Die Pestizidlüge

Die Pestizidlüge

2018 oekom Verlag André Leu Die Pestizidlügeskelett-0037.gif von 123gif.de Download & Grußkartenversand2018 oekom Verlag
André Leu

Die Pestizidlüge

Wie die Industrie die Gesundheit unserer Kinder aufs Spiel setzt

240 S., 20 €. ISBN 978-3-96238-013-7 (auch als eBook erhältlich/15,99 €). Leseprobe

Die Debatte um Pestizide ist in vollem Gange, – umso mehr, seit der deutsche Agrarminister 2017 dem Antrag der EU-Kommission auf Verlängerung der Zulassung von Glyphosat zugestimmt hat, – obwohl es von der Weltgesundheitsorganisation als potentiell krebserregend eingestuft wurde.
Längst bringen zahlreiche wissenschaftliche Studien den Einsatz von Pestiziden mit dem Anstieg einer ganzen Reihe von Krankheiten und Verhaltensstörungen in Verbindung. Staatliche Aufsichtsbehörden reagieren jedoch nicht darauf. Vielmehr ist trotz schöner Reden, Pestizide reduzieren zu wollen, ihre Verwendung in den letzten Jahren weiter gestiegen. Bedenken werden systematisch ignoriert und Daten geschönt.

»Alle in der Lebensmittelindustrie eingesetzten Pestizide sind eingehend getestet worden und bewiesenermaßen unschädlich.« »Die Menge an Pestiziden in unserem Essen ist so gering, dass sie überhaupt keinen Effekt haben.« »Der Einsatz von Pestiziden ist unvermeidbar, wenn wir die ganze Weltbevölkerung ernähren wollen.« So oder so ähnlich lauten die Argumente der Agrarindustrie und Chemielobby seit Jahrzehnten. 
Diese und weitere Mythen der Agrarlobby um Monsanto & Co. widerlegt der renommierte Agrar- und Ernährungsexperte André Leu wissenschaftlich fundiert im vorliegenden Buch. – Jedoch nicht, ohne auch einen Weg in eine pestizidfreie Zukunft zu weisen. Er zeigt die Risiken synthetischer Chemikalien auf, fasst die Ergebnisse publizierter Studien zusammen und stellt diese klar und verständlich dar.
‚Die Pestizidlüge‘ baut auf den Erkenntnissen eines früheren Buches zum Thema auf. In seinem neuen Buch liegt der Schwerpunkt jedoch auf der Gesundheit von Kindern und deren Gefährdung. Richtwerte, ab wann Pestizide schädlich (und damit verboten) sind, orientieren sich generell an gesunden Erwachsenen. Bei diesen Werten sind Kinder jedoch bereits massiv gefährdet. Zahlreiche neuere Studien belegen, dass viele bereits mit giftigen Cocktails aus Pestiziden und anderen bedenklichen Chemikalien belastet zur Welt kommen, von denen selbst winzige Mengen für zahlreiche schwere Krankheiten verantwortlich sind.
„Nachdem seit mehr als einem Jahrhundert die durchschnittliche Lebenserwartung stetig gestiegen ist, wächst nun nach Einschätzung vieler Experten erstmals wieder eine Generation heran, die eine niedrigere Lebenserwartung haben wird als ihre Eltern und deren Lebensqualität zudem durch zunehmende Gesundheitsprobleme beeinträchtigt wird.“ . – Wahrlich keine schöne Perspektive.
Das Buch klärt über Gefahren auf, die selbst durch winzigste Pestizidmengen drohen, gibt Einblick in schwere Mängel bei Vorschriften und Testverfahren für die zahlreichen toxischen Chemikalien in unserem Essen. Und zeigt, dass Kriterien, die den derzeitigen Pestizideinsatz stützen, häufig nicht auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, vielmehr auf überholten falschen Annahmen .
Mythen um die Unbedenklichkeit der Pestizide:

