Mittwoch 6.12.23

Mittwoch 6.12.23

Kalenderblatt Mittwoch, 6. Dezember 2023  – Nikolausi…

Zitat des Tages: „Wer noch fragen kann, dem kann nichts geschehen. Der fragende Mensch hat nichts Tragisches.“ Peter Handke (1942)
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6.12.1992: Lichtermeer gegen Ausländerhass und Rassismus
In einer beeindruckenden Bürgerinitiative bringen am heutigen Nikolaustag 400.000 Menschen in München ihren friedlichen Protest gegen die anhaltende Welle von Gewalt und Ausländerfeindlichkeit im Land zum Ausdruck. Unter dem Motto „Eine Stadt sagt Nein!“ bevölkern sie die Straßen und Plätze der bayerischen Landeshauptstadt und bilden mit Kerzen und Taschenlampen eine insgesamt 45 Kilometer lange Lichterkette.


Mehr Details:
Nachdem die ausländerfeindlichen Ausschreitungen des Jahres 1992 von den Politikern weitgehend mit Hilflosigkeit und Ohnmacht aufgenommen wurden, setzten Münchens Bewohner mit einer 45 km langen Lichterkette am Nikolaustag als Erste ein klares Zeichen gegen den aufkeimenden Rassismus und Rechtsradikalismus im Land.
Großen Anteil an dieser spektakulären Aktion hatte der 33-jährige Journalist und TV-Moderator Giovanni di Lorenzo, Mitbegründer und Sprecher der Initiative „München – eine Stadt sagt Nein“. Bei dieser einmaligen Aktion, die ohne Beteiligung von Parteien oder politischen Organisationen ins Leben gerufen wurde, handelte es sich um eine Bürgerinitiative im wahrsten Sinne des Wortes: Vier Münchner Bürgern war es gelungen, im Zeitraum von nur sechs Wochen Hunderte von Helfern zu mobilisieren: Am Abend des Nikolaustags 1992 bevölkerten schließlich 400.000 Menschen, eingemummt in dicke Wintermäntel und Schals, die Straßen und Plätze Münchens und bildeten eine fast endlose Lichterkette. Mit Kerzen und Taschenlampen säumten sie die Straßen der Isarmetropole und gaben so wortlos ihr eindeutiges Bekenntnis ab.
Die erste Lichterkette fand bald zahlreiche Nachahmer. In den kommenden Tagen schlossen sich Bewohner aus allen Teilen des Landes an: Schon vier Tage später bildeten Bürger der Stadt Weiden/Oberpfalz eine Lichterkette mit 2.500 Teilnehmern. Bis Ende des Jahres bekundeten über 1,2 Mio. Menschen in 13 Großstädten auf diese Weise ihre friedfertige Gesinnung, u.a. in Hamburg, Berlin, Dresden, Leipzig, Magdeburg und Cottbus. Im Laufe des Jahres 1993 setzten sich die Aktionen fort; weitere zwei Millionen zogen auf die Straßen, um mit einem Lichtermeer ihren Protest gegen Intoleranz und Feindseligkeit auszudrücken.
Die Kerzen und Scheinwerfer der Kameras sind inzwischen erloschen, aber ein kleiner Kreis hat weitergemacht und die Lichterkette als Symbol für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und ausländischen Mitbürgern verstanden.
Mitinitiator Giovanni di Lorenzo hat längst seinen Wirkungskreis in München verlassen. Von Januar 1998 bis August 2004 war er als Chefredakteur des Berliner „Tagesspiegel“ tätig; im August hat er die Chefredaktion der Zeitschrift „Die Zeit“ übernommen.
Gedenktage:
1983: Im Londoner Auktionshaus Sotheby’s ersteigern Vertreter der deutschen Regierung für die Rekordsumme von 32,5 Mio. Mark das Evangeliar des Welfenkönigs Heinrich der Löwe. Bei dem liturgischen Werk aus dem 12. Jahrhundert handelt es sich um ein Kleinod mittelalterlicher Buchkunst.
