Bornholm – Born der Ruhe

Bornholm – Born der Ruhe

Bornholm – Dänemark in einer Nussschale. 

Im November vom Sommer träumen

Reif für die Insel… Seit 1900 schon besuchen Deutsche Urlauber die 558 qkm große, südlichste Insel Dänemarks und bis heute können sie darauf bauen, dass Bornholm sich treu bleibt. Hochhäuser an den Küsten sind tabu, malerische Städtchen am Meer und im Binnenland Programm. 250 km gut beschildertes Radnetz durch eiszeitlich geprägte, weitgehend unberührte Natur, kommt sportlichen Gästen entgegen, denen auch beim 140 km langen Küstenpfad das Herz aufgehen dürfte. Weniger Bewegliche können sich an unzähligen Aussichtspunkten niederlassen und einfach nur Schauen: auf die Ostsee, aufs Baltische Meer, auf unberührte Natur… Auf circa 42.000 Inselbewohner (Tendenz abnehmend), trifft ungefähr dieselbe Anzahl an Touristen pro Jahr, denen vom Camping- und Naturlagerplatz über Frühstückspension bis zum Sterne-Hotel alles geboten wird. Für die Hauptsaison, Juni bis August empfiehlt sich Reservierung. © PTM/Rena Sutor/Text und Bilder > siehe auch: Bornholm ist ein Gedicht
Fähre Povl AnkaFit für daheim… Schon trete ich den Heimweg an, in der Povl Anker sitzend, einen heißen Kaffee im Pappbecher vor mir, die Sonne durchs Restaurantfenster im Gesicht. Ich sehe die Nikolaikirche und den Leuchtturm von Rønne so angenehm langsam verschwinden, wie es eine Fährfahrt ermöglicht. Die wesentlich feschere, viel jüngere Hammerode, mit der ich vor einer Woche in Rønne angekommen bin, steht mit geschlossenem Maul am Pier, umgeben von dunklen Wolken, die darauf warten, weggeblasen zu werden.
My Privat Travel Memory Board Check Wenn ich „Neuland“ wieder verlasse, checke ich, was in meinem Kurzzeitgedächtnis gespeichert ist. Das erhöht die Chance, dass es auch langfristig im Kopf bleibt. Bornholm Ende Juni: Alles umarmende Ostsee und Baltisches Meer, das einen nie loslässt. Strände von feinstem Sandbelag oder rosa glänzendem Granit in unterschiedlichster Körnung bis hin zu pittoresken Felsformationen. Kein Küstenabschnitt mit Bausünden.
Landschaften von der sanften Talsohle im Süden bis zum Nordwestkap Hammeren mit seinen Wanderwegen durch Heide und Dünen. Unsäglich viele Grüntöne, windzerzauste Bäume, betörend süß duftende Kleewiesen, wogende Getreidefelder und mittendrin gigantische Rundkirchen. Almindingen, das drittgrößte Waldgebiet Dänemarks im Zentrum der Insel, mit dem Ekkodalen (Echotal), Bornholms höchstem Berg Rytterknægten und den Burgen Gamleborg und Lilleborg. Die pittoresken, über 20 m hohen Helligdomsklipperne vor dem lichtdurchfluteten Kunstmuseum. Das Künstlerzentrum Grønbechs Gård in Hasle an der Westküste mit beeindruckenden lokalen und internationalen Künstlerarbeiten.
Fernsehen hat in Bornholm eine andere Bedeutung… Bei Sonnenuntergang in einer der Räuchereien mit den bauchigen Kaminen auf Klippen sitzen. Möwengeschrei, unterwandert von Vogelgezwitscher gemischt mit ganz leichtem Räucherduft in der Luft und dann über die Schären hinweg aufs weite Meer schauen. Der Blick höchstens begrenzt durch die Südspitze Schwedens oder vielleicht eine der Erbseninseln. Selbst Erbsenzählern muss da klar werden, dass es noch etwas anderes gibt außer Erbsen. Der Verkehr ist ein gemütlicher Fluss ohne Stau und Hektik – jedenfalls Ende Juni. Bis Ende August kann’s dann schon mal dicker kommen. Aber da Bornholm zu jeder Jahreszeit faszinierend ist kann man dem Sommertourismus auch auskommen. Raser sind mir nie aufgefallen und auch keine Kreuze am Wegesrand.
Svaneke RäuchereiRäucherschornsteine, unten breit oben schmal mit riesigen Eschenholzhaufen davor, für leckere Früchte des Meeres, allen voran der Nationalimbiss, ein Hering namens Bornholmer. Fischbuffets, in alten Booten angerichtet, bei denen man für umgerechnet ca. 20 € pro Person allerlei Fischspezialitäten und das göttlichste aller Softeise bis zum Abwinken genießen kann. Hummerhytten am Listed-Strand wird auch ins Langzeitgedächtnis eingehen: Das kleine Etablissement mit Meerblick, wo sich nicht nur die pekuniäre High Society, sondern auch Herr Hinz und Frau Kunz ohne Schalenwurf den Meereskaiser aus Dänemark oder Kanada gönnt. Preisniveau insgesamt höher als in Deutschland. Neben romantischen stillen Örtchen gibt es auch die echten, die öffentlichen Toiletten, in jedem Ort.

