Donnerstag 2.11.23

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Kalenderblatt Donnerstag, 2. November 2023

Zitat des Tages: „Solange man neugierig ist, kann einem das Alter nichts anhaben. Burt Lancaster (1913-1994)


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2.11.1982: Der Fall Bachmeier: Selbstjustiz im Schwurgericht
Heute beginnt in Lübeck der Sensationsprozess gegen die 32-jährige Marianne Bachmeier, Mutter der vergewaltigten und anschließend ermordeten siebenjährigen Anna. In einem Akt der Selbstjustiz hatte sie im März 1981 den Peiniger und Mörder ihrer kleinen Tochter vor den Augen der Richter und der Zuschauer mit einem Revolver im Lübecker Schwurgerichtssaal erschossen.



Mehr Details:
Zwei Jahre nach der Tat wird Marianne Bachmeier vor der Schwurgerichtskammer des Lübecker Landgerichts zu einem Freiheitsentzug von sechs Jahren verurteilt. Die Anklage lautet auf Totschlag und unerlaubten Waffenbesitz.
Wie jeder andere Zuschauer auch, hatte die dunkelhaarige Frau den Gerichtssaal am 6. März 1981, dem dritten Verhandlungstag im Mordprozess gegen Klaus Grabowski, betreten. Aber Marianne Bachmeier ist nicht irgendein Zuschauer, sie ist die Mutter des Opfers, das Grabowski, ein vorzeitig aus der Haft entlassener und kastrierter Sexualverbrecher, auf dem Gewissen hat. Er hatte die siebenjährige Anna in seine Wohnung gelockt, sich an ihr vergangen und sie anschließend mit einer Strumpfhose erdrosselt. Besonders schockierend ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass der 35-jährige Täter in seiner wiedergewonnenen Freiheit von ärztlicher Seite mit Hormonen behandelt wurde, damit aus ihm wieder ein „richtiger“ Mann werde.
Bei den emotionslosen Schilderungen des Angeklagten zum Tathergang zieht Annas Mutter plötzlich einen in den Gerichtssaal eingeschmuggelten Revolver unter ihrem Trenchcoat hervor und schießt mehrmals auf den Täter.
Die Öffentlichkeit zeigte zunächst Verständnis für den Racheakt einer Mutter, die über den Mörder ihres Kindes richtete. Doch verflog das Mitgefühl rasch, als bekannt wurde, dass die alternative Kneipenwirtin ein bewegtes Leben führte, ihre beiden ersten Kinder zur Adoption freigegeben hatte und Anna mehr oder weniger eine Erziehung zwischen „Kneipe und Öko-Bauernhof“ angedeihen ließ. So empfand ein Großteil der gleichen Menschen, die ein Jahr zuvor für Milde im Fall Bachmeier plädiert hatten, die verhängte Haftstrafe dem Tatbestand angemessen.
Von Marianne Bachmeier, die ihre „Story“ an das Magazin „stern“ verkaufte, wird auch in späteren Jahren zu lesen sein. Nachdem sie drei Jahre im Gefängnis abgebüßt hatte, wurde sie vorzeitig aus der Haft entlassen. Ihr rastloses Leben führte sie nach Afrika und – als sie 1996 von ihrer Krebserkrankung erfuhr – nach Palermo/Sizilien. Von der unheilbaren Krankheit schwer gezeichnet, bat sie ein TV-Kamerateam, die letzten Tage ihres Lebens zu filmen. Im September 1996 erlag sie ihrem Leiden und wurde neben ihrer ermordeten Tochter beigesetzt.
Der Fall Bachmeier wurde 1983 von Burkhard Driest mit Gudrun Landgrebe in der Hauptrolle unter dem Titel „Annas Mutter“ verfilmt.
Gedenktage:
1976: Mit dem Demokraten Jimmy Carter gelangt nach über 120 Jahren erstmals wieder ein Vertreter der Südstaaten ins höchste Amt der Vereinigten Staaten. Der Erdnussfarmer aus Georgia zieht als 39. US-Präsident für vier Jahre ins Weiße Haus ein.
