Kunst: Aus Dämmerung und Licht

Kunst: Aus Dämmerung und Licht


Hirmer_DämmerungLicht
2013 Hirmer Verlag München
Beiträge von David Jackson, Per Hedström, Timo Huusko, Peter Nørgaard Larsson und Nils Ohlsen

Aus Dämmerung und Licht

Meisterwerke nordischer Malerei 1860-1920
260 S., 39,90 € (D), | 51,90 sFr. 122 Farbtafeln, 41 Abb. in Farbe, 11 in SW, 1 Karte, 29,5 x 28,5 cm, gebunden. ISBN: 978-3-7774-5711-6. (in der Kunsthalle kostet die deutsche bzw. englischen Ausgabe 25 €)
Stimmungsvolles Licht und ausdrucksstarke Farben zeichnen die nordische Malerei aus. Die Künstler tragen mit ihren Bildern maßgeblich zur Identitätsbildung ihrer Länder bei. Sie zeigen die landschaftliche Schönheit des europäischen Nordens in unterschiedlichen Stimmungen. Der Katalog (Deutsch, Englisch, Niederländisch) zur Ausstellung in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung: „Aus Dämmerung und Licht“ veröffentlicht nun erstmals die großartigen Werke nordischer Meister wie Munch und Zorn aus der Zeit zwischen 1860 und 1920.

Die längste Nacht des Jahres: Das ganze Dorf trifft sich, tanzt ausgelassen und feiert die Ankunft des Sommers. Die Frauen tragen Tracht und weiße Spitzentücher, die Männer schwarze Hüte und Anzüge. Die Sonne ist schon längst untergegangen und doch ist es taghell.
Mit unruhigen Pinselstrichen fängt Anders Zorn in seinem „Mittsommernachtstanz“ diese einmalige Stimmung ein. Das Ölgemälde gilt in Schweden bis heute als künstlerisches Nationalsymbol. Es steht für das neu gewonnene Selbstbewusstsein Skandinaviens, Finnlands und Islands um die Jahrhundertwende.
Aufbruch in die Moderne
Die nordische Malerei thematisiert den kulturellen und gesellschaftlichen Umbruch, der sich im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert in den Ländern des Nordens vollzieht. Finnland stand bis 1917 unter russischer Vorherrschaft. Island wurde von Dänemark beherrscht. Schweden wünschte sich die Demokratie. Doch jede Unabhängigkeitsbewegung wurde sofort unterdrückt.
Die neuen Ansätze in der Kunst machten der Bevölkerung wieder Mut und wirkten wie eine Befreiung. Die Maler zeigten die Schönheit des eigenen Landes, erinnerten an alte Bräuche und Gewohnheiten und stellten den Menschen wieder in den Mittelpunkt. Die Darstellungen wirken auf den ersten Blick wenig politisch und doch haben sie eine tiefere Bedeutung: Sie steigerten das Selbstwertgefühl der Bevölkerung und den Stolz auf das eigene Heimatland.
Heimatsuche im Ausland
Neugierig auf die Welt und weil sie in ihrer Heimat nicht die Freiheit hatten, sich weiterzubilden, reisten viele der nordischen Künstler in europäische Metropolen. Vor allem zog es sie nach Paris, wo sie eine vielfältige Kunstszene vorfanden. Sie knüpften Kontakte mit anderen europäischen Künstlern und nahmen an wichtigen Ausstellungen teil, behielten aber stets ihre Heimatverbundenheit und ihren eigenen Stil.
In der Zeitspanne von 1860 bis 1920 erlebte die nordische Malerei eine künstlerische Blütezeit. Eine atemberaubende Vielfalt an Bildwerken entstand. Das Aufkommen der Moderne zeichnete sich durch den Drang nach Freiheit, Selbstvertrauen und Unabhängigkeit aus. Die Künstler probierten neue Wege aus. Dies führte nicht nur zu eigenständigen, nordischen Varianten von Realismus, Impressionismus und Symbolismus. Die Künstler des Nordens gaben ihre neuen Ideen auch an ihre Zeitgenossen im Süden weiter und veränderten so die Kunstszene in ganz Europa.
Der Katalog „Aus Dämmerung und Licht“
Der Hirmer Katalog „Aus Dämmerung und Licht“ widmet sich der nordischen Malerei um die Jahrhundertwende und zeigt auf rund 260 Seiten selten gesehene Bilder von herausragender Qualität. Meisterwerke von international renommierten Künstlern wie Edvard Munch, Anders Zorn, August Strindberg, Carl Larsson, Vilhelm Hammershøi und Helene Schjerfbeck stehen im spannenden Dialog mit Arbeiten von ausgezeichneten Malern, die es in Deutschland noch zu entdecken gilt.
Mit einer breiten Themenvielfalt von Landschaftsbildern bis hin zu Aktdarstellungen wird demonstriert, was die nordischen Künstler über die Heimatgrenzen hinweg verbindet und trennt. Sechs Essays sowie Zeittafeln und Künstlerbiografien erläutern die Hintergründe der Zeit zwischen 1860 und 1920.
In einem großformatigen und großzügig ausgestatteten Katalogband aus dem Münchner Hirmer Verlag bieten die Herausgeber und Autoren erstmals einen weit gefächerten und fundierten Überblick zu diesen nordischen Malern, stellen die Künstlerpersönlichkeiten in prägnanten Lebensbildern vor und dokumentieren sie mit Hauptwerken ihres Schaffens.(Bücherrundschau)  