Geerdete Menschen, die oft so statisch wirken wie der Granit auf den die Insel gebaut ist. Viele antworten hilfsbereit in Deutsch oder Englisch, wenn man radebrechend versucht, sich auszudrücken. Sie mögen es gar nicht, wenn jemand herumschreit oder gar seine eigene Heimatfahne hisst. Da könnte dann ja der Platz für die dänischen knapp werden, die vielerorts wehen. Mir fällt auch die ausgewanderte Deutsche ein, die so tut, als hätte sie ihre Muttersprache verlernt. Auffällig wenig jüngere Einheimische sind unterwegs, vielleicht weil es keine Universität auf Bornholm gibt? Wer anderswo studiert bleibt oft ganz weg.
Unterkünfte: Übertriebenen Komfort und Service muss man in den wenigsten Hotels und Pensionen befürchten. Es würde wohl auch das natürliche Gesamtbild stören. Wenn man zum Beispiel vor 7.30h das Hotel verlässt, bestehen wenig Chancen auf einen Wake-up-call oder ein Frühstück. Da lob ich mir die Mobiltelefon-Alarmfunktion oder einen heimischen Freund, der den Weckanruf übernimmt. Die Batterie darf halt nicht leer oder der Freund unzuverlässig sein. Aber seien wir mal ehrlich: welcher Trottel haut zu so nachtschlafender Zeit ab – selber Schuld, schließlich ist man auf Bornholm, dem Born der Ruhe, um Urlaub zu machen, um sich zu erholen, um wieder runterzukommen: reif für die Insel halt… (Bild: Hotel-Pension Allinge Langebjerg)
Lesemuffel können jetzt gleich die Koffer packen. Diese Insel ist definitiv eine Reise wert! Wer derzeit keinen Urlaub bekommt oder sich für mehr Details interessiert ist eingeladen, weiter an meinen Reiseeindrücken teilzuhaben.


Der Weg ist das Ziel Ich bin von München nach Rostock geflogen, habe dort übernachtet und bin am nächsten Tag per Leihwagen via Stralsund und Sassnitz mit der Autofähre nach Bornholm/Rønne gereist. Das hat den Vorteil, auf der Insel motorisiert zu sein (obwohl die Busverbindungen sehr gut sind) und in den Genuss Rostocks, der Fahrt durch Mecklenburg-Vorpommern/Rügen sowie der gemütlichen Fährüberfahrt zu kommen, wobei für den Rügen-Abschnitt reichlich Zeit einzuplanen ist. Spätestens auf der Fähre, wenn beim Verlassen Rügens linkerhand die weißen Kreidefelsen langsam dem Blickfeld entschwinden, heißt es Bornholm lige du (gradeaus). Der sanfte Ritt auf den Wellen ist genau die richtige Annäherung an Dänemarks wohltuende Langsamkeit.

