Buch: Leben der Dinge

Buch: Leben der Dinge

WatsonDinge2013 Crotona Verlag
Lyall Watson

Das geheime Leben der Dinge

Warum Computer und Autos ein Eigenleben führen
280 Seiten, 19,95 € (D), Hardcover, ISBN: 978-3-86191-041-1
Gehören Sie auch zu den Zeitgenossen, bei denen Autos, Computer, Drucker, Handys oder andere persönliche Gegenstände … schon mal ein Eigenleben führen, das mit dem Wunschdenken des Besitzers nicht immer kompatibel ist? Ich schon! Wenn ich nur lange genug „unter Strom stehe“, kann es durchaus passieren, dass sämtliche Glühbirnen in meiner Wohnung aus Loyalität zu mir fast gleichzeitig ihren Geist aufgeben.
Kein Wunder also, dass ich begierig nach Lyall Watsons Buch „Das geheime Leben der Dinge“ gegriffen habe, um endlich zu erfahren, was es damit auf sich hat. Denn wenn ein seriöser Wissenschaftler wie der Südafrikaner Lyall Watson (1939–2008) sich anschickt, derlei Phänomenen auf den Grund zu gehen, dann muss ja etwas dran sein. Watson war nicht nur auf Gebieten wie Botanik, Zoologie, Geologie, Chemie, Meereskunde, Paläontologie und Anthropologie bewandert, seine Forschungen widmete er auch dem Ungewöhnlichen, Unerklärlichen.
In seinem posthum veröffentlichen Buch nimmt er den Leser mit auf eine spannende Reise, in dem ausnahmsweise einmal nicht Menschen, sondern unterschiedlichste Dinge die Hauptrolle spielen: Autos, Computer, Schmuck, Steine, Elektroartikel, Möbelstücke, Geigen, Handschmeichler … bis hin zum Geisterhaus. Lyall schildert Begebenheiten aus allen Teilen der Erde, die einem die Haare zu Berge stehen lassen, aber auch kleine Geschichten, wie man sie vielleicht selbst schon einmal erlebt hat: dass beispielsweise ein kostbarer Ring, den man vor Jahren verloren hatte, auf wundersame Weise zu einem zurückkehrt. Der Autor vertritt dabei die These, dass, wenn wir eine enge Beziehung zu einem Gegenstand aufbauen, wir mit ihm sozusagen in Resonanz treten und dieser dadurch mit einer Art Erinnerungsvermögen ausgestattet wird. Sprich, wir selbst sind es, die die Dinge beleben, ja sogar beseelen. Indem wir unsere Spuren in der Materie hinterlassen, verleihen wir ihr unvermutete Fähigkeiten. Schließlich fungieren wir auch als Geburtshelfer unserer „fleischgewordenen Gedanken“, begann jedes Ding doch einmal als Idee: Wir taufen Schiffe mit Champagner, ersinnen Computer in Generationen, denken uns für unsere Kreationen – Autos, Fähren oder Raumschiffe – mehr oder weniger liebevolle Namen aus; wen wundert’s, wenn das (personalisierte) Ding dann irgendwann ein wenig „menschelt“?
Ein heiter beschwingtes Buch ist das „Geheime Leben der Dinge“ keineswegs, auch keine unbedingt leicht verdauliche Kost, dafür spannend und informativ für all diejenigen, die offen für ungewöhnliche Ideen sind. Natürlich kann der Autor keine wissenschaftlich evaluierten Beweise für seine Thesen erbringen, dazu ist das Gedankengut zu neu, seine Ansätze sind aber durchaus (wenngleich nicht immer!) nachvollziehbar.
Von einem Begriff wird man sich nach der Lektüre dieses Buchs jedenfalls verabschieden müssen: tote Materie. Oder um es mit den Worten des Autors auszudrücken: Es ist höchste Zeit, dass wir die „Dinge“ ernst nehmen. Denn wir sind’s, die die Geister riefen …
(Rosemarie Elsner)

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