30.5.-6.10.13 Aus Dämmerung und Licht. Meisterwerke nordischer Malerei 1860-1920.
Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung zeigt eine großartige Überblicksschau mit 125 Gemälden aus den fünf nordischen Ländern (Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden) während des Umbruchs zur Moderne.
John Bauer 
Nationalmuseum Stockholm
Meisterwerke von Edvard Munch, Anders Zorn, Akseli Gallen-Kallela, August Strindberg, Helene Schjerfbeck und Vilhelm Hammershøi stehen im spannenden Dialog mit Bildern von fast 60 hervorragenden Malern, die es in Deutschland noch zu entdecken gilt. Mit einer breiten Themenvielfalt wird demonstriert, was zwischen den noch jungen nordischen Nationen diese Künstler über die Heimatgrenzen hinweg verbindet und trennt.
Getrieben von Neugier, aber auch aufgrund der mangelnden oder als zu starr empfundenen Ausbildungsmöglichkeiten in ihrer Heimat reisen viele der nordischen Künstler in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die europäischen Metropolen mit wichtigen Kunstakademien wie Düsseldorf oder München. Vor allem zieht es sie nach Paris, wo sie eine vielfältige Kunstszene vorfinden.
Mit Enthusiasmus betreten die Maler neue Wege, nehmen Impulse auf und definieren ihre eigene kulturelle Identität neu. Kontakte mit anderen europäischen Künstlern und die Teilnahme an wichtigen Ausstellungen in ganz Europa fördern das Entstehen einer autarken Formensprache. Dies führt nicht nur zu eigenständigen, nordischen Varianten von Realismus, Impressionismus und Symbolismus, auch vermitteln die nordischen Künstler neue Impulse an ihre südlichen Zeitgenossen. (Foto: John Bauer 
Bruder St. Martin und die drei Trolle, 1913 
Aquarell/Papier, 25 × 25 cm 
Nationalmuseum, Stockholm; © Photo@Nationalmuseum, Stockholm)
Der Ausstellungstitel »Aus Dämmerung und Licht« bringt die einmaligen Stimmungen zum Ausdruck, die die nordischen Maler in ihren Bildern einzufangen vermögen. Die Landschaftswahrnehmung spielt hierbei eine zentrale Rolle. Doch auch das tägliche Leben in Dorf oder Stadt, mit der daran verbundenen sozialen Problematik, wird mit atmosphärischer Symbolik angedeutet. Der Titel versinnbildlicht auch den kulturellen und gesellschaftlichen Umbruch, der sich im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert in den nordischen Ländern vollzieht. Dieser Aufbruch in die Moderne stellt die traditionellen Vorstellungen von Ästhetik und Moral in Frage und wirft einen kritischen Blick auf die Lebensumstände dieser Nationen im Wandel. Denn auch die geografischen Grenzen der nordischen Länder verändern sich: so erlangen Norwegen (1905), Finnland (1917) und Island (1918) ihre Unabhängigkeit. Mit ihren Arbeiten tragen die Künstler aktiv zur Identitätsfindung des eigenen Landes und zu gesellschaftlichen Veränderungen bei.
Das wachsende Interesse an der nordischen Kunst hat in den vergangenen Jahren zu zahlreichen monografischen Ausstellungen in Europa und Amerika geführt. Auch die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung hat schon umfangreiche Werkschauen zu Munch, Larsson, Zorn und zuletzt Hammershøi gezeigt. Dieses berechtigte Interesse an der hohen künstlerischen Qualität der nordischen Maler kulminiert nun in dieser einzigartigen Übersichtsschau mit Arbeiten von nationalen Größen wie Prinz Eugen (Schweden), P. S. Krøyer (Dänemark), Magnus Enckell (Finnland), Christian Krohg (Norwegen) oder Thórarinn Thorláksson (Island).
Die Ausstellung wurde im Rahmen eines wissenschaftlichen Forschungsprojekts von Prof. Dr. David Jackson, Spezialist für russische und skandinavische Malerei, konzipiert und ist eine Kooperation der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung mit dem Groninger Museum. Die wissenschaftliche Recherche für das Projekt wurde vom Arts & Humanities Research Council Großbritannien finanziert.

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