Am Fährhafen der Hauptstadt Rønne an der Westküste empfängt die weiße Nikolaikirche und der Leuchtturm. Hier im wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum lebt ein Drittel der Inselbewohner. Gleich am Hafen im Informationsbüro kann man sich mit ausgezeichnetem Informationsmaterial in deutscher Sprache eindecken. Auch die obligatorische Parkscheibe gibt es hier. Dänische Kronen zieht man sich am besten mit der EC-Karte aus dem Automaten. Das ist günstiger als der Umtausch daheim. Noch rasch durch die Gassen der Altstadt rund um den Hauptplatz gebummelt, das erste vollmundige Softeis gegessen, und dann auf und davon Richtung Süden: mit Licht am Auto – auch tagsüber Pflicht. Möwengeschrei, Wind in dem sich alles wiegt: Bäume, Gräser, Wellen, eine herrliche Luft….

 

Meine Rundreise von/nach Rønne südwärts – einmal um die Insel

Aakirkeby wird dominiert von der Åkirke aus dem 12. Jh, der größten Kirche auf Bornholm mit einem Taufbecken aus dem 13. und einer Kanzel aus dem 17. Jh. Vom 22 m hohen Glockenturm aus hat man eine gute Sicht auf den Ort. Das Erlebniscenter NaturBornholm am Südende der Stadt ist ein interessantes Museum für jedes Alter, in dem man von der Frühzeit der Insel bis zur Gegenwart die Zeiten durchwandert. Vier von Dänemarks insgesamt sieben Rundkirchen (1150-1200) befinden sich auf Bornholm, wobei Østerlars kirke (Foto weiter unten) die größte, Olskirke die höchste und Nykirke die jüngste ist.
Fischer auf BornholmBoderne bietet einen tollen Sandstrand. Das Kadeau ist ein exquisites Restaurant in Pedersker/Åkirkeby. Arnager, ein gemütliches Fischerdorf
mit altem Inselhafen, verfügt über Dänemarks längste, ebenso malerische wie baufällige Holzbrücke.
An Dueodde Strand gibt es mehrere Campingplätze, die oft durch längere Waldstücke erreichbar sind: z.B. Dueodde Camping and Hostel mit Schwimmbad und gut sortiertem Supermarkt. Man wohnt mitten im Pinienwald und direkt am Meer, das sich oft durch eine bewachsene Dünenfront dem Blick entzieht. Family Camping liegt ganz in der Nähe und gefällt mir persönlich etwas besser. Ebenfalls „ums Eck“: Bornholms Familie Camping. Da dieses Umfeld die ideale Campingumgebung ist, hier noch weitere Angebote: Nexø Nexø-Familie Camping ist klein, gemütlich, schlicht – liegt direkt zum Strand hin abfallend und an der Straße. Gleich nebenan gibt es eine Räucherei mit herrlichem Blick. Snogebæk wartet mit einigen sehr guten Restaurants auf. Z.B. Den Lille Havfrue. Restaurant Hovedgade15 macht einen edlen Eindruck. Es gibt aber auch einige preiswerte und charmante Imbissplätze. Das quirlige Örtchen Snogebaek wird vom Meer umarmt.Arsdale (erstmals 1410 erwähnt) ist ein recht ertragreiches Fischerdörfchen mit nicht einmal 500 Einwohnern zwischen Nexø und Svaneke und hat mehrere Räuchereien. Das Wahrzeichen des Ortes und beliebte Touristenattraktion ist die funktionierende Windmühle (Foto) von Finn Mikkelsen, die man gegen eine geringe Gebühr besuchen kann.
Svaneke ist ein sehr attraktives Hafenstädtchen an der Ostküste und bietet vieles, was das Urlauberherz begehrt. Viele Dänen und andere Festländler, die sich zu neuen Ufern aufgemacht haben, sind in Bornholm gelandet und gehen hier jetzt einem anderen Leben, vielleicht einer Berufung nach.

