Hieronymus Bosch-Jahr

Hieronymus Bosch-Jahr

32. Kalenderwoche 2016: 500. Todestag Hieronymus Bosch 

auto-0697.gif von 123gif.deflagniederlandeDie Holländer kommen Welcom! Und wir kommen nach Holland

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„Deutschland ist zur Zeit das beliebteste Ferienland für Holländer… die Behauptung, Holländer und Deutsche hätten Probleme miteinander, ist längst ein Vorurteil…“ (Peter Vermeij, der niederländische Generalkonsul in München, anlässlich einer Veranstaltung am 3.2.2016 im Münchner PresseClub/siehe unterhalb).


Automobile, Kanäle und der 500. Todestag von Hieronymus Bosch: Jheronimus_Boschder niederländische Generalkonsul in München, Peter Vermeij und Staatsgemälde-Konservator Dr. Bernd Ebert informieren über Bayerns enge Verbindungen zu den Niederlanden.

Amsterdam, die Hauptstadt der Niederlande, liegt nur 670 km Luftlinie von München entfernt, kaum mehr als nach Hamburg. Zwischen den 17 Mio. Niederländern und den 13 Mio. Bayern bestehen mehr enge Verbindungen, als den meisten bewusst ist:  3.700 bayerische Firmen pflegen Kontakte in das Königreich, 340 haben Niederlassungen dort. Die Autoindustrie ist vorne dabei. Aber es gibt auch enge historische und kulturelle Verbindungen: Bayerns Blauer Kurfürst Max Emanuel war erst Generalstatthalter und dann blaublütiger Asylant in den „niederen Landen“, kaufte dort zahlreiche Gemälde, darunter zwölf Rubens, und fand Gefallen an den vielen Kanälen, die er auch in München anlegen ließ. Darüber und über weitere Gemeinsamkeiten berichtete Peter Vermeij. Dr. Bernd Ebert von der Bayerischen Staatsgemäldesammlung referierte über die Schätze der niederländischen Malerei in der Alten Pinakothek.
Vor allem ging es im PresseClubMünchen um einen ganz besonderen Anlass, der in diesem Jahr eine Reise nach Holland noch reizvoller macht als sonst: Die Heimatstadt von Hieronymus Bosch, der im August vor 500 Jahren im nordbrabantischen De Bosch gestorben ist, ehrt den Künstler mit der größten Hieronymus-Bosch-Ausstellung aller Zeiten (’s-Hertogenbosch 13.02.-08.05.16)


 
München-Tipps:


Vom 20.-28. Februar 2016 ist die von bayern design veranstaltete Munich Creative Business Week zum fünften Mal internationaler Treffpunkt für Designer, Architekten, Kreative, Wissenschaftler und Unternehmer aus aller Welt. 2016 wird es erneut eine exklusive Länderpartnerschaft geben: die Niederlande, mit denen Deutschland nicht zuletzt aufgrund der direkten Nachbarschaft bereits einen intensiven Austausch in politischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht pflegt. „Die Niederlande sind weltweit für ihr innovatives und bisweilen gewagtes Design bekannt – sei es im Bereich Produkt- oder Kommunikationsdesign, der Mode oder der Architektur. Hervorgebracht von Designerpersönlichkeiten wie zum Beispiel Daan Roosegaarde, Rem Koolhaas oder den Modedesignern Viktor & Rolf. Wir freuen uns daher sehr, dass wir diese Designnation als Partnerland für die MCBW 2016 gewinnen konnten,“ sagt Dr. Silke Claus, Geschäftsführerin der bayern design GmbH. Fachpublikum und Designinteressierte können sich während der Designtage auf zahlreiche Veranstaltungen zum Dutch Design freuen.  Siehe auch: Dutch Design: Innovationstreiber für eine bessere Zukunft




