obrigkeit auf keinen Fall einlassen. Zwar wurde eine Großfahndung nach dem Entführten eingeleitet, die aber trotz eines Aufgebots von 50.000 Polizisten erfolglos verlief.
Die Kidnapper, so berichtete 20 Jahre später die Ex-Terroristin Anna Laura Braghetti, hätten in einer Befragung von 200 Gesinnungsgenossen über das weitere Vorgehen abgestimmt. Da von Regierungsseite kein Einlenken zu erwarten war, habe man einstimmig für den Tod des Parteichefs votiert; ansonsten wäre ja der Tod der fünf Begleiter sinnlos gewesen.
Moro, der sich nach der langen Gefangenschaft darüber im Klaren war, dass sein Leben von der Partei geopfert werde, verfügte in seinem letzten Willen, dass keiner der ehemaligen Parteigenossen seinem Sarg folgen dürfe. Am 9. Mai vollstreckten die Terroristen das Todesurteil: Der Politiker wurde im Kofferraum eines Renault 4 in Roms Innenstadt erschossen aufgefunden.
Noch heute fragt sich Italiens Öffentlichkeit, ob alles getan wurde, um den Vorsitzenden der Christdemokraten zu retten oder ob der Tod des Politikers möglicherweise einigen Parteifreunden ganz gelegen kam.
Gedenktage:
1976: In ihrer Gefängniszelle in Stuttgart-Stammheim wird die RAF-Terroristin Ulrike Meinhof tot aufgefunden. Die 42-jährige Journalistin, neben Andreas Baader eine der ideologischen Leitfiguren der Terrorgruppe Rote Armee Fraktion, verübte in ihrer Zelle Selbstmord.
1964: Die neu gegründete Bundesliga hat ihren ersten deutschen Fußballmeister: der 1. FC Köln. Die beiden Absteiger der Saison sind der 1. FC Saarbrücken und der Verein Preußen Münster.
1949: Herrscher über das Fürstentum Monaco und seine rund 25.000 Einwohner ist ab heute der 25-jährige Rainier aus der Dynastie der Grimaldis. Nach dem Tod seines Vaters Ludwig schwingt er das Zepter im Zwergstaat an der Côte d’Azur.
1900: Der Maler und Kunstsammler Max Liebermann, seit zwei Jahren Präsident der von ihm mitbegründeten Künstlervereinigung „Berliner Sezession“, eröffnet heute in der Reichshauptstadt die gleichnamige Ausstellung. Präsentiert werden 420 überwiegend impressionistische Werke der künstlerischen Avantgarde Deutschlands.
1876: Der deutsche Maschinenbauer Nikolaus August Otto konstruiert in seiner Gasmotorenfabrik in Deutz bei Köln den nach ihm benannten Viertaktgasmotor mit verdichteter Ladung. Der „Ottomotor“ wird zum Vorbild für alle künftigen, in Autos, Schiffen und Flugzeugen eingesetzten Verbrennungsmotoren.
Geburtstage:
1946: Drafi Deutscher († 9.6.2006); deutscher Sänger und Komponist. Dem Berliner, der Anfang der 60er-Jahre mit Schlagern wie „Teenie“ und „Shake Hands“ bekannt wurde, gelang es trotz diverser Skandale, musikalisch immer wieder auf die Beine zu kommen: z.B. unter den Pseudonymen „Mixed Emotions“ und „Masquerade“. Noch heute schmettert alle Welt seinen Dauerbrenner aus dem Jahr 1965 „Marmor, Stein und Eisen bricht“.
1921: Sophie Scholl († 22.2.1943); deutsche Widerstandskämpferin. Gemeinsam mit ihrem Bruder Hans und einigen Kommilitonen gründete sie die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Ihr Wagemut kostete den Geschwistern das Leben, als sie bei der Verteilung von Flugblättern gegen das NS-Regime in der Universität München gefasst und wenig später hingerichtet wurden. Ihre tragische Geschichte wurde 2004 („Sophie Scholl – Die letzten Tage“) mit Julia Jentsch in der Hauptrolle verfilmt.
1883: José Ortega y Gasset († 8.10.1955); spanischer Philosoph, der in seiner Heimat zu den bedeutendsten Vertretern seiner „Zunft“ zählte und darüber hinaus auch als Publizist tätig war. Die Kritik in seinen philosophischen Werken gilt der seelenlosen Vermassung im 20. Jahrhundert („Eine Interpretation der Weltgeschichte“, 1960).
1873: Howard Carter († 2.3.1939); britischer Archäologe. Seine jahrelange Ausgrabungen waren am 4. November 1922 endlich von Erfolg gekrönt: Im Tal der Könige in Ägypten entdeckte er das mehr als 3.000 Jahre alte, nahezu unversehrte und mit reichen Schätzen ausgestattete Grab des Pharaos Tut-ench-Amun, der von etwa 1347-1339 v. Chr. herrschte.
1837: Adam Opel († 8.9.1895); deutscher Maschinenbauer. Er begann 1862 seine unternehmerische Karriere keineswegs mit Automobilen, sondern mit Nähmaschinen und Fahrrädern. Erst nach seinem Tod befasste sich die spätere Weltfirma mit der Herstellung der nach ihren Gründer benannten Kraftfahrzeuge.
Copyright Rosmarie Elsner

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