Der „Ismejeri-Chef“ (Foto) ist eigentlich Computerfachmann aus Kopenhagen, seine Frau Designerin und beide sind stark der Natur verbunden. In Svaneke haben sie sich aufs Eis begeben – aber dünn scheint es mir nicht zu sein. Sie verwenden vorwiegend Produkte des Landes, z.B. Apfel, Beeren… aber auch der preisgekrönte Dana-Blu-Käse aus Bornholm, mit Walnüssen kommt ins Eis. Eine „blue hour“ für diesen Hochgenuss erscheint mir angemessen. Das Biereis mit Malzstückchen oder das Lachseis sind echt abgefahren. Direkt an der Klippe liegt Rogeriet i Svaneke mit großem Räucherfischangeb0t. Am Stadtrand liegt Svaneke Hullehavn Camping, schlicht, direkt am Wasser mit Steinstrand und schöner Aussicht auf den Leuchtturm, und mit Sprungbrett ins Meer in nächster Nähe.
Østerlars steht mit der Østerlarskirke die schönste Rundkirche Dänemarks. Gigantisch in der Landschaft stehend, lässt sie an der Allgewalt der Kirche keinen Zweifel offen und strahlt viel von der Stärke aus, die die Kirche längst verloren hat. Manche Quellen bringen die Tempelritter mit dieser trutzigen Stätte in Verbindung.
Das bildschöne Gudhjem zieht sich den Hügel rauf und runter und genehmigt in alle Richtungen Meerblicke durch schöne, alte Gassen. Ein herausragender Campingplatz ist Sannes Familiecamping mit dem Meer vor dem Zelt und vielen Granitformationen in unterschiedlichen Höhenlagen. Die Küchen- und Sanitäranlagen haben Sternecharakter. „CampHilton“ nennen es die Stammgäste.

Von Gudhjem oder Svaneke aus fahren Schiffe zu den Erbseninseln, zur Hauptinsel Christiansø. Das Postschiff „Peter“ fährt das ganze Jahr über, an allen Werktagen und ist zugleich der Lieferant für Alltägliches. Im Sommerhalbjahr gibt es u.a. eine Verbindung mit dem Fährschiff „Ertholm“, von Gudhjem und Allinge aus. Von den Erbseninseln brachten Fischer das Rezept für die spezielle Heringszubereitung nach Gudhjem, die sie dort von Schotten gelernt hatten. Die „Bornholmer“ haben sich zur größten Räucherspezialität der Insel gemausert.
Auf dem Weg nach Allinge: Allmählich steigt die Straße an, die Landschaft wird gebirgiger und ich fange an, die Radfahrer, denen man oft begegnet, zu bewundern. Direkt an der Hauptstraße liegt Baltic Sea Glass, wo man die beste Auswahl aus den vielen Glasprodukten Bornholms einkaufen kann. (Gudhjem, Melstedvej 47).
Das bedeutende Art-Museum in Helligdommen (Foto) liegt gleich hinter den grandiosen Heiligtumsklippen, deren Besuch man mit dem Kunstgenuss verbinden kann. Um die Klippen herum gibt es in Felsen gewaschene Höhlen, die sich am besten per Boot von Gudhjem aus erkunden lassen. Die Architektur des Kunstmuseums, besonders sein langer Steg ins Nichts, erinnert mich an das Buchheim Museum am Starnberger See. Das Art-Museum ist lichtdurchflutet und so konzipiert, dass an Mittsommer die Sonne das Zentrum durchflutet.
Nur 6 km nördlich von Gudhjem rauscht an der Straße nach Allinge linker Hand im Wald versteckt Dänemarks größter Wasserfall, der Døndalfaldet mit einer Fallhöhe von 22 m. In trockenen Sommern fließt dort allerdings höchstens ein Rinnsal. Den Wasserfall erreicht man in circa 15 Min vom Parkplatz hinter der Brücke aus durch einen Bärlauchwald, dessen Duft die Luft schwängert, über wildromantische Brettersteige und Bachgänge. Da der Weg nicht beschildert ist, sollte man ihn sich für den Rückweg gut einprägen… IKONISKBadehotel, ein 100 Jahre altes Hotel am Meer liegt schön, alt und stattlich mit herrlichem Meerblick an der Hauptstraße. Tejn, ein hübscher, kleiner Küstenspot, ebenso wie Sandkas lohnen auch einen Abstecher.
Allinges Fischräucherei bietet direkt auf der Klippe eine köstliche Büffetauswahl. Hier essen alle Sinne mit. Fischfrikadellen in der Nordseehalle am Viktualienmarkt in München kann jeder essen. Aber hier in Bornholm, an so mancher Wasserkante mit Schärenlandschaften, Möwengeschrei und Räucherduft in der Luft einen „Bornholmer“ den landesüblichen Räucherhering verzehren, der nur über Eschenholz geräuchert wird, das ist schon etwas ganz besonderes. Auch Warm geräucherter Lachs und Makrele sind ein Genuss. Hotel-Pension Allinge Langebjerg, nahe Hammeren ist eine still gelegte Eisenbahnstation, die als einfache Unterkunft von sehr netten Wirtsleuten betrieben wird. Schlichte, saubere Zimmer mit Blick aufs etwas entfernte Meer, sonnendurchflutetes Restaurant/Frühstücksraum, großer, schöner Garten und Internetstation. Das Allinge Strandhotellet mit schönem Restaurant und nostalgischem Touch liegt in Sandvig am Meer.

