17.9.14–4.1.15 Odysseus

17.9.14–4.1.15 Odysseus

Die Lotophagen, Die Blendung des Polyphem... Renate Gier-Francke, Wachscollagen. © Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek München, fotografiert von Renate Kühlung17.09.14-4.1.15 Sonderausstellung: Irrfahrten des Odysseus Glyptothek München
Die Sonderausstellung „Irrfahrten des Odysseus“ mit Werken von Renate Gier-Francke setzt eine seit der Neueröffnung der Glyptothek 1972 gepflegte Tradition fort, zeitgenössische Kunstwerke neben den antiken Skulpturen zu zeigen.
Freilich erfolgt die Auswahl nicht beliebig, sondern unter der Maßgabe, dass die Werke sich inhaltlich oder formal mit den antiken Skulpturen oder der sie rahmenden Architektur auseinandersetzen. Der Bilderzyklus von Renate Gier-Francke dokumentiert eine Beschäftigung der Künstlerin sowohl mit Homers „Odyssee“ als auch mit den Werken antiker griechischer Bildhauer. Es handelt sich aber nicht um Illustrationen des Epos oder eine bildliche Nacherzählung. Vielmehr hat Renate Gier-Francke einen ganz persönlichen, aus ihrer Biographie resultierenden Zugang zu der Dichtung Homers.  Gleichzeitig fließen auch zeitgenössische Bildzitate in ihre Arbeiten ein, schlagen Brücken zu politischen Ereignissen unserer Zeit und verschaffen den Bildern somit einen aktuellen Bezug. (Bild: Die Lotophagen, Die Blendung des Polyphem, Die Winde des Aiolos; Renate Gier-Francke, Wachscollagen, 205 x 105 cm, 2014; Glyptothek München, Saal des Diomedes. © Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek München, fotografiert von Renate Kühlung)
Die Künstlerin schuf ihre Werke in einer ihr seit vielen Jahren vertrauten Technik, doch für dieses Projekt arbeitete sie erstmalig gegenständlich. Die 18 hochformatigen Wachscollagen (205 x 105 cm) entstanden in einem längeren Prozess durch meditatives Schreiben der Texte von Homers „Odyssee“ mit Pinsel und Aquarellfarben auf hauchdünne Japanpapiere. Zentrales bildnerisches Bauelement waren die Buchstaben. In diese Blätter wurden Fotografien griechischer Plastiken, vor allem aus der Münchner Glyptothek, eingearbeitet. Die übereinander geschichteten Blätter, die partiell mit Blattsilber unterlegt sind, wurden mit flüssigem Wachs zu einer transparenten Einheit verschmolzen. Durch Bildzitate aus der Gegenwart werden die Abenteuer des Odysseus aktualisiert und nehmen Bezug auf heutige politische Ereignisse. Die einzelnen Bildtafeln treten untereinander sowie mit ausgewählten, in der Glyptothek präsentierten antiken Skulpturen in Dialog.
Die Collagen bilden in ihrer Gesamtkomposition eine Einheit. Die einzelnen Bilder haben das Format eines doppelten Quadrates, um die Welt der Götter von der Welt der Menschen zu unterscheiden, auch wenn diese wechselnd sich immer wieder durchdringen. Alle Bilder sind kompositorisch durch einander überschneidende fortlaufende Kreise miteinander verbunden, mal mehr, mal weniger sichtbar. Sie lassen an die weiterrollenden Wellen des Ozeans denken. Trotzdem ist die Reihenfolge der einzelnen Abenteuer des Odysseus, wie in der „Odyssee“ beschrieben, eingehalten. So sind die einzelnen Bilder untereinander nicht austauschbar.
Inhaltlich und formal sind die einzelnen Bilder eng miteinander verwoben, bilden damit eine Einheit, die nicht ohne weiteres auseinandergerissen werden kann. Trotzdem erzählt jedes Einzelbild zunächst eine eigene Geschichte. Die Bilder kommen ohne erläuternde Texte aus.  Doch sind in einem Begleitbuch die jeweils zugehörigen Textpassagen aus der „Odyssee“ gegenübergestellt. Sie haben die Künstlerin zu Ihren Arbeiten angeregt und wurden von ihr in die Bilder hineingeschrieben. Der Leser wird so noch einmal mit dem Helden Odysseus auf seine zehn Jahre währende dramatische Reise von Troja ins heimische Ithaka mitgenommen.
Kurzbiografie der Künstlerin: Renate Gier-Francke, geboren 1942 in Köslin (Pommern), aufgewachsen in Bonn, lebt und arbeitet in Grafrath bei München. Studium der Kunsterziehung an den Kunsthochschulen in Düsseldorf und Hamburg mit Schwerpunkt Malerei und Bildhauerei. Zahlreiche Arbeiten in Münchner Kirchen und Umgebung, mehrfach in Zusammenarbeit mit dem Architekten Prof. Josef Wiedemann. Ausstellungen in Berlin, Brühl und dem Münchner Umland.
(Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.)
Pressekontakt: Dr. Astrid Fendt
 

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