Und noch mehr Hieronymus Bosch…
Die Versuchung des heiligen Antonius aus Kansas City
Hieronymus Bosch Die Versuchung des heiligen Antonius (Fragment) Katalognummer 45 Um 1500–1510. Öl auf Eichenholz (38,6 x 25,1 cm) Kansas City, Missouri, The Nelson-Atkins Museum of Art, William Rockhill Nelson Trust
’s-Hertogenbosch, 1. Februar 2016 – Dank der weltweiten Forschungen des Bosch Research and Conservation Project (BRCP) konnte festgestellt werden, dass Die Versuchung des heiligen Antonius aus Kansas City niemand Geringerem als Hieronymus Bosch selbst zugeschrieben werden muss. Jahrzehntelang stand das Gemälde als Werk eines Schülers oder Nachfolgers von Bosch im Depot des Nelson-Atkins Museum of Art in Kansas City (USA). Diese neue Zuschreibung bedeutet eine nicht unwesentliche Erweiterung des kleinen Œuvres von Bosch (um 1450 ’s-Hertogenbosch – 1516 ebenda).
(Forscher des BRCP haben diese Entdeckung Anfang 2016 bei einer Pressekonferenz im Noordbrabants Museum bekannt gemacht, wo am 13. Februar die Retrospektive Hieronymus Bosch für die Allgemeinheit eröffnet wird. Das Gemälde wurde der Presse in Anwesenheit von Julián Zugazagoitia, dem Direktor des Nelson-Atkins Museum of Art, präsentiert.)
Die Entdeckung
Das vom BRCP entdeckte, um 1500-1510 zu datierende Werk wird der Öffentlichkeit erstmals im Rahmen der Hieronymus Bosch gewidmeten Retrospektive gezeigt, die ab dem 13. Februar 2016 im Noordbrabants Museum zu sehen ist. Der Kunsthistoriker und Koordinator des BRCP, Dr. Matthijs Ilsink, spricht von einer „kleinen, aber wichtigen Hinzufügung zum Oeuvre Boschs. Diese Entdeckung zeigt den großen Wert des ausgezeichneten Dokumentationsmaterials, das das BRCP von Boschs Werk angefertigt hat und über die Website boschproject.org zugänglich machen wird.“ Die Retrospektive Hieronymus Bosch – Visionen eines Genies beruht auf diesen umfangreichsten und internationalsten Forschungen, die je zu den seltenen Gemälden und Zeichnungen Boschs angestellt wurden. Nie zuvor sind so viele Werke Boschs in seine Heimatstadt ’s-Hertogenbosch und damit an den Ort ihrer Entstehung zurückgekehrt.
Erkennbare Technik
Auf dem kleinen Tafelbild ist der heilige Antonius zu sehen, erkennbar an dem T-förmigen kleinen Kreuz auf dessen Mantel. Mit der linken Hand stützt er sich auf seinen Stab und mit der rechten füllt er einen Krug mit Wasser. Der Heilige sieht sich in seinem Gott geweihten Dasein durch eigenartige Wesen bedroht, die ihn umgeben. Die Darstellung wurde bei einer Restaurierung im 20. Jahrhundert stark retuschiert und übermalt, doch ist Boschs Hand in der ursprünglichen Pinselführung noch deutlich erkennbar. Durchschaut man diese späteren Hinzufügungen, wird klar, wie sehr diese Antonius-Darstellung zu besonders dem linken Flügel des Eremiten-Triptychons in der Gallerie dell’Accademia in Venedig passt, der demnächst auch in ‘s-Hertogenbosch zu sehen ist. Mithilfe von Infrarot-Fotografie und -reflektografie wurden von den Forschern des BRCP zudem Unterzeichnungen sichtbar gemacht. Diese passen perfekt zu den Befunden auf anderen Tafelbildern aus dem Kern des Œuvres von Hieronymus Bosch. Mit einem recht dicken Pinsel wurde mit einem wässrigen Medium suchend und in groben Zügen vorgezeichnet, wie die Darstellung auf der Bildtafel aussehen sollte. Dieses Suchen in der vorbereitenden Zeichnung unter der Malschicht findet sich in nahezu allen anderen Werken von Hieronymus Bosch. Dort wie hier nahm er anschließend beim Malen weitere Änderungen in der Darstellung vor. Daneben arbeitet Bosch mit verschiedenen Farben in der noch nassen Malerei, etwa bei Kopf und Flügel des an Land gekrochenen fliegenden Fisches auf dieser Antoniusdarstellung. Durch diese Arbeitsweise erreicht er den für ihn so charakteristischen malerischen Effekt.
Erkennbare kleine Monster
Die Darstellung des knienden und Wasser schöpfenden Antonius in einer Umgebung mit merkwürdigen Wesen lässt sich bis ins Detail in Boschs weiteres Œuvre einpassen. Die Figur des Heiligen weist starke Übereinstimmungen mit dem Antonius auf dem linken Flügel des Eremiten-Triptychons auf und ist auch mit einer wasserschöpfenden kleinen Monsterfrau auf der Mitteltafel des Jüngsten Gerichts in Brügge verwandt. Die kleinen Monster auf dem Bild sind typisch „Bosch“. Das unter einem Trichter versteckte Kleinwesen, das Ungeheuer mit dem Fuchskopf, die Figur mit dem Schnabel eines Löffelreihers, der Schweinefuß auf der schwimmenden Tischplatte, die aus dem Wasser kletternde Kröte und die schwimmende Wurst, sie alle lassen sich in anderen Werken von Boschs Hand wiederfinden.
Ein Fragment
Die Bildtafel ist das Fragment eines ursprünglich viel größeren Tafelbildes, denn sie ist an allen Seiten beschnitten. Das Holz ist etwa 4 Millimeter dick und die Rückseite zeigt das nackte Eichenholz. Das Fragment ist der zentrale Teil eines Gemäldes mit dem heiligen Eremiten als Hauptfigur, das vielleicht ein Flügel eines zerlegten Triptychons gewesen ist. Um den Heiligen herum war vermutlich eine viel größere bedrohliche Umgebung dargestellt, ähnlich dem linken Flügel des Eremiten-Triptychons. Das Fehlen eines unmittelbaren malerischen Kontexts ist bis heute der wichtigste Grund gewesen, die Eigenhändigkeit dieses Gemäldes anzuzweifeln. Dank der enormen Menge an neuem Dokumentationsmaterial, welches das BRCP von diesem Gemälde ebenso wie von dem übrigen Œuvre des Meisters angefertigt hat, kann dieses Fragment jetzt doch zuverlässig Bosch zugeschrieben werden.
Heilige
Die Heiligenverehrung erlebte in der Zeit, in der Hieronymus Bosch lebte, einen großen Aufschwung. Bei der Wiedergabe von Heiligen führte Bosch die bestehende Bildtradition fort. Seine Auftraggeber und Zeitgenossen sollten die dargestellten Heiligen schließlich erkennen können, um sich im Gebet an sie zu wenden. Zugleich jedoch hat Bosch der Tradition eine eigene und kreative Interpretation gegeben. Heilige, die er öfter darstellte, waren Hieronymus (sein Namenspatron) und wie hier Antonius (der Namenspatron seines Vaters). Beide waren im Spätmittelalter beliebt. Sie hatten sich einen Teil ihres Lebens als Einsiedler in die Einsamkeit zurückgezogen.
Gemäldedetails: (oben) Hieronymus Bosch: Die Versuchung des heiligen Antonius (Fragment). Katalognummer 45. Um 1500–1510. Öl auf Eichenholz (38,6 x 25,1 cm). Kansas City, Missouri, The Nelson-Atkins Museum of Art, William Rockhill Nelson Trust
Het Noordbrabants Museum

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