Kalenderblatt Samstag, 7. September 2024
Zitat des Tages: „Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.“ Erich Honecker (1912-1994)
7.9.1987: Honecker in Bonn: Die deutsch-deutsche Begegnung
Als erster DDR-Staatsratsvorsitzender trifft heute Erich Honecker zu einem Besuch in der Bundesrepublik Deutschland ein. In Bonn und auf weiteren Stationen seiner Reise wird der 75-jährige SED-Politiker trotz unterschiedlicher Standpunkte in der Deutschlandpolitik mit allen Ehren empfangen. Den Auftakt seiner Staatsvisite bilden Gespräche mit Bundeskanzler Helmut Kohl und Bundespräsident Richard von Weizsäcker, doch kommt es auch zu einer Begegnung mit Rocksänger Udo Lindenberg.
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Es ist kein Staatsbesuch wie jeder andere, auch wenn die äußeren Zeichen – Spielen der DDR-Nationalhymne, Hissen der Hammer-und-Zirkel-Flagge und Abschreiten der Ehrenformationen der Bundeswehr – darauf hindeuten. Vor diesem Treffen waren sich Kohl und Honecker eher zufällig bei offiziellen Anlässen im Ausland begegnet. An diesem 7. September erfolgt die Annäherung bewusst. Der Besuch des ostdeutschen Regierungschefs in der Bundesrepublik lässt auf ein verbessertes politisches Klima, auf Vergünstigungen, etwa im innerdeutschen Reise- und Warenverkehr hoffen. Die Unterredungen zwischen den Staatsoberhäuptern verlaufen angespannt, aber freundlich. Am zweiten Tag des Besuchs wird eine Ausweitung der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit vereinbart und ein von langer Hand vorbereitetes Abkommen zu Fragen des Umwelt- und Strahlenschutzes unterzeichnet. Honeckers Äußerungen über Verbesserungen der Grenzsituation sorgen für Aufsehen, darunter seine Aussage „… es wird der Tag kommen, an dem Grenzen uns nicht mehr trennen, sondern Grenzen uns vereinen, so wie uns die Grenze zwischen der DDR und der Volksrepublik Polen vereint“.
Bei dem fünftägigen Staatsbesuch trifft der SED-Politiker mit Vertretern der Wirtschaft, im Saarland mit Ministerpräsident Oskar Lafontaine zusammen; dort steht auch ein Besuch von Honeckers Elternhaus in Wiebelskirchen auf dem Programm. Natürlich darf die Begegnung mit dem Rockmusiker Udo Lindenberg nicht fehlen. Lindenberg, der drei Monate zuvor dem „Brieffreund“ eine Lederjacke aus seinen Rocker-Tagen geschenkt hatte, schrieb über das kurze Treffen vor dem Wuppertaler Engels-Haus in der Zeitschrift „stern“: „Für unser Meeting hatte ich mich in meine besten schwarzen Gummijeans und meine Nadelstreifenjacke geschmissen. Honni sich in seinen Mausgrauen. Ich hatte extra meine Sonnenbrille nicht aufgesetzt, damit seine blauen Augen tief in meine blicken konnten. Aber sein Blick war gesenkt, etwas misstrauisch, fast ängstlich. Ich glaube, er fürchtete das Schlimmste. Aber ich war wie immer sehr charmant, drückte ihm eine Gitarre in die Hand, auf der in großen Lettern stand: ‚Gitarren statt Knarren‘. Honni stemmte die Gitarre für die Fotografen in die Luft und sagte dann eher beiläufig zu mir: ‚Herr Lindenberg, wann geben Sie mal wieder ein Konzert bei uns?‘ Ich war platt.“
Gedenktage:
1998: Nach achtjähriger Tätigkeit als Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft tritt der nach der Fußball-WM ins Kreuzfeuer der Kritik geratene Berti Vogts zurück. Das Feld überlässt er seinem Nachfolger Erich Ribbeck, dem der frühere Nationalspieler Uli Stielike assistiert.
1958: Als erster Mensch der Welt läuft der deutsche Leichtathlet Armin Hary in Friedrichshafen 100 Meter in 10,0 Sekunden. Wegen des starken Gefälles der Bahn wird der sensationelle Weltrekord jedoch nicht anerkannt. Auf den Tag genau zwei Jahre später holt er sich bei der Olympiade in Rom als erster Deutscher die Goldmedaille im 100m-Lauf.
1949: Basierend auf dem Grundgesetz wird die Bundesrepublik Deutschland aus den damaligen elf westdeutschen Ländern – Baden, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern – geschaffen. Vorläufige Hauptstadt wird Bonn.
1901: Mit der Unterzeichnung eines Schlussprotokolls wird das Ende des Boxeraufstands in China besiegelt. Bei dem Aufstand, der sich primär gegen Europäer in China richtete, wurde im Juni des Vorjahrs der deutsche Gesandte Klemens Freiherr von Ketteler in Peking ermordet. Als Strafe beordert Kaiser Wilhelm II. eine chinesische Delegation zu einem „Bittgang“ nach Potsdam.
1664: Der holländische Gouverneur Peter Stuyvesant muss heute die seit 1647 in niederländischem Besitz befindliche nordamerikanische Kolonie Neu-Amsterdam an die Engländer abtreten. Diese taufen den territorialen „Zuwachs“ auf den Namen New York.
Geburtstage:
1949: Gloria Gaynor; US-amerikanische Sängerin. Vor allem mit Disco-Sound war die farbige Sängerin international erfolgreich: Am bekanntesten wurde ihr Song „I Will Survive“ (von Robbie Williams 2001 neu aufgelegt unter dem Titel „Supreme“), gefolgt von der Nummer „I Am What I Am” aus der Travestie-Komödie „Ein Käfig voller Narren”.
1936: Buddy Holly († 3.2.1959); US-amerikanischer Musiker. Der Rock’n’Roll-Sänger mit der dunklen Hornbrille stand auf der obersten Sprosse der Erfolgsleiter, als ein Flugzeugabsturz sein und das Leben zweier weiterer Stars (Ritchie Valens und Big Bopper) forderte. Zu seinen größten Erfolgen gehören die Hits „Peggy Sue“ und „That’ll Be The Day“.
1930: Baudouin I., eigentlich Baldewijn († 31.7.1993); König von Belgien. Die erzwungene Abdankung seines Vaters König Leopold II. brachte dem 20-Jährigen im Jahr 1950 den Thron und eine bis zu seinem Tod im Jahr 1993 eher unauffällige Regentschaft. 1960 ging der hochgewachsene Monarch die Ehe mit der spanischen Adeligen Fabiola de Mora y Aragón ein.
1909: Elia Kazan, eigentlich Elias Kazanjoglou († 28.9.2003); US-amerikanischer Regisseur und Schriftsteller türkischer Herkunft. Als Autor wurde er durch den Roman „Das Arrangement“ bekannt; größere Popularität erlangte er als Filmemacher mit Stoffen moderner amerikanischer Autoren: Den Romanen „Endstation Sehnsucht“ (Tennessee Williams) und „Jenseits von Eden“ (John Steinbeck) verhalf er auf der Kinoleinwand zu ewigem Ruhm.
1533: Elisabeth I. von England († 24.3.1603); englische Herrscherin. Die Tochter König Heinrichs VIII. und der Anna Boleyn, auch „Bloody Mary“ genannt, wurde nach dem Tod ihrer Halbschwester, Maria der Katholischen (1558), vom Parlament als rechtmäßige Thronfolgerin anerkannt.
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