Auch im Norden gibt es reichlich Campingplätze: das eher schlichte Sandvig Familiecamping liegt in der Senke, hat wenig Baumbestand auf dem Platz aber die Umgebung ist pittoresk. Große Graniterhebungen kennzeichnen den Platz vor dem ein großer Kiosk steht. Der Platz ist idealer Ausgangspunkt für die beliebten Hammeren-Wanderungen. Es lohnt sich, die beeindruckende Burgruine von Hammershus erst mal vom drunterliegenden Hafen aus zu betrachten, an dem auch der Küstenwanderweg vorbeiführt. Danach geht’s mit dem Auto aufwärts zum Parkplatz nahe der Burgruine. Von wo aus ein kurzer Marsch dahin führt, wo die alten Ritter ihre Burgfräuleins in die Kemenaten sperrten, während sie in der Weltgeschichte ihr Unwesen trieben.
Von der Hammershus aus Richtung Hasle fahrend geht’s rechterhand zum LyngholtFamilieCamping. Der Platz liegt direkt an der Straße und mit dem Auto 5 Minuten zum Strand entfernt. Er wirkt gepflegt, großräumig, ansprechend, ist umgeben von Wald und hat eine eigene Backstube. Auf 150.000 qm Fläche – ein Pilzparadies – gibt es einen Forellensee.
Zu den malerischen Küstenörtchen Vang, Teglkas, Heligpeder führen Stichstraßen hinunter aber der Weg lohnt sich.
Gronbechs Gard Teís Dích Abrahamsen, KugelspielHasle ist eine ausgezeichnete Station für Kunstinteressierte, die sich im Grønbechs Gård (Bornholms Zentrum für Kunsthandwerk, Leiterin Mai Therese Ørsted) inspirieren lassen oder dort vielleicht auch einen Workshop bei der Papiermacherin Rie Falkenberg-Mortensen machen möchten. 70 Künstler von Bornholm stellen ihre Kreationen in einem Saal des schönen, renovierten Gebäudes aus und viele internationale Künstler. Zum Beispiel der Skandinavier Teís Dích Abrahamsen, ein außergewöhnlicher Künstler und Tüftler, der mit seiner doppelsinnigen Kugelkreation Gal Skat (Foto) auf Politik und Wahnsinn anspielt.
Hasle-Camping ist ein einfacher Platz mit hübschem Restaurant und liegt zwischen Friedhof und Meer, das sich hinter einem kleinen Waldabschnitt versteckt. In Sichtweite liegt Hasle Røgeri, die jahrelang leer stand und seit 1990 wieder in Betrieb ist. Ein Teil davon wurde historisch eingerichtet und mit zeitgenössischen Dokumenten bestückt. Nach einer kurzen Museumsbesichtigung wäre zum Beispiel „Sonne über Gudhjem“ eine Verzehroption – Bückling mit Spiegelei oder der Krabbensalat (100 g 2,60 Euro), ein wahrer Leckerbissen mit Riesenkrabbenstücken. Warm geräucherter Lachs und natürlich die Bornholmer himself sind auch zu haben…
Schon schließt sich der Kreis und die Tour führt via Kirkeby zurück nach Rønne, wo ich erst ein Weilchen brauche, bis ich den richtigen Fährhafenabschnitt finde.


