Kalenderblatt Sonntag, 7. April 2024
Zitat des Tages: „Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist als ein Stück Brot.“ Johannes Mario Simmel (1924-2009)
7.4.1766: Der Prater: Die älteste Vergnügungsstätte der Welt
Im Wiener Prater blüh’n im Frühjahr 1766 nicht nur wieder die Bäume; heute wird der Naturpark – dem österreichischen Kaiser Joseph II. sei Dank – der Bevölkerung als Erholungsoase übergeben. Seit zwei Jahrhunderten diente das Gelände in den Donauauen als Tierpark und dem Hause Habsburg als Jagdrevier. Die lebenslustigen Wiener machten daraus einen weltweit einzigartigen Vergnügungspark.
Mehr Details:
Urkundlich nachgewiesen ist das 1.287 Hektar große und rund zehn Kilometer lange Areal bereits seit dem Jahr 1162. Damals war das Augebiet noch im Besitz verschiedener geistlicher Orden, bis es Mitte des 16. Jahrhunderts an die Habsburger und ihren Monarchen Maximilian II. überging: Der erklärte es zum persönlichen Jagdrevier des Kaiserhofs. Seine Blütezeit erlebte der ehemalige Naturpark im Südosten des II. Wiener Bezirks ab 1766, als der österreichische Regent Joseph II., übrigens der älteste Spross Kaiser Franz I. und Maria Theresias, „das Entree in den ‚Bratter‘ jedermännig erlaubte“.
Bald darauf schlug auch die Geburtsstunde des so genannten „Wurstelpraters“. Wiens Wirte und Schausteller ließen sich nicht zweimal bitten und schlugen dort Kaffeestände, Würstel- und Lebzeltenbuden, Schießstände, Schaukeln, Tanzböden, das berühmte „Ringelspiel“ und allerlei andere Volksbelustigungen auf. Auf der Praterlandschaft erlebte die österreichische Landeshauptstadt ihr erstes, vielbestauntes Feuerwerk (1774); zehn Jahre später stieg dort der französische Ballonfahrer Jean-Pierre Blanchard mit seiner Montgolfière in den Himmel. Im Laufe der Jahre kamen immer neuartigere Vergnügungsstätten hinzu, etwa ein Ponykarussell, eine Liliputbahn, eine Singspielhalle und ein Varieté, das Panopticum mit insgesamt 2.000 Wachsmodellen, das Autodrom und die erste Geisterbahn. Das ursprüngliche „Ringelspiel“ wurde vom griechischstämmigen Bürger Basilius Calafati gekauft und modernisiert. Im Juni 1897 schließlich drehte sich die Hauptattraktion des Praters, das in der Rekordzeit von acht Monaten erbaute Riesenrad, zum ersten Mal. Konstruiert wurde das heutige Wahrzeichen, das ursprünglich als Werbung für die britische Industrie gedacht war, vom englischen Ingenieur Walter Basset.
Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde der Prater dank Privatinitiative wieder aufgebaut. Heute ist er die älteste Vergnügungsstätte der Welt und die einzige, die das ganze Jahr über geöffnet hat.
Gedenktage:
1977: Hinrichtungskommando. Auf der Fahrt in sein Büro werden Generalbundesanwalt Siegfried Buback und sein Chauffeur von RAF-Terroristen in Karlsruhe erschossen. Drittes Opfer der von einem Motorrad abgegebenen Schüsse ist ein Justizbeamter, der wenige Tage später seinen schweren Verletzungen erliegt.
1968: Das Autorennen auf dem Hockenheimring um den Europapokal endet für den Favoriten tödlich. Der zweifache Grand-Prix-Weltmeister Jim Clark prallt mit seinem Lotus Ford Cosworth bei einer Geschwindigkeit von 250 km/h gegen einen Baum und kann nur noch tot aus dem Autowrack geborgen werden.
1948: Die Weltgesundheitsbehörde WHO (World Health Organization), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, wird in Genf ins Leben gerufen. Ihre Zielsetzung ist es, den besten erreichbaren Gesundheitszustand aller Völker auf der Welt herzustellen und zu fördern.
1926: In Italien scheitert ein Anschlag auf den „Duce“, Benito Mussolini. Der Streifschuss des Attentäters verletzt den Politiker lediglich an der Nase. 19 Jahre später wird der Faschist gemeinsam mit seiner Geliebten von Widerstandskämpfern erschossen.
1923: Zum dritten Mal finden die „Frauenweltspiele“ statt. Austragungsort der Konkurrenzveranstaltung zu den von Männern dominierten Olympischen Spielen ist Monte Carlo. Bei der Olympiade 1928 in Amsterdam sind Frauen dann erstmals offiziell zugelassen: allerdings nur probeweise.
1348: Auf Betreiben des böhmischen Königs Karl IV. (Wenzel) wird in Prag die erste deutsche Universität gegründet. Auf dem Lehrplan stehen zunächst die Fächer Philosophie, Medizin, Theologie und Rechtswissenschaften.
Geburtstage:
1944: Gerhard Schröder; deutscher Politiker. Der Ex-Ministerpräsident Niedersachsens wurde 1998 zum ersten Bundeskanzler einer rot-grünen Regierung gewählt. Nach Anfangsschwierigkeiten gab es in Zeiten der CDU-Spendenaffäre wieder verstärkt Zustimmung; nach seiner Wiederwahl (2002) geriet der „Medienkanzler“ aufgrund der hohen Arbeitslosenzahlen erneut in die Krise. Im Herbst 2005 wurde Schröders Regierung von Angela Merkel (CDU) und einer Großen Koalition abgelöst; Schröder wechselte von der Politik in die Wirtschaft.
1924: Johannes Mario Simmel († 1.1.2009); österreichischer Schriftsteller. Seinen Beruf als Chemiker gab er nach dem Zweiten Weltkrieg auf und wendete sich seiner Leidenschaft, dem Schreiben, zu. Seine Romane haben es mittlerweile auf eine Gesamtauflage von mehr als 70 Mio. Buchexemplaren gebracht. „Es muss nicht immer Kaviar sein“ gilt auch als Pflichtlektüre für Hobbyköche. Weitere Werke: „Hurra wir leben noch“ (1978) und das Schauspiel „Der Schulfreund“ (1968).
1915: Billie Holiday, eigentlich Eleanora Gough MacKay († 17.7.1959); US-amerikanische Jazzsängerin, die 1944 als erste in ihrem Genre an der New Yorker „Met“ auftrat. Das Leben der farbigen Künstlerin (genannt „Lady Day“) wurde mit Diana Ross in der Hauptrolle verfilmt („Lady Sings The Blues“, 1972). Bekannte Songs: „Lover Man“ und „Body and Soul“.
1903: Willi Forst († 11.8.1980); österreichischer Regisseur. Der renommierte Filmemacher, der Paul Wessely in seinem Kinofilm „Maskerade“ zum Star machte und Pola Negri für „Mazurka“ aus Hollywood zurückholte, wurde für seinen Nachkriegsfilm „Die Sünderin“ mit Hildegard Knef u.a. wegen einer kurzen Nacktszene heftig getadelt.
1870: Gustav Landauer († 2.5.1919); deutscher Schriftsteller und Politiker, der das Gesellschaftsmodell des gewaltlosen Anarchismus theoretisch untermauerte. Seinen Idealismus musste er mit dem Leben bezahlen: In seiner Funktion als Mitglied der Münchner Räteregierung wurde er von rechtsgerichteten Freikorpssoldaten ermordet.
Copyright Rosmarie Elsner