26.10.17-4.3.18 ARAKI.TOKYO

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Pinakothek der Moderne Sammlung moderne Kunst
fotokameras-0002.gif von 123gif.deDer Japaner Nobuyoshi Araki (*1940) zählt zu den wohl produktivsten, aber auch provokativsten Fotografen unserer Zeit. Seit den 1960er-Jahren eignet sich Araki die ihn umgebende Welt täglich und obsessiv mit Hilfe der Kamera an, eine Aneignung, die bis heute in mehr als 500 Büchern und Hundertausenden von Fotografien Niederschlag gefunden hat. Sein künstlerisches Werk umspannt ein vielfältiges Spektrum an Themen, von hocherotischen Frauendarstellungen, die international großes Aufsehen erregten, über artifizielle Stillleben, Pflanzenfotografien, reportagehaft anmutende Alltagsdarstellungen und Architekturaufnahmen bis hin zu sehr persönlichen, fast tagebuchartigen Fotografien von sich und seiner früh verstorbenen Frau Yoko.
2004 konnte mit Unterstützung von PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne die Originalvorlage von Arakis Buch „Tokyo“ erworben werden. Bestehend aus 28 exquisiten Diptychen zählt „Tokyo“ zu den frühesten eigenständigen Buchprojekten Arakis und erschien 1973 in kleiner Auflage, eingeleitet durch einen Text von Kōji Taki, dem legendären Gründer der avantgardistischen Zeitschrift „Provoke“. Mit „Tokyo“, das mit den beiden ersten Künstlerbüchern „Sentimental Journey“ und „Okinawa“ eine Trilogie bildet, führt sich Araki als Künstler und Fotograf ein. Es steht am Beginn seiner intensiven, bis heute andauernden Auseinandersetzung mit dem Lebens- und Stadtraum seiner Heimatstadt. 
In dieser frühen, konzeptuell ausgerichteten Arbeit kombiniert Araki Momentaufnahmen namenloser Passanten, die er an belebten Straßenkreuzungen beobachtete, mit den anspielungsreichen erotischen Selbstinszenierungen einer jungen Frau. Die Kombination aus schnappschussartigen Straßenfotografien mit Aufnahmen eines in eindeutig sexuellen Posen in Szene gesetzten Frauenkörpers bedeuten für Araki bis heute die adäquate Form, Tokio zu beschreiben, eine Verbindung, die sein gesamtes fotografisches Werk kennzeichnet. Die Gegensätze zwischen anonym und vertraut, bekleidet und nackt wie Innen- und Außenwelt fungieren als subtile Verweise auf die Trennung zwischen öffentlicher und privater Lebenswelt, zwischen Traum und Wirklichkeit. Die Passanten erscheinen wie der Betrachter in der Rolle der anonymen Zuschauer und dringen zugleich in die verborgene Sphäre einer Stadt ein, die sich der Überwachung und Normierung entziehen will.
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Die Ausstellung führt erstmals die nur als Unikat existierende „Tokyo“-Serie mit weiteren ikonischen Serien zusammen, in denen Araki das Prinzip der Bildpaarung weiterentwickelt. So verschmelzen in der umfänglichen Arbeit „The Past“ jeweils zwei Fotografien miteinander. Sie zeigen städtische Alltagszenen und sind oftmals unmittelbar nacheinander aufgenommen. Als ein Bild vergrößert entsteht der Eindruck einer fragmentierten filmischen Sequenz, ein fotografisches Roadmovie der Stadt Tokio. Ebenfalls 1972 entstand „The Days We Were Happy“, eine rund vierzig Arbeiten umfassende Serie, die, soweit bekannt, bisher nie veröffentlicht wurde. Hier fotografierte Araki japanische Werbespots vom Fernseher ab, zerriss die vergrößerten Aufnahmen und fügte sie dann leicht versetzt mit Klebestreifen wieder zusammen. Die Künstlichkeit und Verlogenheit dieser zu Werbezwecken geschaffenen Inszenierungen, die überkommene Vorstellungen von Liebe, Familie, Alltagsleben und Wohlstand transportieren, tritt in den Vordergrund und offenbart deren Brüchigkeit. Eine Auswahl der äußerst seltenen „Xerox Photo Alben“, die Araki 1970 geschaffen hat, sowie lange vergriffene Künstlerbücher vertiefen den Einblick in Arakis noch zu entdeckendes Frühwerk.
Mehr als vierzig Jahre nach dem ersten Erscheinen wird „Tokyo“ in einer bibliophilen Monographie nochmals publiziert, ergänzt mit dem erstmals auf Deutsch und Englisch verfügbaren Essay von Kōji Taki sowie Beiträgen von Yasufumi Nakamori und Inka Graeve Ingelmann. Die nur in limitierter Auflage verfügbare Publikation ist im Museumsshop erhältlich (€ 28,90).
Parallel zur Ausstellung „Araki.Tokyo“ wird die Dia-Projektion „Walking Piece“ (1966) gezeigt, die eine der frühsten Performances der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama (*1929) dokumentiert.
Wir danken der großzügigen Unterstützung durch PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V.
Medienpartner:
Kuratorin: Dr. Inka Graeve Ingelmann, Leiterin der Sammlung Fotografie und Neue Medien, Pinakothek der Moderne | Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Filmprogramm: Dr. Franziska Stöhr, wissenschaftliche Volontärin Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Pressestelle der Pinakotheken, Pressekontakt: Tine Nehler M.A.

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