Feuriger Abschied von Bornholm

Am 24. Juni wird in der Johannisnacht nach keltischem Brauch der Sonnwendhansl auf riesigen Scheiterhäufen verbrannt. Die Johannisfeuer als Mittsommernachtsfestivitäten lodern vielerorts in Strandnähe. In Allinge-Sandvig zum Beispiel ein paar Meter von meinem Hotel der letzten Nacht, dem Allinge Strandhotellet entfernt. Dieser letzte großen Urlaubseindruck hat Bornholm noch mehr in mein Gedächtnis eingebrannt.
Tradition und Brauchtum
Eine besonders schöne Tradition, das Frühlings- oder Kildefest, verbindet Svaneke mit der Johannisnacht. Das Kildefesten geht auf heidnische Zeiten zurück, als zur Mittsommerzeit kranke und schwache Menschen zur heiligen Quelle gebracht wurden, um dort Heilwasser zu trinken. Svanekes ursprüngliche Quelle befand sich unter der Felswand von Vigehavnen. Als diese aber nach der Flut von 1872 verschwand, schafften die Svaneker eine künstliche Quelle in Form eines Fasses das in den Flusssteinen vergraben war. Die Originalquelle wurde alljährlich an Johannis von Konfirmanden mit Kildefesten-Blumenschmuck durch KonfirmandenEichen- und Buchenlaub dekoriert. Sie durften das Geld, das in die Quelle geworfen wurde, behalten. Über die Jahrhunderte wurden beim Frühlingsfest nicht mehr nur Kranke und Schwache aufgepeppelt, sondern es entwickelten sich auch Märkte und kleinere Volksfeste. Heute treten bei diesem Festival am 24. Juni Folkloregrüppchen auf, Ansprachen werden gehalten, es gibt Leckereien und bis spät in die Nacht Musik und Tanz in der Nähe des Leuchtturms. Die künstlichen „Quellen“ (kleine Glasschalen) mit Blumenarrangements werden in ganz Svaneke von den Jugendlichen aufgestellt, die im darauf folgenden Jahr konfirmiert werden. Sie freuen sich auf die pekuniären Gaben in ihren kleinen Schüsselchen. Und natürlich wird gegen Mitternacht auch das Johannisfeuer angezündet – in der Nähe vom Leuchtturm am Strand.

 

Auch wenn dieser Legendenextrakt schon xmal zitiert wurde, ich kann nicht umhin, ihn noch einmal zu wiederholen: „Als Gott Skandinavien erschuf, behielt er vom Schönsten eine Handvoll bis zum Schluss zurück. Das warf er in die Ostsee und es entstand Bornholm…“, weil nichts bestechender ist als die Wahrheit…

 

Informationen
An der Nordre Kystvej, gleich hinterm Fährhafen gibt’s im Destination Bornholm/Velkomstcenter Nordre Kystvej 3, Rønne telf.: +45 5693 0341. Parkscheibe, die ebenso Pflicht ist wie rund um die Uhr Licht am Auto bekommt man hier.

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