Kalenderblatt Donnerstag, 3. Oktober 2024
Zitat des Tages: „Gestern war Polterabend, morgen soll Hochzeit sein. Die Braut ist nicht mehr die jüngste und schönste, aber sie ist wohlgenährt und stattlich. Sie heißt Helmut. Der Bräutigam ist sehr dünn, von bestem Adel, aber total verarmt. Sein Name ist Lothar. Fangen wir also an mit dem Kennenlernen.“ Jens Reich, anlässlich der Wiedervereinigung
3.10.1990: Der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik
Mit der Stunde Null wird heute der DDR-Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland völkerrechtlich wirksam: Nicht nur für Hunderttausende in Berlin, für die Bürgerinnen und Bürger im ganzen Land ist dies ein Anlass zur grenzenlosen Freude. Damit tritt der zweite Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik und der DDR, der sog. Einigungsvertrag, in Kraft. Anstelle des 17. Juni wird der 3. Oktober als „Tag der Deutschen Einheit“ zum neuen gesetzlichen Feiertag erklärt.
Mehr Details:
Mit einer letzten Sitzung und einer Rede von Ministerpräsident Lothar de Maizière, in der dieser erklärt, es „sei ein Abschied ohne Tränen“, löste sich die DDR-Volkskammer am 2. Oktober auf. Mit der Verabschiedung der westalliierten Stadtkommandanten in Berlin wurde nach 45 Jahren zugleich der Besatzungsstatus Berlins beendet. Senat und Magistrat von West- bzw. Ost-Berlin gaben eine gemeinsame Erklärung heraus, in der es heißt: „Von morgen an ist das wiedervereinigte Berlin die Hauptstadt des vereinten Deutschland“.
In der kommenden Nacht feiern die Deutschen mit Glockengeläut und Feuerwerk die Vereinigung ihres Landes vor dem Reichstagsgebäude. Hunderttausende sind zu den offiziellen Feierlichkeiten nach Berlin gereist. Am 3. Oktober wird der Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes nach Art. 23 wirksam. Damit endet die Existenz der DDR; die staatliche Einheit Deutschlands ist nach 45 Jahren schmerzlicher Trennung wiederhergestellt. In einer Feierstunde vor dem Berliner Reichstag ernennt Bundespräsident Richard von Weizsäcker fünf ehemalige DDR-Politiker zu Ministern ohne Geschäftsbereich und mahnt mit den Worten „sich zu vereinen heißt teilen lernen“, dass die Einheit die gemeinsame Anstrengung des ganzen Volkes erforderlich mache.
Auszug aus dem Einigungsvertrag:
Artikel 1:
(I) Mit dem Wirksamwerden des Beitritts der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes am 3. Oktober 1990 werden die Länder Brandenburg, Mecklenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Länder der Bundesrepublik Deutschland. Die 23 Bezirke von Berlin bilden das Land Berlin.
Artikel 2:
(I) Hauptstadt Deutschlands ist Berlin.
(II) Der 3. Oktober ist als Tag der Deutschen Einheit gesetzlicher Feiertag.
Ost- und westdeutsches Parlament hatten dem rund 900 Seiten starken Einigungsvertrag bereits am 20. September zugestimmt: die Abgeordneten der DDR-Volkskammer mit 299 von 380 Stimmen, die des Bundestags mit 442 von 492 Stimmen. Der Bundesrat verabschiedete den Vereinigungsvertrag einstimmig. Björn Engholm (SPD), Präsident des Bundesrats, kommentierte: „Damit beenden wir endgültig die Nachkriegszeit.“
Gedenktage:
1995: Im Strafprozess gegen den des Doppelmordes an seiner weißen Ex-Ehefrau und deren Freund angeklagten farbigen US-Football-Star und Schauspieler O. J. Simpson ergeht das Urteil. Einer der spektakulärsten Indizienprozesse der USA endet nach 371 Verhandlungstagen mit einem sensationellen Freispruch.
1988: Bayerns Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender Franz Josef Strauß stirbt in einer Klinik in Regensburg an Herzversagen. Bei einem Jagdwochenende hatte der populäre, wenngleich umstrittene Politiker einen Kreislaufzusammenbruch erlitten, dessen Folgen zu seinem Tod führen. Die Nachfolge als Ministerpräsident tritt Max Streibl an; Theo Waigel übernimmt den Parteivorsitz.
1957: Der SPD-Politiker Willy Brandt tritt als Regierender Bürgermeister von West-Berlin die Nachfolge des im August verstorbenen Otto Suhr an, der dieses Amt seit 1955 bekleidet hatte. Brandt wird es bis 1966 ausüben.
1942: Von der Heeresversuchsanstalt Peenemünde im Norden der Insel Usedom – dem späteren Marinestützpunkt der DDR – wird die weltweit erste Fernrakete gestartet, die mit einer Höhe von 90 km die Erdatmosphäre verlässt und in den Weltraum vorstößt. Die „A4“ (später in „V2“ umbenannt) fliegt mit Flüssigtreibstoff und besitzt eine Reichweite von über 300 km.
1906: In Berlin beginnt eine internationale Funkkonferenz, die sich die Regelung einer „Funkentelegrafie“ zum Ziel gesetzt hat. Im Rahmen der Konferenz wird auch das internationale Notrufsignal SOS (Save Our Souls) festgelegt. Zur Anwendung kommt der Notruf erstmals im Frühsommer 1909 bei einem Schiffbruch vor den Azoren.
Geburtstage:
1938: Eddie Cochran, eigentlich Edward Ray Cochrane († 17.4.1960); US-amerikanischer Rocksänger. Zu seinen größten Hits gehörten „Summertime Blues“ und „C’mon Everybody“ in den Jahren 1958/59. Der Rockstar, der in Europa größere Erfolg feierte als in seiner Heimat USA, starb im April 1960 bei einem Autounfall, als er gemeinsam mit seinen Kollegen Gene Vincent auf dem Weg zum Londoner Flughafen war.
1925: Gore Vidal; US-amerikanischer Schriftsteller, der zu den wichtigsten Vertretern amerikanischer Literatur der Gegenwart gehört. Die Anprangerung sozialer Missstände und das Thema Homosexualität in seinem 1948 veröffentlichten Roman „Geschlossener Kreis“ brachten ihm mehr Feinde als Freunde. Auch heute genießt er noch den Ruf als bissiger Kommentator der politischen Verhältnisse in den USA („Bocksgesang“, 2003).
1900: Thomas Clayton Wolfe († 15.9.1938); US-amerikanischer Schriftsteller und Dozent für englische Literatur. Etliche seiner Novellen, Kurzgeschichten und Romane blieben unvollendet, nicht hingegen seine beiden bekanntesten Werke: „Schau heimwärts, Engel“ (1929) und „Von Zeit und Strom“ (1935).
1889: Carl von Ossietzky († 4.5.1938); deutscher Schriftsteller und Chefredakteur der Wochenzeitschrift „Die Weltbühne“. Den ihm 1935 verliehenen Friedensnobelpreis durfte der überzeugte Pazifist, der 1931 wegen angeblichen Landesverrats verurteilt wurde, wegen eines Verbotes der NS-Regierung nicht annehmen.
1858: Eleonora Duse († 21.4.1924); italienische Schauspielerin. Zur Bestürzung der europäischen Theaterwelt erklärte sie auf dem Gipfel des Ruhms ihren Rücktritt von der Bühne. Elf Jahre danach, inzwischen 61-jährig, feierte sie ein strahlendes Comeback. Besonders ausdrucksstark zeigte sich die Charakterdarstellerin in tragischen Frauenrollen, u.a. „Die Kameliendame“.
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