Mittwoch 6.3.24

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Kalenderblatt Montag, 6. März 2023


Zitat des Tages: „Ich habe gelernt, dass der Mensch nur dann das Recht hat, auf andere von oben herabzuschauen, wenn es eine Geste der Hilfe zum Aufstehen ist.“ Gabriel García Márquez (1928)


waffen-0107.gif von 123gif.de6.3.1981: Der Fall Bachmeier: Selbstjustiz im Schwurgericht
Vor den Augen der Richter und der Zuschauer erschießt die 30-jährige Gastwirtin Marianne Bachmeier heute im Saal des Lübecker Schwurgerichts den Mörder und Peiniger ihrer siebenjährigen Tochter Anna. Nach der Tat lässt sie sich widerstandslos festnehmen. Im November 1982 wird sie für diesen Akt der Selbstjustiz zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt.



Mehr Details:
Wie jeder andere Zuschauer auch, hatte die attraktive dunkelhaarige Frau den Gerichtssaal des Lübecker Schwurgerichts am 6. März 1981, dem dritten Verhandlungstag im Mordprozess gegen Klaus Grabowski, betreten. Aber Marianne Bachmeier ist nicht irgendeine Zuschauerin, sie ist die Mutter des Opfers, das Grabowski, ein vorzeitig aus der Haft entlassener und kastrierter Sexualverbrecher, auf dem Gewissen hat. Der Triebtäter hatte die siebenjährige Anna in seine Wohnung gelockt, sich an ihr vergangen und sie anschließend mit einer Strumpfhose erdrosselt. Besonders schockierend ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass der 35-jährige Täter in seiner wieder gewonnenen Freiheit von ärztlicher Seite mit Hormonen behandelt wurde, damit aus ihm wieder ein „richtiger“ Mann werde.
Bei den emotionslosen Schilderungen des Angeklagten zum Tathergang zieht Annas Mutter plötzlich einen in den Gerichtssaal eingeschmuggelten Revolver unter ihrem Trenchcoat hervor, schießt mehrmals auf den Täter und lässt sich danach widerstandslos festnehmen.
Die Öffentlichkeit zeigte zunächst Verständnis für den Racheakt einer Mutter, die über den Mörder ihres Kindes richtete. Doch verflog das Mitgefühl rasch, als bekannt wurde, dass die alternative Kneipenwirtin ein bewegtes Leben führte, ihre beiden ersten Kinder zur Adoption freigegeben hatte und Anna mehr oder weniger eine Erziehung zwischen „Kneipe und Öko-Bauernhof“ angedeihen ließ. So empfand ein Großteil der gleichen Menschen, die zum Zeitpunkt der Tat für Milde im Fall Bachmeier plädiert hatten, die anderthalb Jahre später verhängte Haftstrafe – Freiheitsentzug von sechs Jahren wegen Totschlags und erlaubtem Waffenbesitz – dem Tatbestand angemessen.
Anmerkung: Marianne Bachmeier erlag am 17. September 1996 ihrem Krebsleiden. Ihr Wunsch, in ihrer Wahlheimat Palermo zu sterben, ging nicht in Erfüllung. Ihre letzte Ruhestätte fand in auf dem Friedhof in Lübeck, neben dem Grab ihrer Tochter Anna.
Gedenktage:
1992: Zweifelhafte Ehre: Zum heutigen Geburtstag des italienischen Malers Michelangelo wird ein unbekanntes Computervirus aktiv, das in Europas PC-Welt für leere Festplatten sorgen will. Die sich in Windeseile verbreitenden Killerviren werden durch 5,25″-Disketten übertragen und löschen gespeicherte Daten unwiderruflich von der Festplatte.
1965: Das US-Verteidigungsministerium gibt die Entsendung von 3.500 „Marines“ zur Unterstützung des Regimes in Südvietnam bekannt. Von anfangs 20.000 Soldaten erhöhen die USA im Laufe des Jahres ihr militärisches „Menschenpotenzial“ auf 170.000 Mann.
1934: Dem deutschen Rennfahrer Hans Stuck glückt auf der Berliner Avus ein dreifacher Weltrekord. Mit einem P-Rennwagen des Konstrukteurs Ferdinand Porsche stellt er einen neuen Geschwindigkeitsrekord (über 100 und 200 Meilen) auf und verbessert obendrein die bisherige Stunden-Rekordmarke.
1916: Der deutsche Großadmiral Alfred von Tirpitz tritt von seinem Amt zurück, nachdem seine Forderung nach einem uneingeschränkten U-Boot-Krieg vom kaiserlichen Hauptquartier abgelehnt worden war.
1853: Die Uraufführung von Verdis Oper „La Traviata“ im Teatro la Fenice in Venedig wird ein Flop. Publikum und Kritiker können sich mit der Thematik, die eine Schwindsüchtige aus unterstem sozialen Milieu ins Zentrum des Geschehens stellt, nicht anfreunden. Statt frenetischem Applaus erntet der Komponist Pfiffe und schallendes Gelächter.
Geburtstage:
1944: David Gilmour; englischer Sänger und Gitarrist. 1968 stieß er als damals fünfter Mann zur Rockgruppe „Pink Floyd“. Mit der legendären Band waren ihm Welterfolge wie das Album „The Wall“ beschieden. Nach dem beinahen Zerfall der Musikgruppe gelang Gilmour 1987 mit dem Album „A Momentary Lapse Of Reason“ ein grandioses Comeback.
1928: Gabriel García Márquez; kolumbianischer Schriftsteller. Der Literaturnobelpreisträger von 1982, der mit dem Schreiben von Drehbüchern begann und sich danach Erzählungen und Romanen zuwandte, gehört zu den meist gelesenen Autoren der Gegenwart. Bestseller: „Chronik eines angekündigten Todes“, „Hundert Jahre Einsamkeit“ und „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“.
1898: Therese Giehse († 3.3.1975); deutsche Schauspielerin. Ob bei Bertold Brecht („Mutter Courage“), in Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“ oder als Oma von „Tscharlie“ in der TV-Kultserie „Münchner Gschichten“ – ihr geniales Talent und außerordentliches Können machten jeden Auftritt zu einem unvergesslichen Erlebnis.
1831: Friedrich von Bodelschwingh († 2.4.1910); deutscher evangelischer Theologe und Abgeordneter des Preußischen Landtags. Der einem westfälischen Adelsgeschlecht entstammende Pastor begründete die nach ihm benannten Heilanstalten in Bethel bei Bielefeld. Sohn Friedrich (1877-1946) setzte das Lebenswerk seines Vaters als Leiter der Bodelschwinghschen Anstalten fort.
1475: Michelangelo, eigentlich M. Buonarroti († 18.2.1564); italienischer Maler, Bildhauer und Baumeister. Bei einem Spaziergang durch die Ewige Stadt Rom begegnet man dem bedeutendsten Künstler der Renaissance auf Schritt und Tritt; so locken etwa die Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle jedes Jahr Millionen Besucher in die Museen des Vatikans.
Copyright Rosmarie Elsner

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