1937: Auf dem Flugplatz Berlin-Tempelhof wird das erste funktionsfähige Drehflügelflugzeug der Welt der Öffentlichkeit vorgestellt: der vom Bremer Ingenieur Heinrich Focke konstruierte und mit zwei gegenläufigen Rotoren ausgestattete Hubschrauber „Fw 61“. Geflogen wird die Maschine von der deutschen Kunstfliegerin Hanna Reitsch.
1930: Nach dem Tod der Kaiserin Zauditu wird der 38-jährige Ras Tafari Makonnen, seit zwei Jahren „Negus“ (König), unter dem Namen Haile Selassie I. zum „Negus Negesti“, dem Kaiser von Äthiopien, gekrönt. Die prunkvolle Krönungszeremonie wird in der Hauptstadt Addis Abeba zelebriert. Der Wagen, der den Kaiser zum Krönungsakt bringt, ist ein Geschenk des ehemaligen deutschen Kaisers Wilhelm II.
1920: In Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania wird heute Abend das weltweit erste regelmäßige Radioprogramm ausgestrahlt. Den Auftakt macht der Sender KDKA unter Federführung des US-Elektrokonzerns Westinghouse mit der Übertragung der Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen, die am gleichen Tag stattfanden. Besitzer eines Radioapparates erfahren als erste, dass Warren G. Harding neuer US-Präsident ist.
1917: Die bereits 1896 erhobene Forderung des Zionisten Theodor Herzl nach einem eigenen Judenstaat in Palästina steht heute erneut zur Debatte: Großbritanniens Außenminister Arthur James Balfour stellt der jüdischen Bevölkerung einen unabhängigen Staat in dem unter britischer Verwaltung stehenden Palästina in Aussicht.
Geburtstage:
1938: Sophia; spanische Königin. Im Alter von 24 Jahren heiratete die ehemalige Kinderkrankenschwester und Prinzessin von Griechenland (Tochter von Paul I. und Friederike von Hannover-Braunschweig) den spanischen Thronfolger Juan Carlos, der seit dem Tode General Francos im Jahr 1975 König von Spanien ist.
1913: Burt Lancaster, eigentlich Burton Stephen L. († 21.10.1994); US-amerikanischer Schauspieler. Besonders fruchtbar war die filmische Zusammenarbeit mit dem am gleichen Tag geborenen italienischen Starregisseur Luchino Visconti (u.a. in „Der Leopard“). Für seine Darstellung des alternden Ganoven in Louis Malles „Atlantik City“ wurde er für den Oscar nominiert; häufig sah man ihn auch in Abenteuerfilmen, z.B. als „Der Gefangene von Alcatraz“.
1906: Luchino Visconti, eigentlich Visconti di Modrone († 17.3.1976); italienischer Filmregisseur von Weltruf. Wie keinem anderen gelang es ihm, historische, häufig auch tragische Stoffe in wunderschönen Bildern auf die Kinoleinwand zu projizieren, wie etwa in „Tod in Venedig“ nach der Novelle von Thomas Mann, in „Ludwig II.“ und in der Romanverfilmung „Der Leopard“.
1892: Paul Abraham († 6.5.1960); ungarischer Komponist, der wie viele Künstler 1933 das Land verließ und in die USA emigrierte. Sein Repertoire umfasst überwiegend Werke der heiteren Muse, darunter Filmmusik sowie die zwischen 1930 und 1932 geschriebenen Operetten „Viktoria und ihr Husar“, „Die Blume von Hawaii“ und „Ball im Savoy“.
1766: Joseph Graf Radetzky, eigentlich J. Wenzel Graf R. von Radetz († 5.1.1858); österreichischer Feldmarschall. Zu den Verdiensten des volkstümlichen Heerführers, zu dessen Ehren Johann Strauß seinen berühmten „Radetzkymarsch“ geschrieben hat, gehört der Sieg in der Völkerschlacht bei Leipzig (1823) über die Truppen Napoleons, sowie die Festigung der österreichischen Herrschaft während des Aufstands in Oberitalien (1848).
Copyright: Rosemarie Elsner

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