1966: Der neue Generalinspektor der Luftwaffe Johannes Steinhoff erteilt ein generelles Flugverbot für alle Verbände des Kampfflugzeugs „Starfighter“, nachdem eine Woche zuvor erneut ein Flugzeug dieses Typs, mittlerweile das 65zigste, abgestürzt war.
1962: Der durch die „Spiegel-Affäre“ unter Druck geratene Bundeskanzler Konrad Adenauer bricht Gespräche über eine Regierungsneubildung im Sinne einer „Großen Koalition“ ab, nachdem ihm sowohl die SPD-Bundestagsfraktion und die FDP ihr Vertrauen entzogen haben. Stattdessen kündigt er seinen definitiven Rücktritt als Kanzler für Herbst 1963 an.
1946: Der amerikanische Physiker Willard Frank Libby erfindet die präziseste Uhr aller Zeiten: die Atomuhr. Dieser Zeitmesser arbeitet durch Zählen der Eigenschwingungen von Cäsium-Atomen und weicht in 300.000 Jahren um weniger als eine Sekunde ab. Die neue Präzisionsuhr wird erstmals 1948 im National Bureau of Standards in der US-Hauptstadt Washington zum praktischen Einsatz kommen.
1921: Zwischen Großbritanniens Regierung und der irisch-katholischen Unabhängigkeitsbewegung Sinn Féin kommt es heute in London zur Unterzeichnung eines Abkommens, das die Teilung Irlands festschreibt. Es sieht einen Kompromiss vor, der Südirland den Status eines Freistaats im britischen Königreich gewährt, während Nordirland weiterhin bei Großbritannien verbleibt.
Geburtstage:
1948: Marius Müller-Westernhagen; deutscher Rockmusiker und Schauspieler („Theo gegen den Rest der Welt“). Seinen Durchbruch als Musiker hatte er 1978; große Erfolge wurden u.a. seine Songs „Weil ich dich liebe“ und „Ich bin wieder hier“. Von Konzerttourneen hat der populäre Deutschrocker weitgehend Abstand genommen. Dazu sei er inzwischen zu alt, ließ er seine enttäuschten Fans wissen.
1942: Peter Handke; österreichischer Schriftsteller und Autor von avantgardistischen Romanen, Erzählungen, Essays, Gedichten und Dramen. Bekanntestes Werk des in Paris lebenden Autors ist sein 1970 publiziertes Buch „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“; doch auch Sprechstücke wie die „Publikumsbeschimpfung“ (1966), „Kaspar“ (1968) und „Der Ritt über den Bodensee“ (1971) begründeten seinen Ruhm als eigenwilliger Schriftsteller.
1920: Dave Brubeck; US-amerikanischer Jazzmusiker mit eigenem Quartett. Seinen internationalen Durchbruch hatte der in Kalifornien geborene Jazzpianist und Komponist mit einem Evergreen, der heute noch genauso populär ist wie im Jahr 1959: „Take Five“ aus dem Album „Time Out“. Als eine der ganz wenigen Jazzplatten aller Zeiten wurde die Single-Auskopplung in einer Millionenauflage verkauft.
1892: Lina Carstens († 22.9.1978); deutsche Bühnen- und Filmschauspielerin. Nach Kriegsende trat die Künstlerin in Koblenz als erste „Mutter Courage“ in Brechts gleichnamigem Bühnenstück auf. In späteren Jahren wandte sie sich verstärkt dem Film zu. Zuletzt sah man die für ihr Lebenswerk mit dem Filmband in Gold ausgezeichnete Künstlerin in der Senioren-Filmkomödie „Lina Braake“.
1478: Baldassare Graf Castiglione († 7.2.1529); italienischer Diplomat und Schriftsteller der Renaissance. Berühmt wurde der als Nuntius im Dienste von Papst Clemens VIII. stehende Graf durch sein in nahezu alle Sprachen übersetztes Werk „Il libro del cortigiano“, das ein Bild des idealen höfischen Menschen in der Epoche der Renaissance zeichnet. Ein von seinem Freund Raffael gemaltes Porträt Castigliones kann heute noch im Louvre von Paris bewundert werden.
Copyright Rosmarie Elsner

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