  • Mythos »Gründlich getestet« – Pestizide sind keineswegs genau genug getestet, um sie bedenkenlos einsetzen zu können. Das gilt besonders für die Kombination verschiedener Pestizide sowie ihre Abbauprodukte, die bis zu tausend Mal giftiger sein können als ein einzelner chemischer Wirkstoff.
  • Mythos »Sehr kleine Mengen sind unbedenklich« – Pestizide sind in kleinen Dosen nicht ungefährlich, im Gegenteil: Manche entfalten gerade niedrig dosiert gefährliche hormonähnliche Wirkung.
  • Mythos »Rascher Abbau« – Viele Pestizide werden sogar noch giftiger, wenn sie sich zersetzen.
  • Mythos »Zuverlässige Aufsichtsbehörden« – Aufsichtsbehörden ignorieren systematisch die zahlreichen begutachteten Studien, die aufzeigen, welchen Schaden Pestizide anrichten, und ziehen hauptsächlich solche heran, die von deren Produzenten vorgelegt werden. Durch den Einfluss der Lobbyisten auf die Gesetzgebung schützen Regierungen die Interessen der Industrie mehr als die der Öffentlichkeit. (Und dieselben Konzerne, die diese Pestizide herstellen, haben dann auch gleich die Medikamente für dadurch verursachte Krankheiten im Angebot). Als klassisches Beispiel von massivem Interessenkonflikt nennt André Leu die sogenannte Drehtür: „Dabei besetzen ehemalige Topmanager einflussreiche Positionen in der Politik und umgekehrt. So kontrollieren die Füchse das Hühnerhaus! Ex-Manager der Agrarchemieindustrie schreiben Gesetzestexte zu Pestiziden, die ihr früherer Arbeitgeber entwickelt hat. Und in den Fachausschüssen, die die Rückstandsmengen giftiger Chemikalien in unseren Lebensmitteln festlegen, sitzen Wissenschaftler, die Forschungsgelder der Pestizidindustrie erhalten.“ Die ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast fragt in ihrem Vorwort: „Wird denn in der EU ernsthaft für unsere Gesundheit gesorgt?“ Und gibt gleich selbst die Antwort: „Nein. Auch das europäische Zulassungsverfahren für Pestizide ist faktisch gescheitert. Es dient den Interessen der Konzerne, ist Teil der Agrarindustrie und stellt faktisch die Gesundheit, den Erhalt der Arten und gesunder Böden ins Abseits.“
  • Mythos »Pestizide sind unerlässlich für die Landwirtschaft« – Toxische, synthetische Pestizide werden in der Landwirtschaft nicht benötigt, denn die Biolandwirtschaft ist in der Lage, genügend Lebensmittel für die Welternährung zu erzeugen.

André Leu stellt mehrerer Projekte in verschiedenen Ländern vor, die eindeutig zeigen, dass giftfreie Alternativen existieren und sogar besser funktionieren, und zwar sowohl in der Schädlingsbekämpfung als auch in der Erzeugung gesunder, nahrhafter Lebensmittel. Gerade in Ländern mit geringem Produktionsniveau bringen biologische Landbausysteme erwiesenermaßen sogar höhere Erträge.
Die Pestizidlüge ist am Ende enttarnt, die Wahrheit über die enormen Gefahren der der Allgemeinheit als unschädlich angedienten Chemikalien ans Licht gebracht. Die Frage ist nun, was aus den Erkenntnissen folgt. „So kann es nicht weitergehen“ sagt der Autor dieses höchst aufschlussreichen Buches, das in jeden Haushalt gehört. Er weiß: „Echte, positive Veränderungen werden von der Bevölkerung in Gang gesetzt.“ Und rät dringend, soweit wie nur möglich, zu biologisch erzeugten Lebensmitteln zu greifen und auf Pestizide in Haus und Garten zu verzichten.
Nach Interessenlage ist von Politik und Wirtschaft sicher wenig zu erwarten.
Alles eben eine Frage des Profits. (Ursula Süß-Loof, M.A.)

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