Sonntag 4.6.23

Sonntag 4.6.23

Kalenderblatt Sonntag, 4. Juni 2023

Zitat des Tages: „Mögen täten wir schon wollen, aber dürfen haben wir uns nicht getraut.“ Karl Valentin (1882-1948)

4.6.1962: Der Fall Vera Brühne
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Nach einem 40-tägigen Indizienprozess, der Öffentlichkeit und Sensationspresse in Atem gehalten hatte, verurteilt das Münchner Schwurgericht heute die 52-jährige Vera Brühne und den Montageschlosser Johann Ferbach (49) zu lebenslanger Zuchthausstrafe. Die beiden sollen am Gründonnerstag 1960 aus Habgier den Münchner Arzt Dr. Otto Praun und seine Haushälterin in seiner Villa am Starnberger See ermordet haben.



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Die Hintergründe zu dem rätselhaften Doppelmord bewegten in diesen Tagen viele Gemüter in Deutschland. Als der 46-jährige Mediziner und seine Haushälterin Elfriede Kloo in der Villa in Pöcking erschossen aufgefunden worden waren, ging die Polizei zunächst von einem „Beziehungsdrama“ mit anschließendem Selbstmord aus. Bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung stellte sich die Suizid-These jedoch als unhaltbar heraus, da Praun mit zwei Kugeln getötet worden war. Durch die Testamentseröffnung wurde Vera Brühne zur Hauptverdächtigen. Die mondäne Bekannte Prauns, die für ihn u.a. Chauffeurdienste verrichtete und angeblich seit Sommer 1957 ein Verhältnis mit ihm unterhielt, sollte ein millionenschweres Grundstück an Spaniens Costa Brava erben. Weitere Ermittlungen ergaben, dass der vermögende Arzt diesen Entschluss wieder rückgängig machen wollte, um den Besitz zu veräußern.
Damit stand für das Gericht das Mordmotiv fest: Um in den Genuss der Erbschaft zu kommen, hatte die „geldgierige Lebedame“ einen Bekannten, den Schlosser Johann Ferbach, zum Mord an Praun angestiftet. Zwei Zeugenaussagen führten schließlich zu dem verhängnisvollen Urteil: Ein Mithäftling Ferbachs sagte aus, dieser habe ihm gegenüber den Mord eingestanden. Noch vernichtender war die Aussage von Vera Brühnes eigener Tochter: Die 20-jährige Silvia Cossy bekannte vor Gericht (widerrief die Aussage jedoch später), ihre Mutter habe ihr gegenüber die Tat zugegeben.
Die zurückhaltende blonde Angeklagte, die immer wieder ihre Unschuld beteuerte und bis zuletzt auf einen Freispruch hoffte, brach bei dem bis heute umstrittenen Urteilsspruch weinend zusammen. Eine Revision des Verfahrens wurde ein halbes Jahr später vom Bundesgerichtshof abgelehnt. 17 Jahre verbüßte sie ihre Strafe in der Frauenjustizvollzugsanstalt Aichach, bis sie Bayerns Ministerpräsident im Dezember 1979 begnadigte. Ferbach starb bereits 1970 im Gefängnis von Straubing.
Vera Brühne starb im Alter von 91 Jahren am 17. April 2001 in München. Ein Jahr zuvor äußerte sie sich in einem Fernsehinterview des WDR zum ersten Mal seit ihrer Freilassung zu dem Geschehen von damals. Und nach wie vor beteuerte sie in diesem Gespräch: „Ich habe das doch nicht getan. Man kann doch einen Menschen nicht unschuldig hinter Gitter schicken!“
Gedenktage:
1989: Auf die seit Mai auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking stattfindenden Protestkundgebungen antwortet Chinas Staatsführung mit brutaler Gewalt: Panzer der Volksbefreiungsarmee walzen die unbewaffneten Demonstranten nieder, Soldaten schießen in die entsetzte Menge. Bilanz des Blutbads: 4.000 Tote und unzählige Verletzte.
1963: In London stolpert Heeresminister John Dennis Profumo über das langbeinige Callgirl Christine Keeler. Die ans Tageslicht gekommene Affäre mit der Edeldirne, die der Politiker mit einer Falschaussage zu vertuschen suchte, setzt seiner Karriere ein jähes Ende. Miss Keeler, die ihr Bett auch mit dem sowjetischen Militärattaché teilte, stellt ein nationales Risiko dar.
1949: Ein Augsburger Lebensmittelhändler eröffnet in Deutschland den ersten Selbstbedienungsladen. Als „Einkaufswägen“ stehen den Kunden kleine Holzkästen zum Transportieren der Waren zur Verfügung.
1941: 22 Jahre nach seinem nicht ganz freiwilligen Thronverzicht und dem Verlassen des Deutschen Reichs stirbt Deutschlands letzter Kaiser und König von Preußen, Wilhelm II., im Alter von 82 Jahren in seinem niederländischen Exil (Haus Doorn).
1784: Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem ersten Aufstieg eines unbemannten Heißluftballons der Brüder Montgolfier aus Lyon steigt die französische Opernsängerin Marie Elisabeth Thible als erste Frau der Welt an Bord einer Montgolfière in die Lüfte.
Geburtstage:
1975: Angelina Jolie; US-amerikanische Filmschauspielerin. Die attraktive Senkrechtstarterin, Tochter des Schauspielers Jon Voight und Lebensgefährtin von Brad Pitt, die für ihre Nebenrolle im Film „Durchgeknallt“ mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, stand auch als Teufelsweib Lara Croft im Actionfilm „Tomb Raider“ vor der Kamera. Das Paar hat inzwischen zwei Adoptivkinder und eine leibliche Tochter.
1929: Günter Strack († 19.1.1999); deutscher Schauspieler. Die Fernsehnation kennt den im letzten Jahr verstorbenen Künstler vorwiegend aus populären Fernsehserien wie „Diese Drombuschs“ oder in der Rolle des „Dr. Renz“ („Ein Fall für Zwei“). Nur wenige wissen, dass der gebürtige Darmstädter auch im Hitchcock-Thriller „Der Zerrissene Vorhang“ mitwirkte.
1915: Heinrich Tenhumberg († 16.9.1979); deutscher Theologe. Bevor er 1969 Bischof von Münster wurde, leitete er drei Jahre lang das Katholische Büro in Bonn, das als Verbindungsglied zwischen Bundesregierung und der Katholischen Bischofskonferenz fungiert. Innerhalb der Bischofskonferenz übernahm er 1970 das Referat für Jugendfragen, 1971 den Vorsitz der Pastoralkommission und blieb stets ein für politische und soziale Fragen aufgeschlossener Bischof.
1882: Karl Valentin, eigentlich Valentin Ludwig Fey († 9.2.1948); deutscher Komiker, der als überzeugter Münchner auch über die bayerische Sprachgrenze hinaus eine große Fangemeinde hat. Mit der Volksschauspielerin Liesl Karlstadt stand ihm in all seinen Sketchen eine ebenbürtige Partnerin zur Seite (u.a. in „Der Firmling“).
1877: Heinrich Otto Wieland († 5.8.1957); deutscher Biochemiker, dessen Interesse der Verdauung der Wirbeltiere und Menschen galt. Fördernd hierbei sind Gallensäuren, deren Aufbau der Forscher entschlüsselte, wofür er 1927 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde.
Copyright Rosmarie Elsner

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