30.11.16 Restitution

30.11.16 Restitution

30.11.2016, 13h, PK anlässlich der Restitution des Aquarells „Das Arbeitszimmer des Künstlers“ von Rudolf von Alt an die Erben nach Elsa und Stephan Mautner

welcome-0037.gif von 123gif.deDie Staatliche Graphische Sammlung München freut sich, dass die Restitution des Aquarells „Das Arbeitszimmer des Künstlers“ von Rudolf von Alt an die Erben der ursprünglichen Eigentümer zum Abschluss kommt. Für das Museum ist dabei eine wunderbare Fügung, dass die Erben bereit waren, das Aquarell an die Ernst von Siemens Kunststiftung zu veräußern, die es wiederum der Staatlichen Graphischen Sammlung München als unbefristete Leihgabe zur Verfügung stellt, so dass es im Zusammenhang der umfangreichen Münchner Alt-Sammlung der Öffentlichkeit erhalten bleibt.
„Herr Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle wird am 30. November 2017 das Aquarell in einem Zuge den anwesenden Vertretern der in den USA lebenden Familie Mautner übergeben und anschließend vom neuen Eigentümer in Empfang nehmen können. „Die Aufarbeitung des Unrechts des NS-Regimes ist der Bayerischen Staatsregierung und mir ein zentrales Anliegen. Deshalb engagiert sich Bayern mit seinen staatlichen Sammlungen und Museen aktiv in der Provenienzrecherche. 
Ziel ist es, verfolgungsbedingt entzogene Vermögenswerte und Kunstgegenstände wenn möglich zurückzugeben oder gerechte Lösungen für eine Wiedergutmachung zu finden. Ich freue mich, dass die Graphische Sammlung nach einer intensiven Provenienzforschung die Besitzgeschichte des Aquarells „Das Arbeitszimmer des Künstlers“ von Rudolf von Alt klären konnte. Am 30. November werden wir das Werk den Erben des Wiener Industriellen Stephan Mautner zurückgeben können.“
Dank eines von der Arbeitsstelle für Provenienzforschung in Berlin (heute: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Magdeburg) geförderten Forschungsprojektes, das vom Museum gemeinsam mit dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte durchgeführt wurde, konnte die Provenienzgeschichte des Aquarells in allen Details geklärt werden.
Bereits 2015 hatten die Enkel des Wiener Kunstsammlers und Künstlers Stephan Mautner in einer großzügigen, außergewöhnlichen und anrührenden Geste der Staatlichen Graphischen Sammlung München zwei Aquarelle von Rudolf von Alt und Stephan Mautner in Anerkennung für die Arbeit des Forschungsprojektes geschenkt.


Im Bestand der Staatlichen Graphischen Sammlung München befinden sich – neben einem umfassenden Überblick über das Werk des Künstlers – eine Reihe von Aquarellen und Zeichnungen in denen die Angehörigen oder sehr persönliche Momente aus dem Leben des Künstlers wie etwa seine Sommerfrischen zusammen mit seiner Tochter Luise in seinen späten Jahren dokumentiert werden. „Das Arbeitszimmer des Künstlers“ schließt diese Gruppe biographisch ab und gilt seit der Publikation durch Walter Koschatzky als eines der bedeutendsten Werke der Sammlung.
In den letzten Jahrzehnten seines Lebens portraitierte Rudolf von Alt (1812-1905) sich mehrfach in seinem Arbeitszimmer an seinem Arbeitsplatz sitzend. Ein Atelier im eigentlichen Sinne hatte der Künstler nie, er arbeitete am hellsten Fenster des größten Zimmers seiner langjährigen Wohnung in der Skodagasse 11 in Wien. Im Jahr 1905 begann er nochmals das ihm vertraute Sujet in einem außergewöhnlich großen Format. Er malte das Zimmer und sparte eine Stelle am Tisch aus, an dem er immer saß, um zuletzt noch sein Selbstportrait einzufügen. Wenige Wochen vor seinem Tod war es ihm jedoch nicht mehr möglich, das Bild zu vollenden.
Das Aquarell wurde 1912 auf der Gedächtnisausstellung für Rudolf von Alt in der Secession Wien erstmals ausgestellt und war seither als das letzte Werk seiner Hand bekannt und berühmt. Bereits 1912 wurde vermerkt, dass Stephan Mautner, Wien, Eigentümer des Bildes war (siehe Beilage 1). Wahrscheinlich war der gute persönliche Kontakt des Wiener Industriellensohnes Mautner zu Rudolf von Alt selbst der Grund, dass dieses ebenso persönliche wie für Alts Werk wichtige Blatt von den Erben in Privatbesitz gegeben wurde. Stephan Mautner wollte eigentlich Künstler werden und hatte bei Rudolf von Alt Unterricht genommen. Aus familiären Gründen konnte er jedoch beruflich die Künstlerlaufbahn nicht einschlagen.
Das Aquarell wird von der Ernst von Siemens Kunststiftung erworben und der Staatlichen Graphischen Sammlung München als unbefristete Leihgabe zur Verfügung gestellt.
„Die Ernst von Siemens Kunststiftung unterstützt die deutschen Museen seit vielen Jahren bei der Erarbeitung von Bestandskatalogen und dadurch auch bei der Provenienzforschung. Immer wieder führen die neuen Forschungsergebnisse zur Restitution von verfolgungsbedingt entzogenen Kunstwerken aus den Sammlungen. Bei einem fairen Ausgleich zwischen den rechtmäßigen Besitzern und den Museen ist die Kunststiftung oft ebenfalls ein Partner, der den Verbleib in einer gewachsenen und stimmigen Sammlung ermöglichen kann – dies ist auch in der Graphischen Sammlung München geschehen. Das Vermächtnis Ernst von Siemens und die großzügige Unterstützung durch die Siemens AG haben den kurzfristigen Ankauf des letzten Aquarells von Rudolf von Alt ermöglicht“, freut sich Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.

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